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Trübe Novemberstimmung an den Märkten

06.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise treten auf der Stelle und warten auf richtungsweisende Signale von den Aktien- und Devisenmärkten. Von der OPEC sollte der Ölmarkt dagegen keine Unterstützung erwarten, sofern die wichtigsten Nicht-OPEC-Produzenten nicht auch zu Produktionskürzungen bereit sind. Die Signale der OPEC an die europäischen Ölproduzenten sind zwar subtil, aber eindeutig. Während Saudi-Arabien die Preise für asiatische und US-Kunden zuletzt relativ stabil hielt, wurden für europäische Kunden rekordhohe Abschläge gegenüber ICE Brent für leichtes saudisches Rohöl von 4,75 USD je Barrel für Dezember vereinbart.

Eindeutige Signale sind auch die Öllieferungen aus Saudi-Arabien an zwei polnische Raffinerien im Oktober. Auch eine schwedische Raffinerie wurde kürzlich erstmals seit Jahrzehnten beliefert. Just wenn die russische Produktion auf Rekordhoch klettert und die norwegische Ölproduktion im Dezember auf Zweijahreshoch steigen soll, „fordert“ die OPEC offensichtlich eine Kooperation der Nicht-OPEC-Produzenten bei der Mengendisziplin.

Wie in den USA sind auch die Gaspreise in Europa auf dem Rückzug. Relativ hohe Bestände und gute Liefermengen haben die Gaspreise (TTF DA) mit knapp 17 EUR/MWh auf den tiefsten Stand seit August 2014 sinken lassen. Die Aussicht auf wärmeres Wetter und die gute Versorgungslage waren dafür wohl verantwortlich. Mit nur 83% sind die EU-Gaslager aktuell im Vorfeld der Heizperiode zwar gering gefüllt. Aber das ist der extremen Ausweitung der Lagerkapazitäten geschuldet, die mit über 93 Mrd. Kubikmeter so hoch sind wie nie zuvor. Absolut sind die Gaslagerbestände so hoch wie vor einem Jahr.


Edelmetalle

Der Goldpreis notiert im Vorfeld der US-Arbeitsmarktdaten, die heute Nachmittag veröffentlicht werden, nahezu unverändert bei knapp 1.110 USD je Feinunze. Der Preis dürfte nur dann spürbar zulegen, wenn die Daten enttäuschen, das heißt im Oktober weniger neue Stellen geschaffen wurden. Denn dann würde wohl der US-Dollar abwerten, weil eine baldige Zinserhöhung der US-Notenbank Fed wieder stärker in Frage gestellt werden dürfte. Gemäß Fed Fund Futures liegt die vom Markt erwartete Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im Dezember derzeit bei 56%.

Höheren Preisen stehen auch die anhaltenden ETF-Abflüsse entgegen. So verzeichneten die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs gestern mit 8,5 Tonnen nicht nur den fünften Tagesabfluss in Folge, sondern zugleich auch den höchsten Abfluss seit Ende Juli. Zudem dürften sich auch die spekulativen Finanzinvestoren bei Gold weiter zurückziehen und somit ebenfalls Druck auf den Preis ausüben. Neue Daten zu deren Marktpositionierung werden heute Abend von der CFTC veröffentlicht.

Stark unter Druck stand gestern einmal mehr Palladium. Das hauptsächlich in der Automobilindustrie verwendete Edelmetall fiel auf Schlusskursbasis um 3,7% auf nur noch etwas über 600 USD je Feinunze. Dies dürfte wohl auch hier dem Rückzug der spekulativen Finanzanleger geschuldet sein. Die Palladium-ETFs verzeichneten dagegen erstmals seit 24 Tagen keinen Abfluss.


Industriemetalle

Der Eisenerzpreis ist gestern auf ein 4-Monatstief von 48,7 USD je Tonne gefallen und hat damit innerhalb von knapp vier Wochen 14% verloren. Damit folgt der Eisenerzpreis dem Preis für warmgewalzten Stahl in China nach unten, welcher seit Anfang des Monats auf einem Rekordtief von umgerechnet unter 300 USD je Tonne liegt. In Brasilien sind im südöstlichen Bundesstaat Minas Gerais gestern zwei Staudämme eines Rückhaltebeckens des Eisenerzproduzenten Samarco Mineracao gebrochen, woraufhin es zu einer gewaltigen Schlammlawine gekommen ist. Samarco ist ein Joint Venture von Vale und BHP Billiton, den größten und drittgrößten Eisenerzproduzenten weltweit.

Auf das globale Angebot und im Endeffekt den Eisenerzpreis hat dies jedoch erst dann Auswirkungen, wenn die Produktion in der Mine über eine längere Zeit stillstehen würde. Samarco produziert Eisenerzpellets für die Stahlindustrie, die vorwiegend in die USA und nach Europa verkauft werden. Allerdings ist der seewärtig gehandelte Markt für Pellets mit einem Volumen von rund 110 Mio. Tonnen laut Angaben des Research-Instituts CRU deutlich kleiner als der Markt für Eisenfeinerze (ca. 1,4 Mrd. Tonnen) und Samarco steht für etwa 20% des Pellet-Angebots.

Daher könnten die Prämien für Pellets vorübergehend steigen. Unterdessen meldete der Hafenbetreiber von Port Hedland in Australien einen Rückgang der Eisenerzexporte nach China im Oktober auf 30,7 Mio. Tonnen. Offenbar wirft die saisonbedingt schwächere Nachfragezeit dort schon ihre Schatten voraus.

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Agrarrohstoffe

In ihrer jüngsten Prognose hat die EU-Kommission die Erwartung an die sich dem Ende zuneigende Maisernte 2015 um 1 Mio. auf 57,4 Mio. Tonnen reduziert. Neben einer um 6% kleineren Anbaufläche ist dafür vorrangig die Hitze und Trockenheit des Sommers verantwortlich. Damit bliebe die Ernte 2015 um gut 20 Mio. Tonnen oder 26% unter der Rekordernte des Vorjahres. Besonders stark ist der Einbruch in Frankreich, wo alleine 5 Mio. Tonnen weniger als 2014 geerntet werden sollen. Die geringere Ernte wird wohl höhere Importe notwendig machen.

Allerdings dürfte nach der wieder sehr großen Weizenernte mehr Weizen als Alternative zu Mais verfüttert werden. Zudem wurden die Lagerbestände in der Saison 2014/15 deutlich aufgestockt. So weicht die derzeitige Importprognose der EU-Kommission mit 11 Mio. Tonnen deutlich von der des US-Landwirtschaftsministeriums von 16 Mio. Tonnen ab.

Die Internationale Zuckerorganisation ISO hat die Defizitschätzung für 2015/16 am globalen Zuckermarkt in ihrem gestern veröffentlichten Quartalsbericht erneut angehoben. Der Rohzuckerpreis stieg daraufhin um 0,8% auf 14,76 US-Cents je Pfund. Laut ISO ist mit einem Defizit von 3,5 Mio. Tonnen (vorher 2,5 Mio. Tonnen) zu rechnen, was primär auf die geringere Produktion in Indien, der EU und der Ukraine zurückzuführen sei. Die ISO erwartet aber, dass die Produktionsengpässe durch die hohen Lagerbestände aufgefangen werden können.



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