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Europa mit neuen alten Baustellen - US-Zinsphantasie belastet

10.11.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0746 (07.57 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0727 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 123.30. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.50 EUR-CHF oszilliert bei 1.0790.

Zwar haben wir auch heute keine Wirtschaftsdaten, die zur Veröffentlichung anstehen und auch die restliche Woche ist die Datenpipeline nur dürftig gefüllt, aber dennoch ergeben sich einige wegweisende Informationen für die Finanzmärkte.

Nicht dass diese Konstellation ein komplett neues Dogma wäre, schließlich dominieren schon seit Monaten politische Begebenheiten (Notenbanker, Ölproduzenten, Geopolitik) die Ökonomie, ohne dass das Tagesgeschäft entscheidende Impulse liefert.

Nach diesem Muster haben wir in den letzten Tagen eine Verschiebung der Erwartungshaltung hin zu einer Zinserhöhung im Dezember erlebt. Nun ergeben sich dank eines Reuters Berichts über die Europäische Zentralbank und ihr Vorhaben den Einlagesatz deutlich tiefer ins Minus zu senken ein verstärkter Fokus auf die nächste Sitzung am 03. Dezember. Zwar bleiben Faktoren wie Preiseffekte ab dem Jahreswechsel und weiter genesende Wirtschaft aktuelle Themen, aber nicht im EZB-Rat, der sein Augenmerk solitär auf die niedrige Inflation gelegt hat.

Die Terminologie lässt für die anstehende Ratssitzung erwarten, dass der Einlagesatz noch einmal deutlich weiter ins Minus abgesenkt wird. Die EZB würde hiermit kein Neuland betreten, denn in anderen Ländern Europas werden bereits Erfahrungen mit deutlich negativen Einlagezinsen gesammelt. Man sieht daher deutlichen Spielraum, was im Zentralbankerjargon schon als deutlicher Hinweis an die Marktteilnehmer gewertet werden darf. Nicht nur, dass die EZB auf diesem Weg die Banken weiter anreizen möchte die Kreditvergabe auszuweiten, nein, gleichzeitig ergeben sich für das laufende Wertpapierkaufprogramm neue Volumina.

Bisher ist die EZB dort auf den Ankauf von Anleihen mit Renditen beschränkt, die maximal dem aktuellen Einlagesatz von -0,20 Prozent entsprechen, was gerade deshalb ein Problem darstellt, da die Notenbank nach dem geltenden Verteilungsschlüssel einen großen Teil Bundesanleihen ankaufen muss. Hier kommen bisher nur Laufzeiten ab 4 Jahren in Frage, nach einer Zinssenkung wäre die komplette Bandbreite verfügbar. Jegliche Zweifel, ob es denn genug Anlagemöglichkeiten im Staatsanleihen Sektor gäbe, wären damit auf einen Schlag passé.

Der Euro reagierte prompt auf diese Nachricht, konnte sich aber wieder fangen und liegt aktuell auf ähnlichem Niveau wie gestern.

Warum der Euro voraussichtlich - neben der gerade ausgeführten Diskussion - weitere Abschwächungstendenzen zeigen wird, liegt auf der Hand. Die Fragmentierung von Europas Peripherie schreitet trotz der eingesetzten wirtschaftlichen Erholung voran.

  • In Spanien arbeitet Katalonien an der Abspaltung.
  • In Portugal droht die Regierung zu stürzen.
  • In Griechenland gibt es Kommunikation Probleme zu den Gläubigern.
  • Global zeigen sich Abschwächungstendenzen, was dem Export schadet.

Die Wertpapiermärkte zeigen sich ebenfalls vorsichtig, was in besonderem Zusammenhang zur US-Zinswende Aufmerksamkeit verdient. Schwellenländer sollten in diesem Kontext weiter aufmerksam beobachtet werden, denn hier könnten turbulente Zeiten ins Haus stehen. Die Rede ist hierbei von BRIS ohne C.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine negative Haltung im Währungsverhältnis zwischen Euro und USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.0450 – 1.0800 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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