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FED-Gouverneure gespalten

13.11.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0787 (07.59Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0758 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 122.65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.30 EUR-CHF oszilliert bei 1.0805.

Gestern thematisierten wir die Implikationen eines starken US-Dollars auf die amerikanische Wirtschaft. Nach der Aufwertung des Dollars in den letzten Tagen haben wir uns gefragt, wie lange die FED sich diesen Trend wohl von der Seitenlinie ansehen wird. Nachdem Mario Draghi zuvor nochmals das Kunststück vollbrache die richtigen Worte zu finden, um den Euro erneut zu schwächen und unter die 1,07 zu bringen, brachten Aussagen diverser FED-Vertreter ihrerseits den US-Dollar unter Druck. Am Ende des Tages hat der Euro verloren gegangenes Terrain wieder zurück erobert.

Dabei fielen die Aussagen sehr viel differenzierter aus als von EZB-Seite. Im Grundsatz bleibt stehen, dass die erwartete Leitzinserhöhung in diesem Jahr keinesfalls als sicher gelten kann. Im Tenor wurde zwar die Absicht bekräftigt an der aktuellen Zinslandschaft zu arbeiten, aber vorsichtige und eher abwartende Töne dominierten. Obwohl bei der überwiegenden Zahl der stimmberechtigten Mitglieder des Offenmarktausschusses der Konjunkturoptimismus ausgeprägt ist, gibt es durchaus auch warnende und zaudernde Aussagen.

Die Uneinigkeit - besonders in der Außendarstellung ist ausgeprägt und trägt zur Verunsicherung der Märkte bei. Die Äußerungen haben nicht die gewünschte Wirkung von Klarheit und Nachvollziehbarkeit entfaltet.

Dabei fielen besonders folgende Hinweise auf:

  • Die Gefahr zu schnell zu agieren wird genau so groß eingeschätzt wie zu langsam zu sein.
  • Die aktuellen Daten können eine Anhebung im Dez. rechtfertigen.
  • Wichtiger als die erste Erhöhung ist ein Erhöhungszyklus-(Plan).
  • Die Erhöhungsschritte könnten niedriger als bisher (0,25%) ausfallen.

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© Zerohedge


Dazu gesellen sich Neuigkeiten vom Internationalen Währungsfonds, der die US-Notenbanker auffordert eine Dezembererhöhung ausfallen zu lassen und weiter abzuwarten. Erst nachdem neue Erkenntnisse zur Inflation, zum Wachstum und auch weitere Gesesungszeichen vom Arbeitsmarkt vorliegen, sollte die FED erstmals an der Zinsschraube drehen, um nicht Gefahr zu laufen das fragile Wachstum im Land abzuwürgen und negative Impulse auf die Weltkonjunktur auszuüben.

Wie stehen diese Aussagen im Vergleich zur FED, die erst über das Thema „Überhitzungstendenzen am Arbeitsmarkt“ und die allgemein gute Datenlage fabulierte? Liegen den Entscheidern andere Daten vor als dem Internationalen Währungsfonds?

Wir fühlen uns in unserer kritischen Haltung einmal mehr bestärkt. Nach Studium der OECD-Zahlen stellt sich die Frage, ob diese anerkannten Frühindikatoren auch in den USA gelesen werden?

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© OECD


Nachdem die Eurozone in diesem Jahr viele Überraschungen liefern konnte, zeigt sie sich die Konjunktur im vierten Quartal leicht abgeschwächt.

Die Industrieproduktion in der Eurozone wurde im November um 0,3 Prozent gedrosselt. Erwartet wurde eine stabile Produktionsmenge. Starke Rückgänge hatte die Konsumgüterbranche zu verzeichnen, hier wurde 3,9 Prozent weniger produziert.

Dennoch liegt die Produktion im Jahresvergleich immer noch um 1,7 Prozent über dem alten Niveau.

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© Reuters


Für die Eurozone sollte das heute veröffentlichte BIP keine Überraschung zeigen. Die bereits veröffentlichten Daten aus Deutschland und Frankreich (je +0,3%) sowie Spanien (+0,8%) lassen einen Quartalswert von soliden 0,4% erwarten. Welche Institution hat zu Anfang des Jahres der Eurozone schon eine Wachstumsrate von 1,5-1,6 Prozent zugetraut?

Werden diese Wachstumszahlen auf der nächsten EZB-Ratssitzung am 03. Dezember wieder ignoriert? Es spricht vieles dafür, denn die Inflationszahlen lassen den Währungshütern viel Spielraum um die Geldpolitik weiter auszuweiten. Nur in dem unwahrscheinlichen Fall, dass sich die US-Zahlen in den kommenden zwei Wochen nochmals deutlich verbessert zeigen, sollte sich die EZB zurückhalten.

Sehr viel wahrscheinlicher erscheint dagegen, dass am 03. Dezember in Frankfurt nochmals nachgeladen wird. Eine direkte Ausweitung des 1,1 Bill. Euro-Kaufprogramms ist eher unwahrscheinlich, vielmehr ist das Absenken des bereits negativen Einlagesatzes wohl das Mittel der Wahl.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung im Währungsverhältnis zwischen Euro und USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.0650 - 1.1100 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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