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Quo vadis EZB ?

17.11.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0670 (07.58Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0656 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 123.42. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131.65 EUR-CHF oszilliert bei 1.0790.

Die gestern veröffentlichten Oktoberdaten aus der Eurozone zeigten einmal mehr, dass Inflation in der öffentlichen Wahrnehmung kein Thema wird. Im Jahresvergleich stiegen die Verbraucherpreise um lediglich 0,1 Prozent. Dies lag immerhin noch leicht über den Erwartungen, die von stabilen Preisen ausgingen. Besonders die Energiekomponente liegt deutlich unter dem Vorjahr. Heizöl ist fast ein Viertel günstiger, Sprit um über 13 Prozent im Preis gefallen. Organische Lebensmittel (Obst&Gemüse) legten dagegen deutlich zu.

Da die EZB der Kernrate keine Beachtung schenkt, heben wir die Entwicklung hervor. In den kommenden Monaten sollte sich - eine wahrscheinliche Stabilisierung der Energiepreiskomponente vorausgesetzt - die Inflationsrate an der heutigen Kerninflation orientieren. Die Kerninflation, die die Energiepreise und Nahrungsmittel ausklammert, lag im vergangenen Monat bei unerwartet hohen 1,1 Prozent und damit ebenfalls 0,1 Prozent über der Prognose. Vergegenwärtigt man sich dazu noch den Umstand, dass die niedrige Inflationsrate zu einem guten Teil auch auf Reformen in den Krisenländern zurückzuführen ist, relativiert sich die postulierte Gefahr einer möglichen gefährlichen Abwärtsspirale deutlich.
Wir sehen also kaufkraftfördernde Zahlen bei gleichzeitig zunehmender Wirtschaftsdynamik.

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©Reuters


Ein Aufdrehen der Zinsschraube schon Anfang Dezember ist aber trotzdem nicht unwahrscheinlich, die EZB scheint sich sehr intensiv mit dem Thema auseinander zu setzen. Wie der EZB Chefvolkswirt Peter Praet heute Morgen dem Nachrichtenmagazin Bloomberg mitteilte, gehen die Überlegungen der Zentralbank stark in Richtung Ausweitung der Geldpolitik. Er sprach auch über die für den Geschmack der EZB zu niedrigen Inflationszahlen und Abwärtsrisiken für die Wirtschaft. Alle Aussagen können als Vorbereitung für weitere Maßnahmen gewertet werden. Die Frage ist eher, ob gute US-Zahlen den Zeitpunkt nach hinten in das erste Halbjahr 2016 verschieben, oder ob bereits auf der anstehenden Ratssitzung die Zinsen nochmals gesenkt werden. Die letzten Aussagen der EZB lassen aber eine baldige Lockerung erwarten.

Der Euro reagierte prompt auf die Aussagen und fiel heute Morgen auf ein Sieben-Monats-Tief von 1,0641. In den kommenden Wochen steigen damit die Chancen auf neue Jahrestiefstkurse, die bisher Mitte März bei 1,0458 markiert wurden. Diese Euro Schwäche ist angesichts der EZB-Aussagen wenig überraschend. Erschwerend kommt die erwartete Zinserhöhung in den USA dazu. Diese auseinander gehende Divergenz wird uns – unter gleich bleibenden Umständen – weiter schwache EUR/USD-Kurse bringen.

Es ist schon Gewohnheit der letzten Monate, dass schwache US-Zahlen sportlich ignoriert werden. Auch die letzten US-Zahlen konnten dem Euro nicht helfen. Der New Yorker Empire State Index verbleibt im negativen Terrain. Auch im Berichtsmonat November legte die wichtige Industrieregion im Großraum der Metropole NYC nur marginal zu. Nach -11,36 Zählern im Vormonat ergab sich ein Wert von 10,74 Punkten. Damit fiel die Erholung deutlich weniger stark aus als man erwartet hatte.

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©Reuters


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung im Währungsverhältnis zwischen Euro und USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.0650 – 1.1100 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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