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Goldpreis fällt auf tiefstes Niveau seit Anfang 2010

18.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise standen gestern kräftig unter Abgabedruck. Brent verlor gut 2% auf 43,6 USD je Barrel und nähert sich damit wieder dem Anfang der Woche verzeichneten 2½-Monatstief. WTI gab 2,5% auf 40,7 USD je Barrel nach und handelt ebenfalls nur noch knapp über dem Mehrmonatstief von Montag. Das weiterhin hohe Überangebot führt dazu, dass der Contango am vorderen Ende der Terminkurven ausgeprägter wird. Zwischen den beiden nächstfälligen Terminkontrakten bei WTI beträgt der Preisunterschied inzwischen mehr als 1 USD.

Bei Brent beträgt der Preisabstand knapp 1 USD. Wenn die Lagerkapazitäten in den kommenden Wochen knapp werden, ist mit einer weiteren Versteilerung der Kurven zu rechnen. Denn noch ist der Preisabstand zwischen dem nächstfälligen und den in 6-12 Monaten fälligen Terminkontrakten nicht groß genug, damit sich die Buchung von Öltankern zu Lagerzwecken lohnt. Da die Frachtraten für Öltanker gemessen am Baltic Exchange Dirty Tanker Index seit Ende August um knapp 50% gestiegen sind, haben sich die Kosten für die Miete eines Öltankers spürbar erhöht.

Von daher können die Ölpreise am vorderen Ende der Rohöl-Terminkurven in den kommenden Wochen durchaus noch weiter unter Druck geraten. Seit Freitag liegt der OPEC-Korbpreis bereits unter 40 USD je Barrel, was die Situation für einige OPEC-Produzenten verschärft. Der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate verteidigte vor diesem Hintergrund die Entscheidung von vor einem Jahr, die Ölproduktion nicht zu kürzen. Die OPEC setzt weiterhin auf eine Markteinengung und Erholung der Preise im nächsten Jahr.


Edelmetalle

Gold konnte sich dem Abwärtssog an den Rohstoffmärkten nicht entziehen und kam letztendlich gestern Nachmittag ebenfalls unter Druck. Heute Morgen markiert es mit 1.065 USD je Feinunze den tiefsten Stand seit Februar 2010. In Euro gerechnet hält sich Gold noch knapp über der Marke von 1.000 EUR je Feinunze, was am festen US-Dollar liegt, der gegenüber dem Euro auf ein 7-Monatshoch aufwertet. Nachrichten über einen Anti-Terroreinsatz in Paris hatten am Morgen keine Auswirkungen auf den Goldpreis.

Keine Unterstützung erhielt der Goldpreis von der gestrigen Veröffentlichung der US-Inflationsdaten für Oktober. Wie erwartet ist die Teuerungsrate im Jahresvergleich auf 0,2% gestiegen, bei der Kernrate ergab sich ein Anstieg um 1,9%. Die Inflationsrate dürfte in den kommenden Monaten weiter steigen, da der starke Ölpreisrückgang im zweiten Halbjahr 2014 nach und nach aus der Berechnung herausfällt. Dadurch sollten die Realzinsen fallen, was wiederum positiv für Gold wäre.

Im Gegensatz zu Gold hält sich der Preisrückgang von Silber in Grenzen. Silber fällt zwar auf ein 2½-Monatstief, hält sich aber noch über der Marke von 14 USD je Feinunze. Laut Angaben von Thomson Reuters GFMS wird es am globalen Silbermarkt in diesem Jahr zu einem Angebotsdefizit von 42,7 Mio. Unzen kommen. Zwar soll demnach die physische Nachfrage um 2,5% zurückgehen, das Angebot würde aber noch stärker fallen (-3,3%).

Die Minenproduktion soll demnach kaum noch ausgeweitet werden und das Angebot an Altsilber sinken. 2015 wäre damit das dritte Defizitjahr in Folge. Mittel- bis langfristig sollte dies den Silberpreis unterstützen.


Industriemetalle

Die gestern zeitweise zu beobachtende Erholung der Metallpreise währte nur kurz und diese befinden sich mittlerweile wieder im Abwärtstrend. Nickel und Zink folgen den anderen Industriemetallen und markieren heute Morgen ebenfalls neue mehrjährige Tiefstände.

Während Zink sich der Marke von 1.500 USD je Tonne nähert, kostet Nickel nur noch etwas mehr als 9.000 USD je Tonne. Wie der LME-Bericht zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigt, bestanden bei Nickel Ende letzter Woche bei den spekulativen Finanzinvestoren die höchsten Netto-Short-Positionen seit April.

Auch bei Kupfer zeigten sich die spekulativen Finanzanleger deutlich pessimistischer. Damit trägt diese Anlegergruppe stark zum Preisrückgang der Metalle bei. Dieser hat unseres Erachtens mittlerweile übertriebene Züge angenommen und die Preise haben sich von den Fundamentaldaten abgekoppelt.

In den USA steigen seit einigen Wochen die physischen Aluminiumprämien, zuletzt sogar recht deutlich. Gemäß Daten von Platts müssen dort aktuell Aufschläge von gut 190 USD je Tonne auf den LME-Preis gezahlt werden. Anfang Oktober waren es noch rund 40 USD weniger.

Der Anstieg der US-Prämien hängt mit den Ankündigungen der US-Aluminiumproduzenten Alcoa und Century Aluminum zusammen, die beiden größten Aluminiumhersteller in den USA, die Produktion stark zu kürzen. Dadurch wird zukünftig mehr Material importiert werden müssen, was höhere Prämien rechtfertigt. Die gestiegenen Prämien fangen zugleich einen Teil des Preisrückgangs auf.

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Agrarrohstoffe

Gestern gab der Rohzuckerpreis in New York um 2,6% auf 14,8 US-Cents je Pfund nach. Zum einen drückte die Erwartung auf die Preise, dass die Verarbeitung von Zuckerrohr in Brasiliens Hauptanbaugebiet Center-South in der ersten Novemberhälfte deutlich über dem Vorjahr lag. Zusätzlich belastend wirkte, dass in Indien eine Kabinettsentscheidung über eine neue Art von Exportsubvention anstand, die die alte, zum Saisonende 2014/15 ausgelaufene Exportsubvention ersetzen soll.

Um das aktuelle Exportziel für 2015/16 von 3 Mio. Tonnen zu erreichen, werden Zuckerrohrproduzenten eine direkte Subvention je geliefertem Kilogramm erhalten. Dies gilt für Zuckerrohr, welches zu Zucker für den Export oder zu Ethanol verarbeitet wird. Bereits seit 5 Jahren übersteigt in Indien die Produktion den Verbrauch. Ein Teil der Überschüsse wurde nicht exportiert, sondern eingelagert. Mit über 10 Mio. Tonnen sind diese Bestände inzwischen auf ein 7-Jahreshoch angeschwollen. In diesem Jahr dürfte der Überschuss wegen einer schlechteren Zuckerrohrernte allerdings geringer ausfallen.

Etwas erholen konnte sich dagegen der Sojabohnenpreis. Die Verarbeitung von Sojabohnen in den USA lag im Oktober über dem Vorjahr und auch über den Erwartungen der Beobachter. In der letzten Berichtswoche waren auch die US-Exporte gegenüber der Vorwoche gestiegen.



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