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Yuan kommt in den Währungskorb ...

01.12.2015  |  Folker Hellmeyer
... deutscher Arbeitsmarkt stark, US-Konjunktur mau!

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0587 (07.42 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0558 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 122.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.12. EUR-CHF oszilliert bei 1.0865.

Der IWF nimmt den Yuan in den Währungskorb mit Wirkung per 01.10.2016 mit einer Gewichtung von 10,92% auf. Diese Entscheidung war überfällig. Laut World Economic Outlook per Oktober 2014 hat China die weltgrößte Ökonomie. Ein solches Land in dem Währungskorb zu ignorieren, wäre in der Tat nicht sachgerecht.

Mehr noch spielt China in der Entwicklung der Infrastruktur dritter Länder eine immer prominentere Rolle. Das Projekt Seidenstraße, dass ab 2016 in die reale Umsetzung geht, kann hier stellvertretend angeführt werden. China ist ein Treiber der Entwicklung der Infrastruktur der aufstrebenden Länder.

Die Frustration über die Ignoranz bezüglich der finanz-ökonomischen Bedeutung der aufstrebenden Länder, allen voran China, seitens der westlichen Institutionen (UN, IWF, Weltbank) hat dazu geführt, dass Konkurrenzinstitutionen wie die New Development Bank (versus IWF) oder AIIB (versus Weltbank) von den aufstrebenden Ländern unter der Federführung Chinas gegründet wurden, um eigenständig und unabhängig entwicklungstechnisch agieren zu können.

Die jetzige Entscheidung des IWF weist Merkmale auf, auf diese neue Finanzinfrastruktur der aufstrebenden Länder, die für 60% des Welt-BIP und 85% der Weltbevölkerung stehen, zu reagieren, um eigenen Bedeutungsverlust auch im Rahmen des dynamisch rückläufigen Anteils des Westens an der Weltwirtschaft (aktuell circa 40%) zu vermeiden.

Weiterer O-Ton des IWF: Der Schritt sei ein wichtiger Meilenstein bei der Integration der Volksrepublik in das Welt-Finanzsystem, sagte IWF-Chefin Lagarde. Die Aufnahme der Währung spiegele Chinas Fortschritte und werde das globale Geld- und Finanzsystem stärken.

Der Yuan erfülle die Bedingungen, um als fünfte Währung nach dem USD, dem JPY, dem EUR und dem GBP Teil des offiziellen Währungskorbes zu werden, der die Grundlage für die Sonderziehungsrechte darstellt.

Die Daten aus der Eurozone bleiben überwiegend erfrischend positiv und heben sich damit von den Entwicklungen in den USA ab.

Heute überzeugten deutsche Arbeitsmarktdaten. Die saisonbereinigte Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland ist im Oktober laut Statistischem Bundesamt im Vergleich zum Vormonat auf saisonbereinigter Basis um 27.000 auf 43,094 Mio. gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr legte die Beschäftigung um 381.000 zu.

In der nicht bereinigten Fassung markierte die Erwerbstätigenzahl mit circa 43,4 Mio. und einem Anstieg im Monatsvergleich um 125.000 einen neuen Rekordwert.

Die Reaktion am Devisenmarkt auf diese Entwicklung im wirtschaftlich bedeutendsten Land der Eurozone war einmal mehr nicht existent - was für ein Unterschied zur Diskontierung von US-Arbeitsmarktdaten …

Die Daten aus den USA konnten gestern erneut nicht ansatzweise überzeugen, ohne jedoch nachhaltige Marktreaktionen auszulösen.

Wir dürfen konstatieren, dass weder Haushaltsdefizite in sportlicher Form, Handelsbilanzdefizite in chronischer Form oder schwache Konjunkturdaten aus dem Sektor Produktion für die Bewertung des USD erheblich sind … Dennoch machen wir uns die Mühe, die enttäuschenden Daten kurz und bündig zu
thematisieren.

Das Thema Kontraktion im Sektor Produktion steht in den Fed-Bezirken Chicago, Dallas und Milwaukee nach den gestrigen Veröffentlichungen auf der Agenda. Der PMI für Chicago kollabierte per November nach dem unverständlichen Anstieg des Vormonats von 56,2 auf 48,7 Punkte. Die Prognose lag bei 54,0 Zählern. Bei Werten unter 50 Punkten wird Kontraktion signalisiert.

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© Reuters


Der Dallas Fed Manufacturing Index legte per November von -12,70 auf -4,90 Punkte zu. Damit setzt sich die Kontraktion in milderer Form als zuvor weiter fort. Seit 11 Monaten bewegt sich der Index auf negativem Terrain und signalisiert damit Kontraktion in diesem Sektor und Bezirk der US-Wirtschaft. Derartige Entwicklungen waren zuvor (siehe nachstehender Chart) nur in Phasen von Rezessionen in den USA gegeben. "Food for thought!"

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© Reuters


Auch aus Milwaukee erreichen uns konjunkturelle Negativschlagzeilen bezüglich des Sektors Produktion. Hier sank der PMI von zuvor 46,66 auf 45,34 Punkte per November. Damit bewegte sich dieser Index den achten Monat in Folge unterhalb der kritischen Marke von 50 Punkten. Der Index der Auftragseingänge kollabierte im Berichtsmonat von zuvor 46,67 auf 39,60 Zähler.

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© Zerohedge


Wir sind gespannt, welche Verbalakrobatik als Vorbote der gewünschten asymmetrischen Wahrnehmung in den kommenden Tagen den Marktteilnehmern verabreicht werden wird, um das US-Zinswendchen auch konjunkturell zu rechtfertigen. Bezüglich des Faktischen wird diese Aufgabe definitiv nicht einfacher.

Ebenso sind wir gespannt, wie man seitens der EZB das Thema Konjunkturrisiko belegen wird, nachdem man seitens der EZB den Wachstumspfad der Eurozone, der sich laut Berechnungen der EZB an der Potentialwachstumsgrenze der Eurozone bewegt, seit 18 Monaten unterschätzte.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0820 - 50 neutralisiert den negativen Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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