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Keine Zweifel mehr an Zinserhöhung…Dow legt kräftig zu

07.12.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0919 (08.20 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0837 Nordamerikageschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 123.30. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133.96. EUR-CHF oszilliert bei 1.0848.

Nach der EZB-Enttäuschung greift keine allgemeine Zentralbankskepsis um sich, sondern es wird sehr genau analysiert, was in den verschiedenen Gremien vor sich geht. Wie schon berichtet, und das ist bemerkenswert, haben Mitglieder des EZB-Rates Mario Draghi nach seinen markanten Ankündigungen nicht gewähren lassen, sondern eingebremst.

Dieser Umstand ist bemerkenswert und zeigt einen Bruch zu der bisherigen Vorgehensweise innerhalb der Notenbank. Dafür haben die Zentralbanker aber Marktbewegungen in Kauf genommen, die allerdings am Ende doch drastischer ausfielen als man sich ausgemalt hat. Unter dem Aspekt der Glaubwürdigkeit ist dieses Vorgehen positiv einzuwerten, wenn auch unter Stabilitätsgesichtspunkten die Frage gestellt werden muss, ob nicht ein Notenbankpräsident Mediator sein sollte und nicht durch aggressive Außendarstellung eine unangemessene Erwartungshaltung kreieren darf, die sich in einer Druckwelle entlädt, wenn der Rat dann nicht mitzieht.

Der US-Notenbank hilft diese Entscheidung zum Umdenken in Europa für die anstehende Zinsentscheidung. Hier zeichnete sich in den vergangenen Tagen eine deutliche Erwartungshaltung an die erste Zinserhöhung seit 10 Jahren ab. Nach Bekanntwerden der Uneinigkeit im EZB-Rat ergeben sich in dieser neuen Konstellation für den US-Offenmarktausschuss zukünftig mehr Alternativen als unter der bisherigen Annahme, dass die EZB in jedem Fall ultra-expansiv handelt. Damit ist die Erwartungshaltung an die FED nun ultimativ in Richtung Zinserhöhung fix. Umso mehr, da der Arbeitsmarktbericht vom Freitag ein quantitativ robusten Trend zeigte.

Starke Zahlen von der Job-Front lieferte das Bureau of Labor Statistics (LBS) im November. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft legte um 211.000 Jobs zu und auch der Vormonat wurde um 27.000 Stellen herauf revidiert. Das Delta liegt auf Zweimonatssicht damit bei zusätzlichen 38.000 Jobs.

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© Reuters


Wir weisen trotz der nunmehr verankerten Markterwartung immer wieder auf die qualitativen Fragezeichen in den Arbeitsmarktberichten hin: Die Partizipationsrate rauscht immer weiter in den Keller und liegt inzwischen auf einem 38-Jahres-Tiefpunkt bei nur noch 62,4 Prozent. (oberer Chart) Die Zahl der Personen, die im Umkehrschluss nicht in den Arbeitsmarktzahlen abgebildet werden, steigt dagegen kontinuierlich. (unterer Chart)

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© Zerohedge


Diese Fragezeichen bleiben auch in einem Umfeld von steigenden Zinsen bestehen und lösen sich nicht in Luft auf. Gerade nachdem die Wertpapiermärkte am zurückliegenden Freitag die anstehende Zinserhöhung feierten, zeigt sich, dass die Frage für den 16.12. lauten muss: Wie genau fällt der Zinszyklus aus?

Nur wenn neben einer Zinserhöhung auch in irgendeiner glaubhaften Form vermittelt werden kann, wie die FED in den kommenden Monaten systematisch weitere Leitzinsanhebungen umsetzen vermag, wird das Pendel wieder in Richtung US-Dollar umschlagen. Es lastet - trotz der als sicher geltenden Anhebung - ein latentes Enttäuschungspotenzial auf dem Dollar.

Die Analyse von Einlassungen diverser FED-Gouverneure lassen den Schluss zu, dass es keinen richtungsweisenden Pfad in dem Communiqué des Offenmarktausschusses geben kann (Wie bei den qualitativen Fragezeichen?). Stattdessen wird die Notenbank voraussichtlich "auf Sicht" fahren und potenziell wenig substanzielles zu diesem wichtigen Thema liefern.

Damit wird die Parität zwischen Euro und US-Dollar in diesem Jahr unwahrscheinlich, während wir die bisherigen Jahrestiefs aus dem März unterhalb von 1,0500 nur dann wieder antesten werden, wenn es gelingt weitere Zinserhöhungsphantasien in den Markt zu bringen.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0520 - 50 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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