Die FED und der fehlende Ausblick
10.12.2015 | Folker Hellmeyer
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Die heute anstehende Zinsentscheidung der Bank of England (BoE) ist nicht viel mehr als eine Zwischensequenz. Die großen Entscheidungen werden derzeit in Kontinentaleuropa und den Vereinigten Staaten getroffen. In London wird man heute - wenn überhaupt - nur im Wording neue Hinweise auf die zukünftige Zinspolitik finden. Eine Zinserhöhung wird es nicht geben. Dabei gilt es als ausgemachte Sache, dass sich Carney und Co. klar zurückhaltend äußern werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden sich nur wenige Hinweise finden, die erahnen lassen, wann die BoE wieder eine Straffung der Zinsen angehen möchte.
Viel spannender ist natürlich die Konstellation um die Federal Reserve. Hier nähern wir uns dem lange erwarteten Dezembertermin in der kommenden Woche. Eine Zinserhöhung wird inzwischen mit einer 90% Wahrscheinlichkeit gesehen. Diese Konstellation erinnert an die Situation in der letzten Woche, die zwar geliefert hat, aber eine überzogene Erwartungshaltung doch nur enttäuschen konnte. Trotzdem gibt es noch eine starke Short Position gegen den Euro.
Hier ist nun der Unterschied fein aber nicht unerheblich. Schließlich zeigt sich die Öffentlichkeit nach über einem Jahr des Hinhaltens und Ankündigens mit der Geduld am Ende. Die FED hat sich in eine missliche Lage manövriert, der ihr zu dieser letzten Gelegenheit in diesem Jahr nun die Chance gibt, doch noch zu liefern. Dass jede Lieferung gekauft wird, ist wie wir Donnerstag eindrucksvoll gesehen haben aber längst nicht mehr der Fall.
Der erheblichste Unterschied wird gegenüber der EZB sein, ob das Wording vertrauensvoll ist oder nicht. Hier steht eindeutig zu befürchten, dass es keine vertrauensbildenden Maßnahmen geben wird. Nur zu erwartende vage Andeutungen, wie und wann die nächsten Zinserhöhungen stattfinden sollen, werden gewünscht, aber mit einer großen Wahrscheinlichkeit nicht erfüllt. Die FED zögert mit klaren Bekenntnissen, zumal sie im ersten Quartal nur einen Termin mit anschließender Pressekonferenz als passende Gelegenheit hat. Termine ohne anschließende Erläuterungsmöglichkeit gelten als unpassend, weil Spekulationen unnötig angeheizt werden.
Warum gibt die FED nicht den klaren Ausblick, wo die aggregierten US-Frühindikatoren doch so positiv ausfallen?
Die Niveaus zeigen einen stabilen Aufwärtstrend seit der Krise in 2009 und liegen nahe den historischen Höchstmarken.
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© Reuters
Interessant ist dagegen, wie die OECD Frühindikatoren die US-Konjunktur (lila) abbilden. Hier ist seit dem 3.Quartal 2014 ein rückläufiger Trend zu verzeichnen, der sich deutlich näher an den Datenveröffentlichungen orientiert als die obrige US-Zahl.
Umso bemerkenswerter ist die Divergenz zur Eurozone (blau), die die USA inzwischen überflügelt haben.
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© OECD
Vertraut die FED etwa nicht dem heimischen Datenmaterial?
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0520 - 50 neutralisiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!
© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank
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