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Preiserholung nur von kurzer Dauer

10.12.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Marktreaktion auf den gestrigen Wochenbericht des US-Energieministeriums zeigt klar: Momentan ist die Stimmung schlechter als die Lage. Nach einem Preisanstieg von 37,5 USD auf knapp 39 USD je Barrel gab der WTI-Ölpreis in kurzer Zeit all die Gewinne wieder ab und fiel auf 37 USD je Barrel zurück. Dabei waren die Daten überwiegend positiv. So sind die US-Rohöllagerbestände in der Vorwoche um 3,6 Mio. Barrel erstmals seit zehn Wochen wieder gefallen, und das trotz hoher Rohölimporte und einer niedrigeren Raffinerieauslastung.

Das deutet auf eine starke US-Ölnachfrage hin, vor allem nach Benzin. Außerdem haben die vorläufigen Daten zur US-Ölproduktion wieder einen Rückgang gezeigt. Dass die Daten vom Markt letztendlich doch negativ aufgenommen wurden, ist vor allem auf einen starken Anstieg der Destillatebestände um fast 5 Mio. Barrel zurückzuführen. Das ist allerdings aufgrund der milden Temperaturen und einer schwachen Dieselnachfrage in den USA wenig überraschend.

Zwar könnte der Rückgang der Rohöllagerbestände an der US-Golfküste auch dem üblichen Lagerabbau im Vorfeld der "ad valorem"-Besteuerung zum Jahresende, also nach Wert, geschuldet gewesen sein. Allerdings sprechen die höheren Importe und die niedrigere Raffinerieauslastung gegen diese These.

Außerdem ist die US-Ethanolproduktion erneut auf fast 1 Mio. Barrel täglich gestiegen, was auf eine höhere Benzinnachfrage hindeutet. Es gilt für viele Marktteilnehmer aktuell als nahezu ausgemacht, dass die Preise für WTI und Brentöl in den kommenden Wochen ihre Tiefststände der Wirtschaftskrise 2008/09 erneut testen werden. Damit scheinen allerdings die meisten Risiken aktuell schon ausreichend berücksichtigt.

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Edelmetalle

Gold profitiert nicht vom schwachen US-Dollar - dieser überschritt gestern die Marke von 1,10 EUR-USD und wertete damit gegenüber dem Euro auf ein 5½-Wochentief ab - und handelt heute Morgen wieder bei gut 1.070 USD je Feinunze. In Euro gerechnet notiert Gold zeitweise bei gut 970 EUR je Feinunze. Die Entscheidung der EZB letzte Woche, ihre Anleihekäufe nicht zu erhöhen, war offenbar ein "Game Changer". Denn seitdem hat sich der US-Dollar gegenüber dem Euro deutlich abgeschwächt. Die Marktteilnehmer sehen offenbar keine Chancen mehr, dass die EZB ihre Geldpolitik nochmals deutlich expansiver gestaltet.

Gemäß Daten des Verbands der chinesischen Automobilhersteller wurden in China im November rund 2,2 Mio. Autos verkauft. Dies sind nicht nur 24% mehr als im Vorjahr, sondern stellt zugleich einen neuen Rekordwert dar. Zu den hohen Absätzen hat maßgeblich die Halbierung der Mehrwertsteuer bei Autokäufen seitens der Regierung seit Oktober beigetragen.

Sofern die Autoverkäufe im Dezember nicht einbrechen, werden hochgerechnet auf das Gesamtjahr wohl erstmals über 20 Mio. Autos in China abgesetzt werden. Auch wenn die Platin- und Palladiumpreise zunächst kaum auf diese Daten reagieren, sollten sie mittel- bis langfristig wegen der hohen Nachfrage aus der Automobilindustrie gut unterstützt sein.


Industriemetalle

Nach den Zink-, Nickel- und Kupferproduzenten treffen sich heute auch die chinesischen Aluminiumproduzenten, um zu beraten, wie man auf die niedrigen Aluminiumpreise reagieren kann. Die 14 Schmelzen, die in der Stadt Kunming zusammenkommen, könnten Produktionskürzungen beschließen. Diese müssten unseres Erachtens aber umfangreich ausfallen, damit das hohe Überangebot am chinesischen und damit auch am Weltmarkt abgebaut wird.

Laut Einschätzung des staatlichen Research-Instituts Antaike machen mehr als 60% der chinesischen Aluminiumproduzenten Verluste. Die Zink-, Nickel- und Kupferproduzenten hatten als Ergebnis ihrer Treffen mehr oder weniger große Produktionskürzungen angekündigt. Der jeweilige Preisanstieg in Reaktion auf die Maßnahmen war aber nicht von langer Dauer.

Auch Glencore, einer der größten Rohstoffproduzenten und -händler, bereitet offenbar weitere Einschnitte vor. Eigenen Angaben zufolge könnte die Produktion abhängig von den Preisniveaus auch nach 2016 weiter gekürzt werden. Zudem sollen die Investitionen im nächsten Jahr noch stärker als bislang schon bekannt reduziert werden. Die bisher angekündigten Produktionskürzungen bei Kupfer, Zink, Blei und Kohle sind laut Unternehmensangaben bereits umgesetzt. Andere Minenunternehmen dürften dem Beispiel von Glencore folgen und ebenfalls weitere Einschnitte erwägen. Dies sollte die Preise mittel- bis langfristig unterstützen.


Agrarrohstoffe

Die gestern veröffentlichten neuen Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums USDA haben die Märkte nur kurzzeitig bewegt. Dass der Weizenpreis um 1,7% stieg, war eher dem fallenden US-Dollar geschuldet. Zudem dürften nach dem Preisrückgang der Vortage verstärkt Short-Positionen geschlossen worden sein. Der Sojabohnen- und der Maispreis schlossen dagegen beide quasi unverändert. Zwar war bei Mais die Anhebung der US-Lagerbestände zum Saisonende um 25 Mio. Scheffel etwas stärker als in Umfragen erwartet worden war.

Grund ist eine Abwärtsrevision der Exporte, auf denen der starke US-Dollar lastet. Diese konnte durch eine leichte Anhebung beim Verbrauch zur Ethanolherstellung nicht wettgemacht werden. Bei Sojabohnen hatte das USDA keine Änderung an der Prognose für die Versorgung des US-Marktes vorgenommen. Auch auf globaler Ebene waren die Änderungen marginal.

Wichtige Zahlen wie die brasilianische Erzeugung 2015/16 mit 100 Mio. Tonnen wurden aus dem Vormonat übernommen. Unregelmäßiger Niederschlag in Brasilien - Trockenheit erschwerte im Hauptanbaugebiet Center-West die Aussaat und erste Entwicklung der Pflanzen, zu starker Regen führt andernorts zu Krankheitsbefall - lässt aber manche Beobachter zuletzt vorsichtiger werden. Das Analysehaus Oil World fürchtet, dass die Ernte unter 95 Mio. Tonnen fallen könnte, wenn sich das Wetter nicht schnell verbessert.



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