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Wachstum lahmt, Risiken steigen

25.01.2016  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 5 -
Gold: die Versicherung mit Wertsteigerungspotential

Die Ursachen, die 2008/2009 zu den Erschütterungen in dem weltweiten Finanz- und Wirtschaftssystem geführt haben, sind nicht beseitigt. Auch nach all den schlimmen Turbulenzen scheint die Welt sich nicht losmachen zu können vom "Fiat-Geld": dem staatlich monopolisierten Geld, das per Kreditvergabe sprichwörtlich aus dem Nichts geschaffen wird. Das Verwenden von Fiat-Geld führt zwangsläufig zu Störungen im Wirtschaftsablauf.

Die Fehlentwicklungen, für die das Fiat-Geld sorgt, entladen sich in Krisen. Doch die Krisen - deren ökonomischer Zweck es ist, die Volkswirtschaften von den Fehlentwicklungen zu befreien - werden regelmäßig "bekämpft" mit einem Absenken der Zinsen und einem Vermehren der Kredit- und Geldmengen. So gesehen ist es gewissermaßen nur eine Frage der Zeit, bis es zu einer neuerlichen Erschütterung kommt.

Welche Bedeutung kommt vor diesem Hintergrund dem Gold als Bestandteil des Vermögensportfolios zu? Gold ist - so unsere Auffassung - Geld: Es ist das "ultimative Zahlungsmittel". Der Blick in die Währungsgeschichte zeigt unmissverständlich, dass das Gold immer, wenn die Menschen frei waren, ihr Geld zu wählen, die bevorzugte Geldart war.

Es hat alle physischen Eigenschaften, die "gutes Geld" haben muss: Es ist knapp, homogen, haltbar, teilbar, lagerbar, prägbar, und es verkörpert einen hohen ökonomischen Wert pro Gewichtseinheit. Über alle Währungsexperimente hinweg hat das Gold daher auch stets seinen Geldcharakter bewahren können. Diese Erkenntnis ist in den letzten Jahrzehnten bei vie-len Marktteilnehmern vielleicht etwas "verblasst". Denn weil das ungedeckte Papiergeld (in Form von Bankeinlagen) Zinsen abgeworfen hat, erschien es ihnen vorteilhafter und attraktiver als das Gold.

Nun aber gibt es auf absehbare Zeit keine Zinsen mehr auf Bankeinlagen und kurzlaufende Bank- und Staatsschuldpapiere. Ja, nun drohen Euro-Anlegern in festverzinslichen Papieren sogar Verluste. Man denke nur einmal daran, dass die europäischen Regierungen gezielt Maßnahmen auf den Weg gebracht haben, um unliebsame Schulden aus der Welt zu schaffen.

Beispielsweise ist seit Anfang 2016 im Euroraum die "Bank Recovery and Resolution Directive" scharfgeschaltet. Ihr Kernstück ist das "Bail-in": Halter von Bankverbindlichkeiten werden an den Verlusten der Banken beteiligt. Angesichts der praktischen Probleme, die mit Schuldenschnitten verbunden sind, wäre es jedoch eine Überraschung, wenn nicht auch die Inflationspolitik - verstanden als die Politik der Geldmengenvermehrung - verstärkt zum Einsatz kommt. Denn für Regierende und Regierte - gerade wenn viele von den Regierten von staatlichen Zuwendungen abhängen - ist die Kaufkraftentwertung des Geldes die Politik des vergleichsweise kleinsten Übels.

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Quelle: Bloomberg


Nun spielt eine große Vielzahl von Faktoren eine Rolle für den Goldpreis. Aus un-serer Sicht ist jedoch für den Goldpreis mittel- bis langfristig betrachtet die Ausdehnung der (Welt-)Geldmenge von sehr großer Bedeutung. Blickt man beispielsweise auf den langfristigen Zusammenhang zwischen der US-Geldmenge M2 und dem Goldpreis in US-Dollar, so zeigt sich mittlerweile eine erhebliche Diskrepanz: Der Goldpreis scheint merklich "zu niedrig" zu sein. In der Tat: Mit der gebotenen Vorsicht schätzen wir, dass der Goldpreis derzeit bei knapp 1.400 USD/oz stehen müsste - unterstellt man, dass die langfristige Beziehung zwischen Geldmenge und Goldpreis, die sich in der Vergangenheit gezeigt hat, nach wie vor besteht.(5)

Diese Abschätzung soll jedoch nicht besagen, dass der Goldpreis notwendigerweise rasch auf das geschätzte Niveau steigen wird. Das kann noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Die Abschätzung zeigt lediglich, dass es gute ökonomische Gründe gibt, mit einem künftig ansteigenden Goldpreis zu rechnen. Wohlgemerkt: Bei einer krisenhaften Entwicklung im internationalen Finanz- und Wirtschaftssystem kann der Goldpreis natürlich auch merklich über die geschätzte Marke hinaus ansteigen.

Anleger im Euroraum sollten ein "Euro-Klumpenrisiko" in ihrem Portfolio vermeiden. Mit Blick auf die Zusammensetzung der liquiden Mittel bietet sich für den Euro-Anleger zum Beispiel folgende Streuung an: US-Dollar, Schweizer Franken (wobei hier an Bargeldhaltung zu denken ist, um dem Negativzins zu entgehen) und Gold. Das Gold ist insbesondere auch als Alternative zu längerfristigen Termin- und Spareinlagen zu sehen.

Letztere werden ja in der Regel mittel- bis langfristig gehalten, um liquide zu bleiben. Da sie jedoch keine Zinsen mehr einbringen und zudem die Gefahr besteht, dass sie ebenfalls zur Deckung der Verluste, die Banken erleiden, herangezogen werden, ist die Goldhaltung quasi eine "natürliche Alternative" zu diesen Bankeinlagen.

Übrigens wird der Negativzins, den die EZB auf Bankguthaben erhebt, dazu führen, dass irgendwann auch die Zinsen negativ werden, die Banken auf Kundeneinlagen erheben. [Das geschieht übrigens bereits: Fonds zahlen Strafzinsen auf ihre Bankguthaben. Die Kosten trägt natürlich in letzter Konsequenz der Halter von Fondsanteilen.] Negativzinsen werden die Nachfrage nach Euro schmälern.

Kapital wird aus dem Euroraum in andere Währungsräume drängen. In diesem Zuge ist ein Abwerten des Euro-Außenwertes sehr wahrscheinlich. Aus dieser Perspektive betrachtet, erscheint das Halten von Gold für Anleger im Euroraum also doppelt attraktiv zu sein. Zum einen - wie bereits ausgeführt - gibt es ökonomische Gründe für die Erwartung eines künftig steigenden Goldpreises in US-Dollar gerechnet. Zum anderen würden Goldhalter von einem sich abwertenden Euro-Außenwert zusätzlich profitieren.


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