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US-Daten mit Rätseln!

29.02.2016  |  Folker Hellmeyer
G20 nicht aktionistisch - EU-Daten weitgehend enttäuschend

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0942 (07.43 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0912 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123.55. EUR-CHF oszilliert bei 1.0900.

Das G20 Treffen wird von vielen Marktteilnehmern im Resultat als enttäuschend dargestellt. Diejenigen, die sich interventionistische Sofortmaßnahmen erhofften, dürfen enttäuscht sein. Der Verweis auf eine Politik geprägt von Strukturreformen ist vom Grundsatz her erfrischend, denn nur strukturelle Reformen können Probleme bereinigen helfen. Damit bewegt sich das G20 Treffen auf den Spuren des Aristoteles.

Hier hat die Eurozone in elementaren Feldern bereits geliefert (Bereinigung struktureller Haushaltsdefizite, Wiederherstellung der internationalen Konkurrenzfähigkeit der Reformländer durch Veränderung des internen Preisniveaus). Wir bedauern es sehr, dass diese Fakten nach wie vor in der Breite unerwähnt bleiben. Es mag daran liegen, dass wir derzeit mit der Flüchtlingskrise negative Berichterstattung auf uns ziehen.

Wir sind gespannt, wie die USA mit der Anforderung der Strukturreformen umgehen werden. China hat bereits geliefert. China wird Überkapazitäten in der Kohle- und Stahlindustrie abbauen und in der Folge in diesen Sektoren 1,8 Millionen Arbeiter entlassen. Der Zeitplan der Umsetzung ist noch nicht bekannt. damit bereinigt China ein Problem der Fehlallokatio des Produktionsfaktors Kapital.


Fazit:

Es ist richtig, den Fokus und die Erwartungshaltung nicht weiter zu befeuern, dass Interventionen nach Marktlage verabreicht werden. Die Ausrichtung auf Strukturreformen ist sachlich richtig. Jetzt müssen aber vor allen Dingen bei den bisherigen Verweigerern der Strukturreformen, namentlich USA und Japan, auch Taten folgen und die Eurozone auf dem Weg der Reformen weiterschreiten (z.B. Deregulierung der Arbeitsmärkte Südeuropas).

Die am Freitag veröffentlichten Daten der Eurozone konnten nicht überzeugen: Der Economic Sentiment Index der Eurozone sank per Februar unerwartet von zuvor 105,1 auf 103,8 Punkte. Die Prognose lag bei 104,4 Zählern. Damit markierte der Index den tiefsten Stand seit Juni 2015.

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© Reuters


Die deutschen Verbraucherpreise fielen laut vorläufiger Berechnung von zuvor +0,5% auf 0,0% im Jahresvergleich zurück. Basiseffekte und Rohstoffpreise, allen voran der Energiesektor, sind dafür verantwortlich.

Heute früh erreichten uns positive Daten aus Deutschland: Die deutschen Einzelhandelsumsätze stiegen im Januar um 0,7% (Prognose 0,2%) nach +0,6% (revidiert von -0,2%!) per Dezember. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 0,8% (Prognose 1,5% = markante positive Revisionen als Ursache!) nach +2,5% (revidiert von 1,6%) im Vormonat.

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© Reuters


US-Daten geben Rätsel auf: Die jüngsten Daten, die uns aus den USA erreichen, geben bezüglich der Tendenzaussagen in Teilen Rätsel auf, da sie im diametralen Widerspruch zu den verfügbaren Daten aus dem Unternehmenssektor stehen. Angeblich sind die persönlichen Einkommen im Januar um 0,5% im Monatsvergleich gestiegen. Der persönliche Konsum soll um 0,4% nach zuvor 0,2% (revidiert von 0,1%) zugelegt haben.

Wie passt dazu die Überschrift, dass 13 der größten Einzelhandelsketten in den USA Standorte schließen? Link: http://www.zerohedge.com/news/2016-02-26/economic-recovery-13-biggest-retailersamerica-are-closing-down-stores

Was für den obigen Datensatz gilt, gilt auch für das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Universität Michigan.

Gemäß finaler Berechnung stellte sich der Index auf 91,7 Punkte. Die Prognose lag bei 91,0 Zählern, nachdem der vorläufige Wert von zuvor 92,0 auf 90,7 Punkte gesunken war. Obwohl im Bereich Produktion hochwertige Jobs verloren gehen und die großen Einzelhändler Standorte aufgeben bewegt sich das Verbrauchervertrauen auf immer noch hohem Niveau.

Wir nehmen diese Diskrepanzen zur Kenntnis.

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© Reuters


Laut zweiter Schätzung stellte sich das US-Wachstum im vierten Quartal 2015 auf 1,0% nach zuvor 0,7% in der annualisierten Fassung. Für die Revision war ein geringerer Lagerabbau angeblich verantwortlich.

Wir nehmen diesen Datensatz zur Kenntnis.

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© Reuters


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0700 - 20 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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