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Gold, Geld, Sachwert

29.06.2004  |  Claus-Peter Fietkau
- Der Crash Berater - Ein Ratgeber für den Kapitalanleger -


1. Schwindende Geldwertstabilität, der Charakter des Papiergeldes

In den letzten 100 Jahren hat Deutschland mehrere substanzielle Änderungen des Geldwesens durchlebt. Zunächst war dies 1914 die Aufhebung des Goldstandards. Es folgten die Währungsreformen 1923 und 1948. Für die Bürger der DDR gab es 1990 neues Geld. Letzte Geldmaßnahme ist das Großexperiment Euro, die Abschaffung der DM zu Gunsten der Einführung des Euro.

Aber was ist eigentlich Geld? Um 1900 war dies einfach zu beantworten. Geld war in Münzen gefasstes (geprägtes) Gold und Silber. Dies hatte sich über lange Zeit und bereits in der Antike bewährt. Währungsreformen, d.h. das Ungültigerklären des Geldes durch den Staat war weder möglich noch notwendig, weil der Wert der Goldmünze, des Geldes, durch den Gold- bzw. Silbergehalt eindeutig bestimmt war und überall und jederzeit als Bezahlung im Austausch gegen Waren und Leistungen akzeptiert wurde. Später waren Geldscheine Quittungen für hinterlegtes Gold. Das Geld als Goldmünze war in seinem Wert, dem Goldgehalt und seiner allgemeinen Akzeptanz unabhängig von Regierungen und Staaten. Und dieses Geld hatte nicht nur die Funktion des Tauschwertes für den Bezug von Waren und Dienstleistungen, sondern war wertstabil und somit geeignet zur Wertaufbewahrung. Wertaufbewahrung heißt eigentlich nichts anderes, als bereits erarbeiteten Lohn oder Gewinn dauerhaft für den Verbrauch zu einem späteren Zeitpunkt zu konservieren. Diese Funktion der Wertaufbewahrung (Lohn- und Wertkonserve), hatte das Papiergeld für den Bürger in der Hyperinflation von 1923 dann nicht mehr. Durch die Vervielfachung der Papiergeldmenge durch den Staat, verlor die Wertkonserve Geld die Konservierungseigenschaft der Wertaufbewahrungsfunktion. Alle Sparer wurden um Ihre erarbeiteten Sparrücklagen (Lohn- und Wertkonserve) durch die Inflationierung des Geldes betrogen. Dies war ein vom Staat hervorgerufener enteignungsähnlicher Akt. Es gab für ehemals gutes Geld nun schlechtes Geld bzw. beinahe nichts zurück.

Es geht also um einen Konflikt zwischen privaten und staatlichen Interessen. Der Staat finanziert die von ihm angenommenen und aufgegriffenen Aufgaben und den Erhalt seiner Selbst (Bürokratie, politische Kaste) neben den öffentlichen Abgaben und Steuern durch zusätzliche permanente Kreditaufnahme und eine zusätzliche Geldwertschöpfung durch die Vervielfachung der Geldmenge. Diese zusätzliche Papiergeldvermehrung greift als Inflation permanent in das Eigentum der Bürger ein. Das Wesen des Papiergeldes besteht somit in der Möglichkeit des Staates, eine Sonderabgabe vom Vermögen der Bürger zu erzwingen.


2. Staatsbankrott oder Inflation, ist der Zusammenbruch zu vermeiden?

Der (deutsche) Staat finanziert seine angenommenen und aufgegriffenen Aufgaben zunächst durch Steuern und Gebühren. Defizite des Staatshaushaltes werden durch Staatsanleihen, Kommunal-Obligationen etc. finanziert. Dies ist geliehenes Geld und es wird zum vereinbarten Termin zurückgezahlt werden müssen. Andere Staaten haben noch weitere Einnahmen. Sie überreden andere Staaten (das sind wir, die Deutschen) dazu, ihnen regelmäßig über die EU-Bürokratie Geld ohne Gegenleistung geben zu lassen. Dies ist eine Art permanente Nachbarschaftshilfe. Hierauf wird jedoch jetzt nicht weiter eingegangen.

Das ursächliche Moment des Eintritts der Zahlungsunfähigkeit des Staates (Staatsbankrott) ist der Vertrauensverlust der Gläubiger (Banken, Fondsgesellschaften, Versicherungen) bei gleichzeitiger Unmöglichkeit der kurzfristigen Erhöhung der Einnahmen durch Steuern und Gebühren. Der Vertrauensverlust kann begründet sein durch die Unmöglichkeit des Staates, die versprochenen Zinszahlungen zu leisten. Durch die unvollständige Neuverschuldungsmöglichkeit des Staates sind bereits bestehende Rückzahlungstermine von Schulden (und Zinszahlungen) nicht zu erfüllen. Neue Gläubiger werden sich in dieser Situation kaum finden lassen. Falls Sie noch kein Gefühl entwickelt haben, wer hier dem Staat Geld leiht, überlegen Sie doch einmal, ob nicht Ihre Sparrate Ihres persönlichen Rentensparplanes, ihrer Lebensversicherung von der Institution "Bank, Fondsgesellschaft, Versicherung" als Darlehen an den Staat fließt. Aber dies ist hier nur eine Randnotiz.

Die Schulden des Staates sind so hoch und nehmen ständig zu, dass eine Rückzahlung der Schulden nicht denkbar ist und auch von keiner Partei oder einzelnem Politiker angestrebt wird. Ob eine Rückzahlung der Staatsschulden bei größter Anstrengung und äußerster Disziplin von allen Bürgern und dem Staat (Beamten, politischer Kaste) möglich wäre, ist hier nicht Gegenstand der Betrachtungen. Tatsache ist, dass es niemanden gibt, der dies auch nur andenkt. Vielmehr wird an der Verschlimmerung der Situation gearbeitet, dem Schaffen neuer Schulden. Gegenstand der politischen Auseinandersetzung ist lediglich, wie viele neue Schulden gemacht werden und für welche angenommenen und aufgegriffenen Aufgaben des Staates diese dann ausgegeben werden.

Die deutsche Geschichte der letzten 100 Jahre hat gezeigt, dass der Staat sich seiner Schulden durch Inflation und Währungsschnitt entledigt. Betrachtet wird hier, ob uns das eine oder das andere bevorsteht oder wie der Ablauf der Geschehnisse einzuschätzen ist. Dieses Ergebnis ist von Wichtigkeit für Ihre Vorsorgemaßnahme.

Eine Risikofalle für den Schuldenberg ist, dass zum Zwecke der Minimierung von gegenwärtigen Zinszahlungen über Jahre hinweg kurzfristige Darlehenslaufzeiten gewählt wurden. Diese kurzfristigen Zinsen sind billiger und bequemer, weil sie zunächst zu einer geringeren Zinslast führen. Die Situation des günstigen Zinsniveaus wurde nicht langfristig auf 20 oder 30 Jahre gesichert. Die Gefahr ist, das zu einem späteren Zeitpunkt mit hohen Zinsen, die zu kurz finanzierten Staatsschulden zusätzlich zu den neuen Schulden der nächsten Jahre hinzukommen und die Zinszahlungslast auf die Gesamtstaatsschuld sich ungünstig entwickelt bzw. unbezahlbar wird.

Die Teilentschuldung durch Inflation ist für die verantwortlichen Politiker ein Weg, bei dem es für den unkritischen und nur bedingt sachkundigen Bürger keinen Vertrauensentzug bei der nächsten Wahl gibt. Bei der Inflation verhält es sich so, dass diese Plage nicht direkt einer Partei, Person oder der Politikerkaste insgesamt, zuzuordnen ist. Für die Allgemeinheit stellt sich ein inflationäres Geschehen immer noch dar, wie eine schlechte Wetterlage, d.h. unabwendbar und ohne Verschulden einer Person, den Parteien etc. Bei einer Währungsreform ist eine solche softe Wahrnehmung durch die Bürger nicht zu erwarten. Der Schaden am Sparvermögen (Geld weg) ist sofort wahrnehmbar und erfahrbar. Denkbar sind heftigste Reaktionen wie innere Unruhen, der Entzug des Wählervertrauens für alle Parteien (!) und vieles mehr.

Das Problem bei der "Einstellung" der Inflationsrate ist nur, dass die Bundesrepublik kein geschlossenes „mathematisches System“ ist. In der Vergangenheit waren oft Hungersnöte als Folge von einer schlechten Ernte der Anlass, der überschuldete Staaten in eine Revolution und einen Umsturz stürzte. Dies waren Situationen, in der die Staatsfinanzen überfordert gewesen waren, weil ohnehin durch die Überschuldung geschwächt. Eine ungünstige Abfolge von Überschwemmungen (Elbe 2002) und trockenen Sommer (so wie 2003) mit der Folge einer Verteuerung von Lebensmitteln ist jedoch durchaus in einem geschlossenen System denkbar. Das System ist jedoch nicht geschlossen.

Ein drohendes Risiko sind auch in naher Zukunft steigende Rohstoffpreise (z.B. Öl, Gas, Metalle). Dies ist dann inflationswirksam. Die Nachfragesituation durch die sich entwickelnde Wirtschaft Chinas hat sich geändert bzw. China wird weiterhin eine stetige steigende Rohstoffnachfrage haben. Die zu importierenden Rohstoffe werden ähnlich wie in den 1970er Jahren im Preis anziehen und inflationswirksam werden. Auch werden möglicherweise Rohstofflieferanten ähnlich wie die Opec in den 1970er Jahren einen Ausgleich für den Währungsverfall des US-$ suchen und aus diesem Grunde höhere Preise durchsetzen. Eine Inflation, wie beschrieben, importiert mit den einzukaufenden Rohstoffen, steht uns ohnehin ins Haus. Diese ist eher unausweichlich und wird für die verantwortliche politische Kaste eine gute Gelegenheit sein, um vom eigenen Unvermögen und der hausgemachten Inflation abzulenken.

Die Frage nach Staatsbankrott oder Inflation verstehen Sie als rhetorische Frage. Die USA haben sich endgültig von einer halbwegs soliden Finanzierung ihrer Defizite abgewandt und betreiben eine offensive Inflationspolitik. Die Relation der Schulden zum Bruttoinlandsprodukt übersteigt nun das Dreifache der Wirtschaftsleistung. Selbst in der Depression der 1930er Jahre war das Verhältnis der Schulden/BIP lediglich 287%. Die USA haben sich eindeutig zu Gunsten einer Inflationierung als Lösungsweg Ihrer Probleme entschieden. Auf Grund der globalen Finanz- und Wirtschaftsbeziehungen ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Inflation bei uns wirksam wird. Alle Fakten weisen einen Weg in die Inflation. Bleibt die Frage, ob der Zusammenbruch der Staatsfinanzen zu vermeiden ist? Zunächst gibt es kaum Anhaltspunkte, dass unsere politische Kaste überhaupt in der Lage ist, irgendeine komplexe Situation zu beherrschen. Das Hauptaugenmerk unserer Politiker liegt auf Regelungen wie der des Dosenpfandes. Selbst bei der wichtig erscheinenden Gebührenerhebung, der Autobahnmaut, zeigt sich wenig Kompetenz. Hier handelt es sich um allgemeine Politikdefizite, die auch bei ernsten Problemstellungen nichts Gutes erwarten lassen. Die deutsche Politik weist wesentliche Gestaltungsdefizite auf. Dies begründete eine seit 30 Jahren laufende Fehlentwicklung und bis heute ist ein Ende bzw. eine Abhilfe nicht erkennbar. Notwendige Reformen werden nicht umgesetzt. Reformen sind unpopuläre Maßnahmen. Man könnte das Wählervertrauen verlieren und den eigenen Besitzstand und die Wiederwahl gefährden. Die politische Kultur mitsamt der Politikerkaste ist moralisch verkommen und hat sich über die Jahrzehnte in eine Gefälligkeitsdemokratie transformiert.

Selbst wenn alle Politiker ab sofort alles richtig machen würden, ist eine Beseitigung der Probleme, der mangelhaften Beschäftigungssituation in Deutschland, mit der Folge weniger hoher Sozialausgaben bei gleichzeitig steigenden Steuereinnahmen wohl erst in vielleicht 10 Jahren oder später zu erwarten. Der Zusammenbruch der Staatsfinanzen als eine mögliche auslösende Ursache des Crash ist bestimmt schneller. Abstürzende Steuereinnahmen bei gleichzeitig steigenden Sozialausgaben, werden den Zusammenbruch unvermeidlich machen.




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