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Machen Sie Ihr Portfolio krisensicher

14.06.2016  |  John Mauldin
- Seite 3 -
Die künftigen Entwicklungen in Deutschland, die Kaletsky auf seiner Liste der wichtigsten Risikofaktoren hatte, sind auch auf Friedmans Radar. Friedman glaubt, dass Deutschland viel zu stark vom Außenhandel abhängig ist. Dieser ist nun, da die internationalen Kunden die Gürtel enger schnallen, ebenfalls rückläufig - und das, bevor die globale Rezession überhaupt begonnen hat. Diese Situation ließe sich unter Umständen bewältigen, wenn es nicht gleichzeitig auch andere Angelegenheiten gäbe, die Aufmerksamkeit der Deutschen erfordern.

  • Merkel mag es vielleicht gelungen sein, das griechische Schuldenproblem unter den Tisch zu kehren, aber mit dem viel größeren Italien wird sie nicht ebensolches Glück haben. Das dortige Bankensystem ist völlig instabil. (Friedman und ich haben uns zu diesem Thema ausgetauscht. Die Situation ist viel ernster, als sie in den Mainstreammedien dargestellt wird.)

  • Die Flüchtlingskrise wird sich wohl zuerst zuspitzen, bevor sich die Lage wieder bessert, und die daraus entstehenden Spannungen werden wahrscheinlich die rechtsorientierten und nativistischen Parteien Deutschlands stärken. Aktuell sind diese keine Gefahr für Merkels und ihre Regierung, doch nach der Wahl 2017 könnte sich das ändern.

  • Der neue Kalte Krieg der NATO gegen Russland zwingt Deutschland dazu, seine Verteidigungsausgaben zu erhöhen und sich stärker mit außenpolitischen Fragen zu befassen, obwohl gerade jetzt an der Situation im Inland gearbeitet werden müsste.

So pessimistisch sich Friedman zu Eurasien äußerte, so zuversichtlich sprach er über die Neue Welt. Er sieht in der nordamerikanischen Handelspartnerschaft zwischen Kanada, den USA und Mexiko den Schwerpunkt der Weltwirtschaft, da nirgends sonst die gleiche Kombination aus Binnennachfrage, Technologie, Innovation und politischer Stabilität existiert. Ja, auch wir haben Probleme, nicht zuletzt den enormen Schuldenberg, den wir auf unserem Weg zur globalen Führungsrolle angehäuft haben. Abgesehen von Brasilien (und dem erschütternd traurigen Fall von Venezuela) ist der amerikanische Doppelkontinent allerdings in einer deutlich besseren Verfassung als Europa, Asien oder Afrika.


Party Like It’s 1999

Nach den im Allgemeinen eher negativen Vorträgen der Analysten und Ökonomen am ersten Tag der Konferenz waren alle bereit für einen Blick auf die reale Welt. Wie schätzte jemand die Situation ein, der tatsächlich große Geldmengen verwaltet? Wir hatten einige Podiumsdiskussionen und Präsentationen zu diesem Thema organisiert, doch im Folgenden will ich mich auf eine davon konzentrieren - die von Mark Yusko, dem Chef von Morgan Creek Capital Management. Mark Yusko verwaltet Milliarden von Dollar und zählt zu den Pionieren des Yale-Modells, welches mittlerweile von zahlreichen Universitätsstiftungen übernommen wurde. Jemand in seiner Position muss doch sicherlich eine etwas aufgeklärtere Sichtweise haben, als all die bearishen Analysten, oder?

Aufgeklärt schon, aber nicht gerade bullisch. Wenn das Publikum zuvor noch warme, optimistische Gedanken hegte, dann warf Yusko die Anwesenden mit seinem Vortrag ins kalte Wasser. Er nannte nicht nur ein, sondern gleich zehn plausible Szenarien, die die Märkte in den Keller stürzen lassen könnten. Ich will hier vor allem auf seine "Überraschung Nr. 6" eingehen: "Déjà-vu, Willkommen im Jahr 2000 2.0".

Ganz recht, Yusko sagt, dass wir heute wieder die gleiche Situation haben wie im Jahr 2000, als die Dotcom-Blase platzte und eine unschöne Baisse und eine Rezession nach sich zog.

Das Thema fesselte mich besonders, weil dieser Newsletter letztlich aus meinen Berichten der späten 1990er Jahre entstanden ist, in denen ich über das Jahr-2000-Problem schrieb. In einem Meer aus Kommentatoren, die entweder den Weltuntergang oder keinerlei Probleme prophezeiten, stand ich genau in der Mitte, denn ich glaubte, dass die Kombination aus Ungleichgewichten in der Wirtschaft (einschließlich der Dotcom-Blase) und den erwarteten Computerpannen uns eine Rezession bescheren würde.

All meine Recherchen hatten damals ergeben, dass es zwar zu Problemen und Störungen kommen würde, jedoch nicht zum Untergang der Zivilisation. Damit sollte ich richtig liegen. Noch erstaunlicher war, dass ich mit den Portfolio-Empfehlungen, die in meinem zu dieser Zeit veröffentlichten Buch "The Y2K Recession" enthalten waren, den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Ich glaube nicht, dass ich mit meinen Prognosen seitdem jemals wieder so viel Glück hatte.

Zu den Störungen zählte auch die Entscheidung der Federal Reserve, dem Finanzsystem wieder die Liquidität zu entziehen, die sie zuvor für diejenigen hineingepumpt hatte, die einen Zusammenbruch der Zahlungssysteme erwarteten und deswegen Barmittel horteten. Alan Greenspan erhöhte den US-Leitzins von 5,4% zum Jahreswechsel auf 6,5% im Oktober 2000.

(Jüngere Leser werden diese Zahlen vermutlich zweimal lesen. Ja, täglich fällige Kredite kosteten früher einmal mehr als 6%. Die Federal Reserve ist auch durchaus in der Lage, die Zinssätze innerhalb eines Jahres um 100 Basispunkte oder mehr anzuheben. Oder zumindest war sie das einmal.)

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Die anschließende Baisse war damals die stärkste, die man seit den frühen 1980er Jahren erlebt hatte. Die Technologie-Aktien, die astronomische Kursniveaus erreicht hatten, stürzten eine nach der anderen wieder ab. Die Entscheidung von Bill Clinton, die Daten des Human Genome Projects zu veröffentlichten, ließ den gesamten Biotechnologie-Sektor in Flammen aufgehen. Es war eine schmerzliche Zeit und niemand, der sie erlebt hat, möchte eine Wiederholung sehen - doch Mark Yusko glaubt, dass sich dieses Szenario wiederholen wird, und dass diese Entwicklung bereits begonnen hat. Unten sehen Sie eine der zahlreichen Folien, die er bei seiner Präsentation verwendete:

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In der Zeit von 2000 bis 2003 erlebten wir das Platzen der Dotcom-Blase, Unternehmensskandale wir den Fall Enron, den 11. September und eine altmodische, ehrliche, Arbeitsplätze vernichtende Rezession. Ich erinnere mich noch gut daran, dass damals alle immer wieder dachten "OK, das war schlimm, aber jetzt haben wir es überstanden." Aber es war noch nicht überstanden. Nach eine Reihe falscher Frühlinge und einer finalen Kapitulation befreiten wir uns endlich aus dem Sumpf (gerade rechtzeitig, um eine nicht tragbare Immobilienblase aufzupumpen, doch das ist eine andere Geschichte). Am Ende der Rezession sprach ich zum ersten Mal von einer "Wirtschaft des Durchwurstelns".

Die Menschen vergessen oft, dass die Fed damals eine äußerst akkommodierende Geldpolitik verfolgte. Wie bereits erwähnt, erhöhte Greenspan die kurzfristigen Zinssätze im September 2000 auf 6,5%. Nur ein Jahr später hatte er sie wieder auf 3% gesenkt, Mitte 2003 lagen sie schließlich bei nur 1%. Damals war die Fed bereit, mit Lichtgeschwindigkeit zu handeln, wenn sie es für notwendig erachtete - ganz im Gegenteil zu späteren Jahren.


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