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Euphorie vor Brexit? Auch das kann es geben

21.06.2016  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1335 (08.12Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1303 im amerikanischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104.36. In der Folge notiert EUR-JPY bei 118.30. EUR-CHF oszilliert bei 1.0888.

Was war für ein Aufatmen - ein verfrühtes Aufatmen? Emotionale Entscheidungen sollten Investoren tunlichst meiden, führen sie doch häufig in eine finanzielle Sackgasse. Nun haben laut einer Umfrage einige Briten nach dem tragischen Tod der (Remain-)Politikerin Cox pro Verbleib in der Europäischen Union geantwortet und die Märkte bekamen die Nachricht auf die sie offensichtlich gewartet hatten. Aber Vorsicht! Diese Bewegung hin zu "Bremain" ist nur eine Momentaufnahme und sicher nicht trendfähig. The trend is your friend, but where´s the trend?

Folgende Umfragen zeigten bereits, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum Schluss bleibt. Wir rechnen ab Freitag Morgen mit offiziellen Zahlen hierzu.

Bis dahin bleibt die Anspannung hoch.

Risikoaversion wurde deutlich abgebaut und Risikopositionen aufgebaut. Deutliche Kursgewinne begleiteten uns durch den gestrigen Handelstag. Der Euro konnte gegenüber dem Dollar wieder auf über 1,13 zulegen.

Ebenfalls deutliches Zündpotenzial liefert das Bundesverfassungsgericht, das heute über ein EZB-Wertpapierkaufprogramm „OMT“ urteilen wird. Bisher war die Ansicht der Deutschen so, dass die Europäische Zentralbank mit der Ankündigung im großen Umfang im Staatsanleihen Sektor aktiv zu werden (das taten sie übrigens nie in diesem Programm…) ihr Mandat überdehnt hat.

Nun ist dies eine (bis heute) theoretische Diskussion, denn die EZB ist längt im Staatsanleihenmarkt aktiv, wo sie einen erklecklichen Anteil der 80 Mrd. EUR Gesamtinterventionsvolumen generiert- so kaufe sie in den zurückliegenden Wochen Staatstitel für knapp 17 Mrd. EUR. Durch dieses Kaufprogramm möchte die Notenbank nicht mehr explizit die Aufschläge auf Staatstitel senken, sondern die Inflation in Euroland anheizen.

Man sieht also, dass diese Diskussion rechtlich aufzuarbeiten ist, aber akademischen Charakter hat. OMT war nie aktiv und wird wahrscheinlich nie aktiv werden, dafür hat die EZB in ihrem Instrumentenkasten andere Maßnahmen entnommen, die aber auch noch nicht die erhoffe Wirkung entfalten konnten. Hauseigende Berechnungen zeigen, dass die Einflüsse aus den massiven Kaufprogrammen zwischen 0,1-1,0 % Inflationsaufschlag pro Jahr erzeugen.

Neben Brexit und BuVG bleibt das Thema Russlandsanktionen auf der Agenda. Die verbalen Vorstöße von Außenminister Steinmeier hin zu gemeinsamer Kommunikation mit Russland wurden von der Bundesregierung auf Eis gelegt. Allerdings wird Vizekanzler Gabriel in der kommenden Woche nach Moskau fliegen und Putin dort treffen. Es gibt vorsichtige Zeichen für eine Rückkehr an den politischen Tisch.

Dieses Gebot ist dringend umzusetzen, denn auch in anderen Themen wie Iransanktionen kann man erkennen, dass es Ermessensspielräume für die Politik gibt und dass wirtschaftliche Interessen gepflegt werden. Aber nicht nur aus ökonomischer Sicht, sondern auch Sicherheitspolitisch wäre es sehr begrüßenswert, wenn ein zuverlässiger und langjähriger Handelspartner wieder in Wirtschaftsbeziehungen zu der Europäischen Union treten dürfte.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1080 - 1.1110 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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