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Entwicklung vor Brexit positiv - wie geht es weiter?

21.07.2016  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1030 (08.30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0999 im nordamerikanischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.21. In der Folge notiert EUR-JPY bei 118.28. EUR-CHF oszilliert bei 1.0875.

Die gestern veröffentlichten Wirtschaftszahlen aus dem Vereinigten Königreich zeigen, dass die Wirtschaft bis zum Brexit-Referendum zufriedenstellende Entwicklungen gezeigt hat.

Das britische Sterling Pfund konnte profitieren. Durchschnittslöhne stiegen im Mai um durchschnittlich 2,3%. Der Wert lag im Rahmen der Erwartungen. Die Arbeitslosenquote sank in den Monaten bis Mai erstmals seit 2005 wieder unter die 5,0 Prozent und liegt aktuell bei 4,8 Prozent. Es suchen somit 65.000 weniger Personen nach einem Job im UK als zuvor und insgesamt noch 1,65 Mio. Menschen. Die Zahl der Beschäftigten erreichte ein Rekordhoch. 31,7 Mio. Personen waren in Lohn und Brot.

Die erfreuliche Entwicklung am Arbeitsmarkt verdeutlicht der nachfolgende Chart:

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© Moody´s economy.com


Gleichzeitig kühlte sich bereits seit Ende 2014 die Wirtschaft langsam wieder ab, wenngleich die letzten Wachstumszahlen von 2,0 Prozent deutlich über denen vergleichbarer Industriestaaten lagen.

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© Moody´s economy.com


Die heute zu veröffentlichten Einzelhandelsumsätze zeigten in den zurück liegenden zwei Monaten bereits eine starke Entwicklung – auch dank der vorgenannten Lohnentwicklung - und widerstanden den medienwirksamen politischen Kampagnen um Großbritanniens Rolle in der Europäischen Union. Die starke Binnennachfrage war in den zurückliegenden Quartalen ein starker Wachstumstreiber der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

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© Moody´s economy.com


In den nächsten Wochen werden mehr und mehr Daten aus der Nach-Brexit Zeit veröffentlicht und erste Erkenntnisse deutlich, die zeigen, wie deutlich die Auswirkungen der Out-Entscheidung sein werden. Das heute veröffentlichte Unternehmensvertrauen aus Frankreich zeigt sich unbeeindruckt und konnte sogar leicht zulegen.

Dabei ist völlig offen, ob wie prognostiziert die Wirtschaft im zweiten Quartal des Jahres mit der Rezession flirten wird, oder ob die Konjunktur robust bleibt und deutlichere Auswirkungen erst im kommen Jahr zu Tage treten. Vieles wird auch davon abhängen, wie die Notenbank(en) auf die veröffentlichten Zahlen reagieren werden. Die Bank of England beobachtet die Märkte und Auswirkungen, bevor sie Zinssenkungspläne veröffentlicht.

Aussagen anderer Notenbanken (Neuseeland) lassen dagegen vermuten, dass die Nervosität in anderen Häusern größer ist und man schnell auf eine neue Runde lockeren Geldes reagieren wird. Der Stress um das Pfund wird auf Sicht der nächsten Wochen groß bleiben.

Heute sind aber erst einmal alle Augen auf die EZB gerichtet. Massive neue Maßnahmen sind allerdings nicht zu erwarten, eher moderate Anpassungen des laufenden Wertpapierkaufprogramms, die der EZB mehr technische Spielräume in den bisherigen Volumina bringen sollen. Große Marktreaktionen auf der Devisenseite sind nicht zu erwarten, interessanter sollten dagegen die Auswirkungen auf der Zinskurve bzw. in den gesuchen Bundrenditen sein.

Das nächste Ereignis in der nächsten Woche wird zur Wochenmitte die nächste Sitzung der Fed sein. Nachdem in den vergangenen Wochen die Zinserhöhungserwartungen vom Tiefpunkt wieder aufgestanden sind, aber immer noch sehr überschaubar ausfallen, zeigt sich ein fester US-Dollar neben leicht besseren Konjunkturdaten. Ob dieser Mix den Notenbankern ausreicht, um neue Formulierungen zu formulieren, um die Märkte bei der Story "Zinswende" zu halten ist allerdings mehr als fragwürdig. Eine Zinserhöhung zu diesem Zeitpunkt scheint nicht angebracht und wird auch nicht erwartet.

Es droht überschaubares Enttäuschungspotenzial.

Auf der anderen Seite bringen europäische Themen auch keine kurzfristigen Lösungsansätze auf die Agenda, weshalb sich die positiven Auswirkungen auf den Euro ebenfalls nicht deutlich darstellen sollten.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0950 - 1.0970 dreht den Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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