Ölpreise auf Achterbahnfahrt
12.08.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Die Volatilität am Ölmarkt ist derzeit enorm. Die Preise schwanken auf Tagesbasis um mehrere Prozentpunkte und wechseln dabei - ebenfalls fast täglich - die Richtung. So auch gestern, als der Brentölpreis die starken Verluste vom Vortag mehr als nur kompensierte und sich im Verlauf des Tages um über 2 USD je Barrel bzw. fast 5% erholen konnte.
Zeitlich passt die Aufwärtsbewegung mit Äußerungen des saudischen Ölministers zusammen, der dem Ölmarkt eine deutliche Stabilisierung attestierte und als Grund für die jüngste Preisschwäche spekulative Übertreibung nannte. Außerdem würde man auf dem Treffen in Algerien im September wohl doch noch mögliche preisstützende Aktionen diskutieren. Noch im April hatte Saudi-Arabien eine solche Einigung torpediert. Aber auch wenn diese unseres Erachtens unrealistisch ist, ganz zu schweigen von der Umsetzung, dämpft dies die Ängste vor einer Fortsetzung des Preiskriegs seitens der OPEC.
Spricht man über die Rolle Chinas auf dem Ölmarkt, so meint man meist den Verbrauch. Allerdings ist China mit einer Produktion von rund 4 Mio. Barrel täglich auch einer der weltgrößten Ölproduzenten. Chinas Produktion reagierte zuletzt überraschend heftig auf den Ölpreisrückgang, wobei sie im Juli im Jahresvergleich erneut um über 8% gesunken war und mit 3,94 Mio. Barrel pro Tag auf dem niedrigsten Stand seit Oktober 2011 lag. Damit trägt China sowohl als Vebraucher als auch als Verarbeiter von Öl - die Raffinerien haben im Juli 2,5% mehr Rohöl als im Vorjahr verarbeitet - zu einer Einengung am Ölmarkt bei.
Edelmetalle
Die Edelmetallpreise bleiben wohl wegen eines höheren Risikoappetits der Marktteilnehmer, der sich unter anderem in steigenden Aktienmärkten widerspiegelt, unter Druck. Gold fällt auf 1.335 USD je Feinunze, Silber rutscht wieder unter die Marke von 20 USD je Feinunze. Deutliche Verluste verzeichnen Platin und Palladium. Platin verbilligt sich um über 3% auf 1.140 USD je Feinunze, Palladium fällt sogar um fast 5% auf knapp 690 USD je Feinunze. Damit haben Platin und Palladium alle Gewinne von vorgestern wieder abgegeben.
Unseres Erachtens war der Preisanstieg vor zwei Tagen überzogen, so dass Korrekturpotenzial bestand (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 10. August). Da es in den letzten Tagen kaum Veränderungen in den ETF-Beständen gab, dürften die Preisbewegungen durch den Futures-Markt ausgelöst worden sein.
Aus den gestern Morgen vom World Gold Council (WGC) veröffentlichten Daten für das zweite Quartal geht auch hervor, dass das Goldangebot merklich ausgeweitet wurde. So ist im Jahresvergleich zum einen die Minenproduktion um 5% auf 817 Tonnen gestiegen. Noch wesentlich deutlicher wurde das Recyclingangebot ausgeweitet - es legte um 23% auf 328 Tonnen zu. Dies ist laut Aussagen des WGC auf die höheren Goldpreise zurückzuführen. Der globale Goldmarkt war damit im letzten Quartal mit etwa 95 Tonnen überversorgt.
Industriemetalle
Enttäuschende Konjunkturdaten aus China halten zum Wochenausklang die Industriemetallpreise in Schach, welche allesamt moderat nachgeben. Stärkere Preisrückgänge werden wohl durch die Hoffnung auf Stimulierungsmaßnahmen seitens der Zentralbank und der Regierung verhindert. Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros (NBS) ist die Industrieproduktion im Juli nur um 6% gestiegen und die Investitionen in Sachanlagen haben sich auf +8,1% gegenüber Vorjahr abgeschwächt.
Das Wachstum der privaten Investitionen erreichte sogar ein Rekordtief von +2,1%. Der zu Monatsbeginn von Caixin erhobene Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe hatte eher auf positive Daten hingedeutet. Das NBS wies darauf hin, dass die schweren Überschwemmungen im letzten Monat einen deutlich negativen Einfluss auf die Juli-Daten hatten. Die Wirtschaftsaussichten in China bleiben gedämpft, was sich auch negativ auf die Nachfrage nach Metallen auswirken könnte.
Nickel handelt am Morgen auf einem Wochentief von gut 10.600 USD je Tonne und damit etwa 400 USD unter dem vorgestern erreichten 12-Monatshoch. Nachrichten von den Philippinen verhindern wohl einen noch stärkeren Preisrückgang. Dort wurden laut offiziellen Angaben zwei weitere Minen aufgrund von Umweltverstößen geschlossen. Somit sind mittlerweile zehn Minen stillgelegt, acht davon Nickelminen. Die Überprüfung der Minen des Landes soll nächste Woche abgeschlossen werden.
Agrarrohstoffe
Wir haben unsere Preisprognose für Rohzucker für Q4 2016 um 1 US-Cent auf 18,5 US-Cents je Pfund angehoben. Wir erwarten auch danach höhere Preise als bisher prognostiziert, allerdings rückläufig vom aktuellen Niveau. Rohzucker hat sich seit Jahresbeginn um ein Drittel auf etwa 20 US-Cents je Pfund verteuert. Denn sowohl in der laufenden Saison als auch wohl 2016/17 ist der globale Zuckermarkt defizitär. Zudem hat das Erstarken des Brasilianischen Real den Anstieg des Zuckerpreises unterstützt, ebenso wie der Ausbau der Netto-Long-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer auf ein Rekordniveau.
Zur Anhebung der Prognose veranlasst uns zum einen die zuletzt skeptischere Einschätzung der brasilianischen Zuckerindustrievereinigung Unica, wonach die diesjährige Zuckerproduktion trotz des bisher kräftigen Anstiegs gegenüber dem Vorjahr insgesamt enttäuschen könnte. Zum anderen gibt es in Indien Befürchtungen, dass 2016/17 noch weniger als die erwarteten 23,5 Mio. Tonnen Zucker produziert werden könnten, nachdem die Anbaufläche im Hauptanbaustaat Maharashtra eingeschränkt wurde.
Wir bleiben derzeit bei unserer Sicht, dass sich 2017/18 die Versorgungssituation bei Zucker entspannt, was gemeinsam mit einem prognostiziert schwächeren Real die Preise dämpfen sollte. Zuletzt haben sich dafür aber die Risiken erhöht, insbesondere wenn sich Unicas Einschätzung bewahrheiten sollte, dass bei der nächsten brasilianischen Ernte mit einer geringeren Zuckerrohrmenge gerechnet werden muss.
Die Volatilität am Ölmarkt ist derzeit enorm. Die Preise schwanken auf Tagesbasis um mehrere Prozentpunkte und wechseln dabei - ebenfalls fast täglich - die Richtung. So auch gestern, als der Brentölpreis die starken Verluste vom Vortag mehr als nur kompensierte und sich im Verlauf des Tages um über 2 USD je Barrel bzw. fast 5% erholen konnte.
Zeitlich passt die Aufwärtsbewegung mit Äußerungen des saudischen Ölministers zusammen, der dem Ölmarkt eine deutliche Stabilisierung attestierte und als Grund für die jüngste Preisschwäche spekulative Übertreibung nannte. Außerdem würde man auf dem Treffen in Algerien im September wohl doch noch mögliche preisstützende Aktionen diskutieren. Noch im April hatte Saudi-Arabien eine solche Einigung torpediert. Aber auch wenn diese unseres Erachtens unrealistisch ist, ganz zu schweigen von der Umsetzung, dämpft dies die Ängste vor einer Fortsetzung des Preiskriegs seitens der OPEC.
Spricht man über die Rolle Chinas auf dem Ölmarkt, so meint man meist den Verbrauch. Allerdings ist China mit einer Produktion von rund 4 Mio. Barrel täglich auch einer der weltgrößten Ölproduzenten. Chinas Produktion reagierte zuletzt überraschend heftig auf den Ölpreisrückgang, wobei sie im Juli im Jahresvergleich erneut um über 8% gesunken war und mit 3,94 Mio. Barrel pro Tag auf dem niedrigsten Stand seit Oktober 2011 lag. Damit trägt China sowohl als Vebraucher als auch als Verarbeiter von Öl - die Raffinerien haben im Juli 2,5% mehr Rohöl als im Vorjahr verarbeitet - zu einer Einengung am Ölmarkt bei.
Edelmetalle
Die Edelmetallpreise bleiben wohl wegen eines höheren Risikoappetits der Marktteilnehmer, der sich unter anderem in steigenden Aktienmärkten widerspiegelt, unter Druck. Gold fällt auf 1.335 USD je Feinunze, Silber rutscht wieder unter die Marke von 20 USD je Feinunze. Deutliche Verluste verzeichnen Platin und Palladium. Platin verbilligt sich um über 3% auf 1.140 USD je Feinunze, Palladium fällt sogar um fast 5% auf knapp 690 USD je Feinunze. Damit haben Platin und Palladium alle Gewinne von vorgestern wieder abgegeben.
Unseres Erachtens war der Preisanstieg vor zwei Tagen überzogen, so dass Korrekturpotenzial bestand (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 10. August). Da es in den letzten Tagen kaum Veränderungen in den ETF-Beständen gab, dürften die Preisbewegungen durch den Futures-Markt ausgelöst worden sein.
Aus den gestern Morgen vom World Gold Council (WGC) veröffentlichten Daten für das zweite Quartal geht auch hervor, dass das Goldangebot merklich ausgeweitet wurde. So ist im Jahresvergleich zum einen die Minenproduktion um 5% auf 817 Tonnen gestiegen. Noch wesentlich deutlicher wurde das Recyclingangebot ausgeweitet - es legte um 23% auf 328 Tonnen zu. Dies ist laut Aussagen des WGC auf die höheren Goldpreise zurückzuführen. Der globale Goldmarkt war damit im letzten Quartal mit etwa 95 Tonnen überversorgt.
Industriemetalle
Enttäuschende Konjunkturdaten aus China halten zum Wochenausklang die Industriemetallpreise in Schach, welche allesamt moderat nachgeben. Stärkere Preisrückgänge werden wohl durch die Hoffnung auf Stimulierungsmaßnahmen seitens der Zentralbank und der Regierung verhindert. Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros (NBS) ist die Industrieproduktion im Juli nur um 6% gestiegen und die Investitionen in Sachanlagen haben sich auf +8,1% gegenüber Vorjahr abgeschwächt.
Das Wachstum der privaten Investitionen erreichte sogar ein Rekordtief von +2,1%. Der zu Monatsbeginn von Caixin erhobene Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe hatte eher auf positive Daten hingedeutet. Das NBS wies darauf hin, dass die schweren Überschwemmungen im letzten Monat einen deutlich negativen Einfluss auf die Juli-Daten hatten. Die Wirtschaftsaussichten in China bleiben gedämpft, was sich auch negativ auf die Nachfrage nach Metallen auswirken könnte.
Nickel handelt am Morgen auf einem Wochentief von gut 10.600 USD je Tonne und damit etwa 400 USD unter dem vorgestern erreichten 12-Monatshoch. Nachrichten von den Philippinen verhindern wohl einen noch stärkeren Preisrückgang. Dort wurden laut offiziellen Angaben zwei weitere Minen aufgrund von Umweltverstößen geschlossen. Somit sind mittlerweile zehn Minen stillgelegt, acht davon Nickelminen. Die Überprüfung der Minen des Landes soll nächste Woche abgeschlossen werden.
Agrarrohstoffe
Wir haben unsere Preisprognose für Rohzucker für Q4 2016 um 1 US-Cent auf 18,5 US-Cents je Pfund angehoben. Wir erwarten auch danach höhere Preise als bisher prognostiziert, allerdings rückläufig vom aktuellen Niveau. Rohzucker hat sich seit Jahresbeginn um ein Drittel auf etwa 20 US-Cents je Pfund verteuert. Denn sowohl in der laufenden Saison als auch wohl 2016/17 ist der globale Zuckermarkt defizitär. Zudem hat das Erstarken des Brasilianischen Real den Anstieg des Zuckerpreises unterstützt, ebenso wie der Ausbau der Netto-Long-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer auf ein Rekordniveau.
Zur Anhebung der Prognose veranlasst uns zum einen die zuletzt skeptischere Einschätzung der brasilianischen Zuckerindustrievereinigung Unica, wonach die diesjährige Zuckerproduktion trotz des bisher kräftigen Anstiegs gegenüber dem Vorjahr insgesamt enttäuschen könnte. Zum anderen gibt es in Indien Befürchtungen, dass 2016/17 noch weniger als die erwarteten 23,5 Mio. Tonnen Zucker produziert werden könnten, nachdem die Anbaufläche im Hauptanbaustaat Maharashtra eingeschränkt wurde.
Wir bleiben derzeit bei unserer Sicht, dass sich 2017/18 die Versorgungssituation bei Zucker entspannt, was gemeinsam mit einem prognostiziert schwächeren Real die Preise dämpfen sollte. Zuletzt haben sich dafür aber die Risiken erhöht, insbesondere wenn sich Unicas Einschätzung bewahrheiten sollte, dass bei der nächsten brasilianischen Ernte mit einer geringeren Zuckerrohrmenge gerechnet werden muss.