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Eingegrenzte Bandbreiten an den Märkten ...

25.08.2016  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1272 (07:53 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1245 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 100.48. In der Folge notiert EUR-JPY bei 113.27. EUR-CHF oszilliert bei 1.0895.

Eingangs der Woche schrieben wir an dieser Stelle von einer selbst auferlegten Paralyse der Märkte im Vorwege der Yellen Rede am Freitag in Jackson Hole. Das traf weitgehend den Kern.

An dieser Verhaltensweise lässt sich ein imposantes Phänomen manifestieren. Man traut sich offensichtlich seitens der Marktteilnehmer nicht mehr, Wirtschaftsdaten selbst unbestechlich zu analysieren und damit ernst zu nehmen und zu diskontieren, sondern befindet Verbalakrobatik der Eliten als elementarer, auch wenn deren Einlassungen offensichtlich reale Fakten ausblenden. Das ist bezüglich Intellekt und gleichzeitig Opportunismus sportlich!

Immerhin liegt das annualisierte Wachstum im 1. Halbjahr in den USA bei maladen 1%. Alle Mainstream-Prognosen sind faktisch hinfällig. Das gilt auch für die Prognose der Fed! Einige Fed-Gouverneure werfen dem Markt zum x-ten Male den Knochen potentieller Zinsanhebungen vor, obwohl wir mit dem schwächsten Wachstumsclip seit Jahren konfrontiert sind.

Stagflation ist für die Kollegen ein Fremdwort. Wir fragen, wie lange noch, denn die normative Kraft des Faktischen lässt sich nicht durch Worte neutralisieren. Sie lässt sich aber fraglos auf dem Zeitstrahl ein Stück weit manipulieren.

Eine derartige Verbalakrobatik kann man als "verbales Kokain" bezeichnen. 2007/2008 hieß die Modedroge "The crisis is contained". Lernkurven, die auch den Trackrecord der Fed-Prognosen berücksichtigen, sind nicht erkennbar. Wie sagte Winston Churchill so treffend: "Histoy does not repeat, but history rhymes!"

An dieser Stelle darf wohlfeil gefragt werden, welche Rolle Finanzmärkte haben und zukünftig haben werden?

Ist der Wirtschaft und der Gesellschaft eigentlich bewusst, dass die aktuelle Tendenz der Strukturveränderungen eine erhebliche Negation des westlichen Marktmodells der Phase 1945 - 2001 ist? Dabei ist der Zeitpunkt 2001 sehr bewusst gewählt ... Wo sind nur die so selbstsicheren und burschikosen US-Protagonisten, die in der Vergangenheit so laut von dem westlichen Marktmodell schwadronierten und die Welt schulmeisterten. Für Antworten aus unserer Leserschaft sind wir empfänglich.

Wir müssen uns mit unserer Realität auseinandersetzen. Es wird voraussichtlich auch heute weitgehend ruhig bleiben.

Gut, das gilt natürlich nicht für das "Geld ohne Fehl und Tadel", Gold und Silber. Da sahen und sehen wir einen sportlichen Abverkauf …

Wir freuen uns über die zarten Blüten, die uns aus Frankreich bezüglich des Arbeitsmarkts erreichen. Arbeitsmarktdaten gehören zu den nachlaufenden Indikatoren. Per Juli hellte sich die Lage am französischen Arbeitsmarkt weiter leicht auf. Im Monatsvergleich sank die Zahl der Arbeitslosen um 0,5% auf 3,51 Millionen. Damit kommt es seit Februar 2016 zu einer Entspannung. Wir betonen den Begriff der "zarten Blüte". Der Weg zu einer Normalisierung ist noch erheblich.

Nachdem der Absatz neuer Wohnimmobilien positiv überraschte, ergab sich bei dem Absatz zuvor genutzter US-Wohnimmobilien eine Enttäuschung. Im Monatsvergleich sank der Absatz per Berichtsmonat Juli von zuvor 5,57 Mio. auf 5,39 Mio. Objekte in der annualisierten Fassung. Die Konsensusprognose lag bei 5,51 Mio. Objekten. Hier kam es nicht nur zu einem Rückgang auf Monatsbasis um 3,2%, sondern auch zu einem Rückgang im Jahresvergleich um 1,6%.

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© Moody’s Economy.com


Der FHFA Hauspreisindex legte per Juni im Monatsvergleich um 0,2% und im Jahresvergleich um 5,6% zu. Der Chart belegt, dass es hier zu einem Verlust des Momentums in der Preisentwicklung kommt.

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© Moody’s Economy.com


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0950 - 1.0970 dreht den Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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