US-Daten durchwachsen, Jackson Hole, endlich!
26.08.2016 | Folker Hellmeyer
IFO-schwach
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1290 (07:41 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1266 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 100.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 113.40. EUR-CHF oszilliert bei 1.0912.
Aus Deutschland erreichten uns in den abgelaufenen 24 Stunden zwei Datensätze mit unterschiedlichen Aussagen. Der deutsche GfK-Konsumklimaindex stieg unerwartet per Berichtsmonat September von zuvor 9,9 auf 10,2 Punkte (Prognose 9,9) und markierte damit den höchsten Stand seit Juni 2015. Nur vor 2002 war der Index jemals höher.
Diese Entwicklung passt zu den Ergebnissen des BIP Deutschlands im ersten Halbjahr 2016 und auch zu den Prognosen für das Restjahr 2016 als auch 2017. Der Konsum ist eine entscheidende Säule des Wachstums in Deutschland. Er ist getragen von zunehmender Beschäftigung als auch realen Lohnsteigerungen. Damit ist die Säule maßgeblich basierend auf wiederkehrenden Einkommen. Das ist ein massiver Unterschied zu dem Konsumwachstum in den USA!
Der deutsche IFO-Index verfehlte dagegen per August umfänglich die Konsensusprognose. Der Geschäftsklimaindex sank von 108,3 auf 106,2 Punkte. Die Prognose lag bei 108,5 Zählern. Die Schwäche ergab sich sowohl im Lageindex, der von 114,8 auf 112,8 sank (Prognose 114,9) als auch dem Erwartungsindex, der von 102,1 auf 100,1 Punkte sackte (Prognose 102,5). Der Blick auf den Gesamtindex zeigt, dass das Niveau nicht prekär ist. Die Tendenz gilt es jedoch ernst zu nehmen.
Aus den USA erreichte uns überraschend eine positivere Entwicklung der Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter per Berichtsmonat Juli. Im Monatsvergleich kam es zu einer Zunahme um 4,4%. Die Prognose lag bei 3,3%. Die Revision des Vormonats von -3,9% auf -4,2% nimmt dieser Überraschung ein wenig Glanz. Der Transportsektor (Flugzeuge, Ordertätigkeit im Takt der großen Flugmessen) war die entscheidende Größe.
Was im Monatsvergleich so überzeugend aussieht, sieht nüchterner im Jahresvergleich aus (-6,4%). Ergo bietet dieser Datensatz Grund zu leichter Zuversicht, aber nicht zu Euphorie.
Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor ernüchterte in der Erstberechnung per August. Der Index sank unerwartet von zuvor 51,4 auf 50,9 Punkte (Prognose 51,8) und markierte damit den niedrigsten Stand seit Februar 2016.
Die Einlassungen von dem Chefvolkswirt Markits fiel nüchtern aus: Die US-Wirtschaft schaffe es erneut nicht, sich von dem maladen Wachstumstempo im dritten Quartal zu befreien. Gemäß historischer Modellierung nähme die Wahrscheinlichkeit eines Wachstums von weniger als 1% in der annualisierten Darstellung zu. Letztere Einlassung steht im diametralen Widerspruch zu den jüngst optimistischen Tönen seitens diverser Fed-Gouverneure.
Jackson Hole steht ab heute auf der Agenda. Der Markt fiebert den Aussagen Janet Yellens entgegen. Im Vorwege erreichen uns ungewöhnliche Töne.
Der Wirtschaftsjournalist Hilsenrath, dem eine ausgesprochene Nähe zu den Entscheidern der Federal Reserve nachgesagt wird, äußerte sich in seinem letzten Kommentar untypisch kritisch gegenüber der Politik des Offenmarktausschusses der Federal Reserve in seinem Artikel "Years of Fed missteps fueled disillusion with the economy and Washington".
Wenn wir diese Einlassung mit den Einlassungen des IWF kombinieren, der das Modell Infrastrukturprojekte und Fiskalpolitik (Modell Seidenstraße, "One Road - One Belt") als Antwort auf die Wachstumsschwäche einiger Teile des Westens (USA, Japan und UK) forcierte, ergeben sich Warnsignale bezüglich der Fortsetzung der Niedrigzinspolitik und quantitativen Maßnahmen als solitärer Antwort auf die Herausforderungen.
Hinsichtlich der verfügbaren US-Daten, ob zyklisch oder strukturell, wäre eine moderate Fortsetzung der US-Zinswende definitiv nicht basierend auf Konjunkturstärke der USA, sondern eine potentielle Antwort auf das sich verändernde Inflationsumfeld. Ergo wird die Analystengemeinde in den kommenden Monaten gezwungen sein, das Thema US-Stagflation zu besetzen. Nun, Nacherzählung können eben viele …
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0950 - 1.0970 dreht den Bias.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1290 (07:41 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1266 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 100.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 113.40. EUR-CHF oszilliert bei 1.0912.
Aus Deutschland erreichten uns in den abgelaufenen 24 Stunden zwei Datensätze mit unterschiedlichen Aussagen. Der deutsche GfK-Konsumklimaindex stieg unerwartet per Berichtsmonat September von zuvor 9,9 auf 10,2 Punkte (Prognose 9,9) und markierte damit den höchsten Stand seit Juni 2015. Nur vor 2002 war der Index jemals höher.
Diese Entwicklung passt zu den Ergebnissen des BIP Deutschlands im ersten Halbjahr 2016 und auch zu den Prognosen für das Restjahr 2016 als auch 2017. Der Konsum ist eine entscheidende Säule des Wachstums in Deutschland. Er ist getragen von zunehmender Beschäftigung als auch realen Lohnsteigerungen. Damit ist die Säule maßgeblich basierend auf wiederkehrenden Einkommen. Das ist ein massiver Unterschied zu dem Konsumwachstum in den USA!
© Reuters
Der deutsche IFO-Index verfehlte dagegen per August umfänglich die Konsensusprognose. Der Geschäftsklimaindex sank von 108,3 auf 106,2 Punkte. Die Prognose lag bei 108,5 Zählern. Die Schwäche ergab sich sowohl im Lageindex, der von 114,8 auf 112,8 sank (Prognose 114,9) als auch dem Erwartungsindex, der von 102,1 auf 100,1 Punkte sackte (Prognose 102,5). Der Blick auf den Gesamtindex zeigt, dass das Niveau nicht prekär ist. Die Tendenz gilt es jedoch ernst zu nehmen.
© Reuters
Aus den USA erreichte uns überraschend eine positivere Entwicklung der Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter per Berichtsmonat Juli. Im Monatsvergleich kam es zu einer Zunahme um 4,4%. Die Prognose lag bei 3,3%. Die Revision des Vormonats von -3,9% auf -4,2% nimmt dieser Überraschung ein wenig Glanz. Der Transportsektor (Flugzeuge, Ordertätigkeit im Takt der großen Flugmessen) war die entscheidende Größe.
Was im Monatsvergleich so überzeugend aussieht, sieht nüchterner im Jahresvergleich aus (-6,4%). Ergo bietet dieser Datensatz Grund zu leichter Zuversicht, aber nicht zu Euphorie.
© Zerohedge
Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor ernüchterte in der Erstberechnung per August. Der Index sank unerwartet von zuvor 51,4 auf 50,9 Punkte (Prognose 51,8) und markierte damit den niedrigsten Stand seit Februar 2016.
Die Einlassungen von dem Chefvolkswirt Markits fiel nüchtern aus: Die US-Wirtschaft schaffe es erneut nicht, sich von dem maladen Wachstumstempo im dritten Quartal zu befreien. Gemäß historischer Modellierung nähme die Wahrscheinlichkeit eines Wachstums von weniger als 1% in der annualisierten Darstellung zu. Letztere Einlassung steht im diametralen Widerspruch zu den jüngst optimistischen Tönen seitens diverser Fed-Gouverneure.
Jackson Hole steht ab heute auf der Agenda. Der Markt fiebert den Aussagen Janet Yellens entgegen. Im Vorwege erreichen uns ungewöhnliche Töne.
Der Wirtschaftsjournalist Hilsenrath, dem eine ausgesprochene Nähe zu den Entscheidern der Federal Reserve nachgesagt wird, äußerte sich in seinem letzten Kommentar untypisch kritisch gegenüber der Politik des Offenmarktausschusses der Federal Reserve in seinem Artikel "Years of Fed missteps fueled disillusion with the economy and Washington".
Wenn wir diese Einlassung mit den Einlassungen des IWF kombinieren, der das Modell Infrastrukturprojekte und Fiskalpolitik (Modell Seidenstraße, "One Road - One Belt") als Antwort auf die Wachstumsschwäche einiger Teile des Westens (USA, Japan und UK) forcierte, ergeben sich Warnsignale bezüglich der Fortsetzung der Niedrigzinspolitik und quantitativen Maßnahmen als solitärer Antwort auf die Herausforderungen.
Hinsichtlich der verfügbaren US-Daten, ob zyklisch oder strukturell, wäre eine moderate Fortsetzung der US-Zinswende definitiv nicht basierend auf Konjunkturstärke der USA, sondern eine potentielle Antwort auf das sich verändernde Inflationsumfeld. Ergo wird die Analystengemeinde in den kommenden Monaten gezwungen sein, das Thema US-Stagflation zu besetzen. Nun, Nacherzählung können eben viele …
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0950 - 1.0970 dreht den Bias.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.