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Schuldenquote und Goldpreis

03.10.2016  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Vor diesem Hintergrund ist zu vermuten, dass das Anwachsen der Verschuldung relativ zum Einkommen ein Richtungs- beziehungsweise Frühindikator für den Goldpreis ist. Tatsächlich zeigt sich etwa seit Beginn des 21. Jahrhunderts ein derartiger positiver Zusammenhang: Der Goldpreis ist - mit zeitlicher Verzögerung - der Verschuldungsquote gefolgt.

Erklärt werden kann das - wie bereits angeführt - mit den wachsenden Risiken (Kreditausfall- beziehungsweise Inflationspolitik), die mit einer zunehmenden Verschuldung der Volkswirtschaften verbunden ist.

Die letzten Datenpunkte legen nahe, dass der Goldpreis Steigungspotenzial hat - und das gilt umso mehr, wenn sich die Probleme im Euroraum - insbesondere die der Euro-Banken - weiter verschärfen.


Ein paar grundsätzliche Anmerkungen zur Verschuldung

Um es gleich vorweg zu sagen: Kredit ist etwas Gutes. Es ist ein Mittel, das Sparern erlaubt, ihren Konsum über die Zeit zu verteilen; man kann also nicht nur während des Erwerbslebens konsumieren, sondern auch während des Ruhestandes.

Unternehmer können sich durch den Kredit Mittel beschaffen und Investitionen tätigen, die sie ansonsten nicht durchführen können. Mit anderen Worten: Der Kredit vergrößert den Handlungsspielraum für alle Beteiligten.

Kredit wird allerdings zum Problem in einem ungedeckten Papiergeldsystem. Warum? Hier wird per Kredit neues Geld geschaffen, gewissermaßen "aus dem Nichts", also ohne dass die Kreditvergabe durch "echte Ersparnisse" gedeckt wären. Das senkt nicht nur die Kreditmarktzinsen künstlich herab - und verleitet zum Schuldenmachen.

Durch die Geldschaffung per Kredit wird ein künstlicher Aufschwung ("Boom") in Gang gesetzt, der aber früher oder später in einen Abschwung ("Bust") münden muss. Warum?

Die künstlich gesenkten Zinsen und die gestiegene Kredit- und Geldmenge sorgen dafür, dass Investitionsprojekte begonnen werden, die sich früher oder später als "Flops" erweisen werden. Früher oder später tritt nämlich zutage, dass die Unternehmen sich verkalkuliert haben: Nicht alle können die Investitionsprojekte wirtschaftlich vollenden, weil die Volkswirtschaft schlichtweg zu wenige Ersparnisse hat.

Die Kosten für zum Beispiel Arbeit und Energie fallen letztlich höher aus als ursprünglich geplant, und Investitionen erweisen sich als unwirtschaftlich. Weiterhin führt die Geldschaffung per Kredit dazu, dass die Verschuldung schneller steigt als die Einkommen zunehmen. Das liegt daran, dass nicht alle Investitionen, die per Kredit finanziert werden, sich rechnen. Die Einkommenszuwächse bleiben hinter dem Schuldenzuwachs zurück.

Besonders augenfällig ist das bei kreditfinanzierten öffentlichen Ausgaben, die in der Regel unproduktiv sind. Die Bankschulden, die sich in einem ungedeckten Papiergeldsystem aufbauen, lassen sich auch nicht mehr (vollständig) zurückzahlen. Denn werden Kredite zurückgezahlt, schrumpft sprichwörtlich die Geldmenge ("Deflation"). Es kommt zum Preisverfall.

Die bisherige Beschäftigungs- und Produktionssituation kann nicht mehr aufrechterhalten werden. Will man letztlich Zahlungsausfälle in großem Stile abwenden, bleibt nichts anderes übrig, als offene Rechnungen mit der elektronischen Notenpresse zu bezahlen.

»Ohne den Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, die Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu schützen. Es gibt dann kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel mehr. Wenn es eines gäbe, müsste die Regierung seinen Besitz für illegal erklären, wie es im Fall von Gold ja auch tatsächlich geschah.

Wenn sich jedermann zum Beispiel entscheiden würde, all seine Bankguthaben in Silber, Kupfer oder irgendein anderes Gut zu tauschen, und sich danach weigerte, Schecks als Zahlung für Güter zu akzeptieren, würden Bankguthaben ihre Kaufkraft verlieren, und durch Regierungsschulden gedeckte Bankkredite würden mangels Kaufkraft wertlos.

Die Finanzpolitik des Wohlfahrtsstaates verlangt es, dass es für die Besitzer von Vermögen keine Möglichkeit gibt, sich zu schützen. Dies ist das schäbige Geheimnis, das hinter der Verteufelung des Goldes durch die Verfechter des Wohlfahrtsstaates steckt.

Kreditfinanzierte Staatsausgaben sind schlicht und ergreifend ein System zur »versteckten« Enteignung von Vermögen. Gold steht diesem hinterhältigen Prozess im Weg. Es steht für den Schutz des Eigentums. Wenn man das begriffen hat, versteht man auch die Feindschaft der Etatisten gegen den Goldstandard.«


Greenspan, A.; veröffentlicht in Ayn Rand's Objectivist Informationsbrief in 1966, wiederabgedruckt in Capitalism: The Unknown Ideal in 1967; eigene Übersetzung.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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