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Euro schwach! Was sagte Draghi eigentlich - eigenwillige Marktinterpretation?

21.10.2016  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0902 (07.37 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0896 im fernöstlichen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103.88. In der Folge notiert EUR-JPY bei 113.25. EUR-CHF oszilliert bei 1.0848.

Erst einmal bedanken wir uns für das vielfältige Feedback auf unsere gestrige Aufforderung, Antworten bezüglich der Attribute des Hegemons zu liefern. Das Antwortbild zu der Frage der Attribute war breit gestreut und sehr facettenreich. Grundsätzlich lautet das Fazit, dass die kritische Haltung, die wir einnehmen, goutiert wird. Merci!

Der Euro hat die starke Unterstützungszone bei 1.0950-70 durchbrochen. Diese Bewegung wurde mit den Äußerungen Mario Draghis in Verbindung gebracht.

Was sagte Draghi, dass diese Bewegung zumindest verbal begründbar ist:

Draghi betonte erneut, dass die Eurozone im Basisszenario Abwärtsrisiken ausgesetzt sei. Seit mehr als 2 ½ Jahren stellt sich dieses negative Szenario der Abwärtsrisiken als Irrtum heraus. Es dominieren grundsätzlich positive Überraschungen! Lernkurve?

Die EZB werde an der geldpolitischen Unterstützung festhalten.

Dafür brauchen wir keine Negativzinsen und aggressive Anleihekäufe, zumal wenn dieses Szenario wesentliche Verwerfungen in tragenden Strukturen (Pensionskassen etc.) zur Folge hat. Damit kann man zukünftige Abwärtsspiralen und nicht nur Abwärtsrisiken förmlich erzwingen!

Draghi erwartet, dass die Inflation in den kommenden Monaten allmählich ansteigt.

Anziehende Inflation ist ein Aspekt, der für einen absehbaren Ausstieg aus der aktuellen Politik spricht.

Draghi verw ies auf neue Stabprojektionen bis 2019 im Dezember und aktuelle Ausschussarbeiten, die die Bew ertung des EZB-Rats beeinf lussen werden.

Hier sollte der Finanzmarkt aufgehorcht haben. Das ist milde Verbalakrobatik, die eine ernsthaf te Chance einer Normalisierung der Maßnahmen impliziert. Vor den US-Wahlen w äre es aber sicherlich zu f rüh, sich aus dem Fenster zu lehnen …

Laut Draghi signalisieren die jüngsten Daten aus der Eurozone weiter Wachstum im dritten Quartal, das moderat und stetig sei.

Ja, Herr Draghi und dieses Wachstum der Eurozone, das 2016 oberhalb der Potentialw achstumsrate der EZB liegen wird, ist maßgeblich von wiederkehrenden Einnahmen geprägt und hat damit eine hohe Qualität ganz im Gegensatz zu dem maßgeblich von Kredit getriebenen Wachstum der USA, das unterhalb des Niveaus der Eurozone 2016 liegen w ird (…und die w ollen bei einem niedrigeren Wachstumspfad und höherer Inf lation Zinsen angeblich im Dezember erhöhen ….).

Dann sagte Draghi, dass man an dieser Politk nicht ew ig festhalten könne! Ein plötzlicher Ausstieg ausm den quantitativen Maßnahmen käme aber niemand in den Sinn.

Nein, die Vollkaskopolitik der w estlichen Zentralbanken erlaubt im Rahme des "Market Management" der ach so freien Märkte keine unvorbereiteten Lastwechsel. Aber diese Äußerung ist ein erstes Indiz für einen anstehenden Lastwechsel. Das scheint der Finanzmarkt überhört zu haben.


Fazit:

Der EZB-Rat hat sich vor dem Eventrisiko der US-Präisdentschaf tswahl weitegehnd neutral verbal aufgestellt.

Unsere Erw artungen wurden jedoch übertroffen. Zwischen den Zeilen implizierte die Verbalakriobatik Draghis zart einen potentiellen Lastwechsel im Sinne von moderaten Ausstiegsszenarien.

Die gestrige Marktreaktion, den Euro gegenüber dem USD abzustrafen, ist vor diesem Hintergrund ambitioniert und eine eigenw illige Marktreaktion.

Anders als in den USA wird der moderate Ausstieg der EZB voraussichtlich vor einem strukturell stabilen von Einkommen geprägten Wachstumsbild am oder über dem Potentialw achstumspfad bei deutlich geringeren Haushaltsdef iziten und zunehmender Preisinf lation stattf inden. "Food for thought!"



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