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Saudi-Arabien angeblich zu Produktionskürzung bereit

28.10.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise erhielten gestern von der Reuters-Meldung Rückenwind, wonach Saudi-Arabien und die mit ihm verbündeten Golfanrainerstaaten bereit sein sollen, ihre Ölproduktion um 4% zu reduzieren. Nimmt man die Produktionsdaten für Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Katar im September aus dem letzten OPEC-Monatsbericht als Referenz, so würde dies einer Kürzung um 680 Tsd. Barrel pro Tag entsprechen.

Das derzeitige Überangebot wäre damit weitgehend vom Markt genommen. Allerdings könnte dieser Vorschlag am Irak scheitern, der für sich eine Ausnahme von Produktionskürzungen fordert und zudem eine um 300 Tsd. Barrel pro Tag höhere Ölproduktion als Ausgangsbasis für Gespräche beansprucht als im OPEC-Monatsbericht offiziell ausgewiesen wird.

Von daher sind Zweifel angebracht, dass der o.g. Vorschlag der erhoffte Durchbruch zu den angekündigten Produktionskürzungen ist. Immerhin liegen nun aber erste konkrete Vorschläge als Verhandlungsgrundlage auf dem Tisch. Weitere Gespräche werden an diesem Wochenende in Wien geführt, wo neben OPEC-Vertretern auch Russland teilnehmen soll.

Russland hat bereits betont, dass man bestenfalls zum Einfrieren der Ölproduktion bereit ist. Letztlich wird daher die Frage sein, ob die vier o.g. Länder bereit sind, die Produktionskürzung notfalls auch alleine umzusetzen. Da Saudi-Arabien seine Ölproduktion in den Wintermonaten ohnehin reduziert - bei einer Kürzung um 4% würde die Produktion wieder auf dem Niveau von Dezember 2015 liegen -, wäre dies nicht einmal mit größeren zusätzlichen Einschnitten verbunden.


Edelmetalle

Für die Goldpreise gibt es derzeit wenig Phantasie, so dass Gold zum Wochenausklang weitgehend unverändert bei rund 1.270 USD je Feinunze handelt. Da hilft auch wenig, dass die Gold-ETFs gestern einen Zufluss von knapp vier Tonnen verzeichneten. Sie machen damit nur einen kleinen Teil ihrer tags zuvor registrierten Abflüsse wieder wett.

Sollten die heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehenden Daten zum US-BIP positiv überraschen, könnte der Goldpreis unter Druck kommen. Denn dann würden wohl der US-Dollar weiter aufwerten und die Zinserwartungen weiter steigen. Wie die gestern veröffentlichten Daten der Hongkonger Statistikbehörde zeigen, war die Goldnachfrage in China in den Sommermonaten eher verhalten. Denn China hat im September aus Hongkong auf Netto-Basis lediglich 52,8 Tonnen Gold importiert. Dies waren 46% weniger als im Vorjahr und nur 2,3 Tonnen mehr als im Vormonat, welcher ein 7-Monatstief darstellte.

In den ersten drei Quartalen hat China aus Hongkong netto 608 Tonnen Gold eingeführt, 4,5% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Per Ende August lagen die Goldimporte noch knapp 15% über Vorjahr, per Ende Juli sogar fast 19%. Die Dynamik hat zuletzt also stark nachgelassen. Allerdings dürfte China auch von andernorts Gold importiert haben.

So hatte zum Beispiel die Schweiz zuletzt mehr Gold direkt nach China verschifft (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 20. Oktober). Dies relativiert etwas die doch eher schwachen Zahlen zum Goldhandel zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland.

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Industriemetalle

Die Metallpreise nehmen am Morgen positive Vorgaben aus China auf und legen in der Breite zu, nachdem sie sich schon gestern verteuert hatten. Kupfer handelt wieder bei 4.800 USD je Tonne auf einem 2-Wochenhoch. Aluminium kostet phasenweise mehr als 1.700 USD je Tonne und Nickel steigt auf 10.400 USD je Tonne.

Die International Nickel Study Group (INSG) hat auf ihrer Herbsttagung ihre bisherige Schätzung zum Angebotsdefizit am globalen Nickelmarkt für 2016 auf 67 Tsd. Tonnen nach oben revidiert. 2017 soll es ein Defizit in gleicher Größenordnung geben. Nach einem Rückgang der Nickelproduktion in diesem Jahr erwartet die INSG für das nächste Jahr eine Ausweitung auf 2,05 Mio. Tonnen, bedingt durch eine höhere Nickelroheisenproduktion in China und Indonesien. Allerdings bestünde für beide Länder eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich des erwarteten Produktionsanstiegs.

Die Nickelnachfrage soll im nächsten Jahr auf 2,11 Mio. Tonnen zulegen. Treiber hierfür ist laut INSG vor allem die Edelstahlindustrie, wo die Produktion von austenitischen Edelstahlsorten ausgeweitet werden soll, welche besonders viel Nickel benötigen.

Außerhalb der Edelstahlindustrie sieht die INSG positive Nachfragetrends für Nickel in der Luftfahrtindustrie und im Batteriesektor. Das prognostizierte zweite hohe Angebotsdefizit in Folge spricht unseres Erachtens für nachhaltig höhere Nickelpreise. Preise oberhalb von 11.000 USD je Tonne sehen wir aber erst dann, wenn Indonesien das Exportverbot von unbehandelten Erzen nicht lockert und auch die Philippinen ihre harte Gangart weiter verfolgen.


Agrarrohstoffe

Der Sojabohnenpreis ist gestern zum sechsten Mal in den letzten sieben Handelstagen gestiegen und steht vor dem größten Wochengewinn seit Anfang Juli. Innerhalb von zwei Wochen haben sich Sojabohnen um 8% verteuert. Mit 1.025 US-Cents je Scheffel kosten Sojabohnen im meistgehandelten Terminkontrakt so viel wie zuletzt vor mehr als drei Monaten.

Preistreibend ist die aktuell sehr starke Nachfrage nach US-Sojabohnen. Das US-Landwirtschaftsministerium berichtete gestern Exportverkäufe von 2,05 Mio. Tonnen in der letzten Woche. In drei der letzten vier Wochen lagen die Verkäufe bei mehr als 2 Mio. Tonnen. Robuste US-Exporte sind zu dieser Jahreszeit aber nicht ungewöhnlich, da in den USA aktuell die Ernte läuft, während in Südamerika noch nicht einmal die Aussaat begonnen hat.

Im Vergleich zum Rekordjahr 2015/16 hinken die US-Sojabohnenexporte nach sieben Wochen des Erntejahres 2016/17 mit 11,5 Mio. Tonnen sogar knapp 1 Mio. Tonnen hinterher.

Der International Grains Council hat seine Schätzung für die globale Maisernte 2016/17 um 8 Mio. auf 1,035 Mrd. Tonnen nach oben revidiert. Der Angebotsüberschuss erhöht sich damit auf 12 Mio. Tonnen. Bei Weizen und Sojabohnen gab es nur marginale Änderungen. Bei Weizen besteht laut IGC ebenfalls ein Angebotsüberschuss von 12 Mio. Tonnen, der Sojabohnenmarkt ist dagegen weitgehend ausgeglichen.



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