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Das große italienische Bankenfiasko

07.12.2016  |  John Mauldin
- Seite 3 -
Was soll ein italienischer Investor nun tun? Überlegen Sie einmal. Das Bankensystem bereitet Ihnen Sorgen; Sie glauben, dass das Referendum wahrscheinlich scheitern wird und Sie wissen nicht, was danach geschieht. Sie schaffen Ihr Geld nach Deutschland.

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Kommen wir nun zu den Möglichkeiten, die Italien hat. Das BIP des Landes liegt bei 1,9 Billionen Euro. Die Staatsschuldenquote beträgt 136%, Tendenz steigend. Grund ist die schrumpfende Wirtschaft bei gleichzeitig immer weiter anwachsenden Schulden. Es ist durchaus möglich, dass Italien zurück in eine Rezession rutscht. Dieser Chart von Gavekal zeigt, dass die Frühindikatoren erneut im negativen Bereich liegen:

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Noch schlimmer für Italien ist allerdings, dass die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen kürzlich ein Hoch erreicht haben und weiter zu steigen drohen.

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Das gesamte System wird von der EZB unterstützt, die die italienischen Staatsanleihen im Rahmen ihrer quantitativen Lockerungen (QE) kauft. Innerhalb der Europäischen Zentralbank gibt es allerdings ernstzunehmende Unstimmigkeiten: Zahlreiche Mitglieder wollen das QE-Programm einschränken oder gänzlich stoppen. Damit würde die Stütze der italienischen Anleihen wegbrechen und die Rendite würde wieder bis auf 6% oder 7% schnellen.

Die deutschen und französischen Banken haben durch die Zinsentwicklung seit September bereits Milliarden von Euro verloren. Würde die Unterstützung durch die Anleihekäufe der Zentralbank nun wegfallen, wäre das für die ohnehin bereits unter Druck geratenen Banken ein schwerer Schlag. Allein die deutschen Banken halten italienische Anleihen im Wert von 83 Milliarden Euro.

Italien muss mindestens 40 Milliarden Euro an Privatkapital auftreiben, um seine Banken zu refinanzieren. Die Genehmigung für dieses Programm im dysfunktionalen italienischen System zu erwirken, wird ein echtes Problem. Das bedeutet, dass die Banken des Landes wahrscheinlich ein Rettungspaket von der EZB benötigen werden. Diese 40 Milliarden Euro sind übrigens nur Peanuts im Vergleich zu den Anleihen in Höhe von insgesamt 240 Milliarden Euro, die italienischen Banken verkauft haben und die unter Umständen gefährdet wären.

Ein Banken-Bail-out könnte den schon jetzt gigantischen Schuldenberg Italiens um weitere 15% erhöhen. Zu bedenken ist außerdem, dass 40 Milliarden Euro vielleicht reichen, um das Problem nach aktuellem Stand zu bewältigen. Aber wenn wir eines über notleidende Darlehen in Krisenzeiten wissen, dann dass ihre Performance im Laufe der Zeit typischerweise nicht besser wird. Ein Rettungspaket könnte das Problem zwar heute "lösen", aber schon in ein paar Jahren würde man sich eventuell in einer ähnlichen Situation wiederfinden (denken Sie nur an Griechenland).

Sollte sich Italien an die EZB wenden, um 40 Milliarden Euro zur Stabilisierung seiner Mittel zu beantragen, müsste es zudem beim Europäischen Stabilitätsmechanismus anfragen und im Grunde genommen den gleichen Prozess durchlaufen wie Griechenland. Das Land wäre dann einer ganzen Reihe von Kontrollen, Steuererhöhungen usw. durch Brüssel ausgesetzt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Italiener einer solchen Prozedur zustimmen, nachdem sie gesehen haben, wie es Griechenland ergangen ist. Renzi wäre vielleicht dazu in der Lage, Merkel und dem Rest Europas in die Augen zu blicken und einfach anzuordnen, dass die italienische Zentralbank die Schulden finanziert und sich das Geld von der EZB besorgt. Sollte es die EZB wagen, den Scheck nicht auszustellen, wäre das das Ende des Euros und alle wissen es.

Aber kann eine andere Regierung unter der Führung eines rebellischen Populisten damit durchkommen? Das ist eine ganz andere Frage...


Ein eigenartiges Gemisch

Hier betritt nun die Fünf-Sterne-Bewegung die Bühne, eine äußerst sonderbare Truppe. Amerikaner können sich die Partei als Allianz aus Donald-Trump- und Bernie-Sanders-Wählern vorstellen. Sie ist einwanderungsfeindlich, auf Umweltschutz bedacht, setzt sich für die Rechte der Arbeiter ein und steht internationalen Bündnissen wie der EU und der Eurozone ablehnend gegenüber. Führungspersönlichkeit der Bewegung ist der ehemalige Komiker Beppe Grillo, der aufgrund einer früheren Verurteilung nicht selbst ins Parlament gewählt werden kann, aber dennoch enormen Einfluss innerhalb der Partei ausübt. Für den Fall, dass es an die Macht kommt, hat das "MoVimento 5 Stelle", wie die Bewegung auf italienisch heißt, ein Referendum über den Euro und die EU-Mitgliedschaft Italiens angekündigt. Eine solche Volksabstimmung wäre jedoch nicht bindend, es sei denn die italienische Verfassung würde zuvor geändert.

Ich denke, es geht an der Sache vorbei, die Fünf-Sterne-Bewegung im Kontext unseres traditionellen politischen Spektrums zwischen links und rechts zu betrachten. Es geht hier mehr um die Schutzlosen im Kontrast zu den Geschützten, um die, die auf der Strecke geblieben sind, als ihre Einkommen in den letzten 15 Jahren zunehmend ausgehöhlt wurden und sich ihr Lebensstil verschlechterte. Über die "elitären" Führungskräfte herrscht im Land eine wachsende Frustration. Selbst relativ unbedeutende Regionalpolitiker bekommen ein Auto mit einem persönlichen Chauffeur. Ich erinnere mich daran, einmal geschrieben zu haben, dass es zehntausende solcher Autos und Chauffeure gibt.

In den USA hat der Wahlsieg Donald Trumps die Aktienkurse zur allgemeinen Erleichterung steigen lassen, aber er hatte auch zur Folge, dass die Zinssätze kletterten, während die Anleihepreise fielen. Hätte eine Koalition zwischen Trump und Sanders den gleichen Effekt gehabt? Ich bezweifle es. In diesem Szenario wären die Aktien zusammen mit den Anleihen eingebrochen, weil es sowohl höhere Staatsausgaben als auch höhere Steuern bedeutet hätte.


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