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UK im Fokus - Welche Mitgliedschaft darf es bitte sein?

17.01.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0653 (08.08 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0580 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.32. In der Folge notiert EUR-JPY bei 120.70. EUR-CHF oszilliert bei 1.0728.

Nachdem der Devisenmarkt Lethargie in den ersten Wochen dieses Jahres zeigte, ist nun Bewegung in die Entwicklung beim britischen Pfund gekommen. Nachdem es einen heftigen Ausschlag unmittelbar nach der Brexit-Entscheidung gab, hat sich der Kurs wieder deutlich gefangen, weil sich die Wirtschaftsdaten deutlich positiver zeigten als zuvor für einen möglichen Brexit prognostiziert.

Das weichere Pfund war bisher ein unterstützender Faktor für den britischen Export und Tourismus. Die Stimmungsindikatoren zeigten sich ebenfalls nach einem kurzen und heftigen Schock extrem unbeeindruckt. Allerdings zeigen sich immer mehr dunkle Wolken am Himmel, seien es Investitionsplanungen von ansässigen Unternehmen oder Inflationsdaten.

Nun kommt neue Fahrt in die politische Diskussion um den gewünschten EU-Austritt. Nach eindeutigen Avancen aus dem kontinentaleuropäischen Politikerlager zeigt sich die neue Premierministerin des Vereinigten Königreichs auf hartem Kurs. Gerüchte um einen harten Brexit machen die Runde, was bedeuten würde, dass das UK komplett aus den bis dato gültigen Verträgen aussteigt und sämtliche Bestandteile der bisherigen EU-Mitgliedschaft neu verhandelt würden. Eine Teil-Mitgliedschaft kommt anscheinend nicht in Frage, wie die renommierte Zeitung "Telegraph" verkündete.

Die Meister des cherry picking sind wieder in Position gegangen. Wie das Dilemma aus Zugehörigkeit zum Binnenmarkt und Personenfreizügigkeit, die eng miteinander verbunden sind, allerdings gelöst werden soll, steht zur Disposition. Ein umfangreicher Plan soll den besten Deal bringen - Europas Politiker sind nun gefordert die Werte der EU nicht zu verraten und gleichzeitig einen extrem wichtigen Wirtschaftsfaktor an Bord zu halten. Eins ist aber klar: Die EU könnte wirtschaftlich ultimativ eher auf das UK verzichten als andersherum. Ein Kanon der Verhandlungsbereitschaft zu singen ist nicht unvernünftig, die Regeln aufzuweichen dagegen schon.

In der Vergangenheit hat das UK fast ausschließlich europäische Integration unterminiert - jetzt dürfen die Vorteile einer Mitgliedschaft in diesem Club nicht auf dem Altar einer Schatten-EU geopfert werden. Europas Politiker genießen in der Bevölkerung nicht das höchste Vertrauen. Die anstehenden Verhandlungen wären geeignet, verloren gegangenes Terrain zurück zu erobern und die Legitimität der Gemeinschaft aufrecht zu erhalten. Andernfalls würde die Mitgliedschaft deutlich abgewertet werden und der Verfall der Gemeinschaft mittel- und langfristig ein reales Szenario werden.

Mit Optimismus blicken wir auf die geleisteten Reformen und die ökonomischen Überraschungen im letzten Jahr. Europa muss seine Verhandlungsposition aus einer starken Rolle heraus führen - das ist es sich selbst schuldig.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Ausbruch über das Widerstandsniveau bei 1.0670-1.0700 eröffnet neue Opportunitäten und dreht den Bias wieder ins Positive.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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