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Gedankenspiele um US-Zinserhöhungen

19.01.2017  |  Folker Hellmeyer
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In diesem Umfeld sorgten die Aussagen für USD-Optimismus. Ende 2019 sollen die Fed-Funds dann bei 3% liegen. Die Langfrist-Prognosen zeigen also ebenfalls "grünes Licht". Selbst wenn die von Trump in Aussicht gestellten Maßnahmen nicht im angekündigten Umfang kommen sollten oder nicht volle Wirkung entfalten sollten, gebe es gute Argumente für drei Zinserhöhungen in diesem Jahr, so Gouverneur Williams aus San Francisco.

Der Vollbeschäftigungs-Arbeitsmarkt (O-Ton Fed) wird von uns deutlich kritischer gesehen. So zeigen u.a. die Partizipationsrate nahe ihrer historischen Tiefs und qualitative Faktoren, dass man hier einen differenzierteren Blick wagen sollte. Auch sollten die landestypischen Berechnungsmethoden von Arbeitsmarktdaten nicht vergessen werden, wonach die Vergleichbarkeit der üblichen US-Daten mit dem europäischen Pendant nicht gegeben ist.

Ein erschreckendes Beispiel sind die durchschnittlichen Löhne, die zu Amtsantritt Obamas bei +2,5% lagen und per Dezember 2016 im Jahresvergleich lediglich bei 0,2% Wachstum lagen. So niedrig war der Wert zuletzt im Juni 2014 - als der Ausstieg aus dem QE-Programm begann (Tapering)…

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© Zerohedge


Eine dynamisch wachsende Bevölkerung wie die USA stellt unter normalen Bedingungen ausreichend Arbeitskraft zur Verfügung. Der Chart von Empfängern von Lebensmittelmarken zeigt, dass deutlich über 40 Millionen von Amerikanern auf Wohlfahrt angewiesen sind und ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenen Mitteln bestreiten können. Mit Ausbruch der Subprime-Krise 2008 stiegen die Empfängerzahlen dramatisch an und haben sich bis heute nicht auf Vorkrisen-Niveau zurück bewegt…

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Es gibt gute Gründe an dem optimistischen Ausblick zu zweifeln. In den vergangen Jahren gab es schon häufiger diese Tendenzen, dass die Datenlage die Zinsentwicklung angeblich berechenbar machte und man sich bemühen wollte, möglichst schnell in gewohnte Zinslagen zurück zu finden. Am Ende standen bis heute zwei Zinserhöhungen innerhalb von 1 Jahr (Dez 15 und Dez 16).

Nachdem in den letzten Tagen die US-Zinsen unter Druck geraten waren, da immer mehr Zweifel an den Heilungskräften Trumps aufkamen, ist der Markt dankbar für die letzten Zeichen der Fed und verarbeitet diese Hinweise in Form eines stärkeren US-Dollars und steigender Zinsen. In diesem Fahrwasser ist auch die Bundesanleihe auf 0,39% für die 10 Jahres Titel angestiegen.

Für die heute Nachmittag anstehende EZB-Ratssitzung erwarten wir uns kaum neue Impulse. Eine Zinserhöhung ist sowieso kein Thema, denn für die nächsten Monate hat die Zentralbank erst im Dezember einen klaren Fahrplan aufgestellt. Es wird aber spannend zu beobachten, wie man das Thema Inflationsanstieg umschiffen möchte.

Angesichts der überraschend guten EU-Daten und des Auftriebs in den Verbraucherpreisen müsse man über die Vorfestlegung der Geldpolitik Signale erwarten. Dies ist allerdings unwahrscheinlich, da die EZB in der Vergangenheit sehr stark auf einzelne Daten (Kernrate) schaute und dieses als Argument für ihre lockere Geldpolitik heran gezogen hatte. Auch bleibt fraglich, ob der Euro seine kleine Aufwärtstendenz über den Nachmittag halten kann, oder ob es Draghi erneut gelingt Zweifel in der Pressekonferenz ab 14.30 Uhr im EZB Tower zu streuen und Druck auf die Gemeinschaftswährung aufzubauen.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0350-1.0320 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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