Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Trägt sich Trump-Euphorie ab?

31.01.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0699 (07.42Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0620 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.46. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.40. EUR-CHF oszilliert bei 1.0644.

Gestern war ein recht ernüchternder Tag am Aktienmarkt. Das halbherzige Immigrationsverbot in Richtung diverser muslimisch geprägter Länder wegen Terrorgefahren (Wieso ist Saudi-Arabien nicht dabei? - Ergo halbherzig!) von Herrn Trump erweckt den Zorn vieler Kreise.

Etwas mehr Sachlichkeit täte gut. Diesbezüglich empfehlen wir die Lektüre des Artikels "Kellyanne Conway Rages Against "Misinformation" Over Trump’s Immigration Order". Link: http://www.zerohedge.com/news/2017-01-30/kellyanne-conway-rages-against-misinformation-over-trumps-immigration-order

Losgelöst von einer inhaltlichen Diskussion dieses Themas stellt sich die Frage, ob dieses Thema zum Katalysator für eine nüchterne Betrachtung des Phänomens Trump wird.

Die Reaktion der Finanzmärkte liefert dafür erste zarte Indizien. Das gilt zumindest für den Aktienmarkt. Der Anstieg des USD gegenüber dem Euro bei einmal mehr unerwartet guten Daten aus der Eurozone am gestrigen Tag passt weniger in dieses Bild. Die Missachtung harter negativer US-Daten (BIP, Durable Goods Orders) am letzten Freitag passte dagegen sehr gut zur Trump-Euphorie.

Wir nehmen diese Spielart der Diskontierung volkswirtschaftlicher Daten aus der Eurozone und der USA bezüglich des Währungspaares EUR-USD zur Kenntnis.

Manche feiern noch die stabile Konjunkturlage des UK, die primär durch das schwache Pfund begründet ist (=temporär). Strukturell wird es zunehmend kritisch für das UK. Laut einer Umfrage unter 250 Unternehmen durch Ernst & Young treibt der mögliche Brexit jedes siebte Unternehmen mindestens zu Verlagerungen von Teilen der Betriebe nach Kontinentaleuropa. Wir reden hier über den Kapitalstock des UK. Der Kapitalstock ist das Rückgrat einer Ökonomie und der Gesellschaft. "Food for thought!"
Die Daten aus der Eurozone, die gestern veröffentlicht wurden, konnten einmal mehr überzeugen.

Der Economic Sentiment Index der Eurozone legte per Dezember unerwartet von 107,8 auf 107,9 Punkte (Erstveröffentlichung bei 108,2 wurde am Abend revidiert). Die Prognose lag bei 107,7 Zählern. Damit markierte der Index den höchsten Wert seit März 2011.

Open in new window
© Reuters


Die deutschen Verbraucherpreise legten laut vorläufigen Berechnungen per Januar um 1,9% im Jahresvergleich zu. Es wurde der höchste Preisanstieg seit Sommer 2013 markiert.

Viele Stimmen bemühen sich, die akute Spitze als vorübergehend zu klassifizieren. Ja, das ist richtig, dennoch ergibt sich gegenüber dem Vorjahr eine Verschiebung des Preisniveaus auf nachhaltiger Basis um circa 1%, die eine Disinflations- oder Deflationsdebatte nicht ansatzweise erlaubt. Diese nachhaltige Verschiebung um 1% sowohl in Deutschland als auch in der Eurozone seitens der auf Stabilität verpflichteten EZB zu ignorieren, ist mindestens äußerst ambitioniert.

Wir verweisen darauf, dass die vorübergehend durch den Verfall der Rohstoffpreise erzwungene Debatte über Deflation von der EZB aggressiv genutzt wurde, Nullzinsen, Negativzinsen und quantitative Maßnahmen zu verfügen.

Jetzt bei der Gegenbewegung auf den Begriff "vorübergehend" auszuweichen, darf man als intellektuelle Inkonsequenz thematisieren. Mehr gibt es hier nicht zu sagen!

Open in new window
Chart: Verbraucherpreise Deutschland im Jahresvergleich

© Reuters


Partylaune bei US-Sentimentindikatoren setzt sich fort! Der Dallas Fed Manufacturing Business Index legte per Januar sportlich von 17,7 (revidiert von 15,5) auf 22,1 Punkte zu und markierte damit den höchsten Wert seit 2010.

Open in new window
© Moody’s Analytics


Der Index anhängiger Hausverkäufe stieg per Dezember von 107,3 auf 109,0 Punkte. Im Jahresvergleich nahm der Index von 108,7 auf 109,3 Zähler zu. Ergo ist hier keine Schwäche erkennbar.

Open in new window
© Moody’s Analytics


Die persönlichen Einkommen verzeichneten per Dezember einen Anstieg um 0,3% im Monatsvergleich (Prognose 0,4%). Im Gesamtjahr nahmen die Einkommen um 3,5% zu. Das ist eine deutliche Abkühlung gegenüber den per 2015 erreichten 4,4%. Die persönlichen Ausgaben legten im Monatsvergleich nominal um 0,5% zu. Als Konsequenz sank die Sparrate von 5,6% auf 5,4%.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0350-1.0320 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"