Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Ist Trumps Agenda gefährdet?

22.03.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0810 (07.40 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0756 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.37. In der Folge notiert EUR-JPY bei 120.40. EUR-CHF oszilliert bei 1.0735.

Zunächst wirkte sich gestern die für den Kandidaten Macron positiv ausgefallene französische TV-Debatte auf die Finanzmärkte unterstützend aus. Die Risikofreude legte leicht zu. Erkennbar war das an einem freundlichen Start der Aktienmärkte in der europäischen Zeitzone.

Im weiteren Tagesverlauf mit Eintritt der USA in die Märkte veränderte sich die Stimmungslage. Zweifel an den Markterwartungen über den Zeitverlauf und den Umfang der Umsetzung der Agenda Trumps versalzten dem Markt die aus der Eurozone wohlbegründete Zuversicht.

Wir erlauben uns an dieser Stelle darauf zu verweisen, dass in diesem Report den Märkten nach der US-Wahl bezüglich der Bewertung der US-Aktienmärkte und des USD eine hohe Dosis an Blauäugigkeit (diplomatischste Formulierung) attestiert wurde. Die Realitäten beginnen die Märkte einzuholen.

Fakt ist, dass sich im US-Kongress keine schenllen und klaren Mehrheiten für eine zeitlich nahe Umsetzung der Agenda Trumps abzeichnen. Mehr noch wird auch immer unklarer, welchen Umfang das Programm am Ende haben wird. Das vom Markt unterstellte Volumen wird mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht erreicht.

Das vom Markt schon diskontierte "Erntejahr" 2017 fällt hinsichtlich des Fruchtstands der US-Konjunkturbelebung wohl weitgehend aus. Die zweite Hälfte 2018 kommt vermehrt in den Fokus.

Sowohl die TV-Debatte in Frankreich als auch die Zweifel in den USA waren moderate Katalysatoren für eine leichte Befestigung des Euros gegenüber dem USD. Sportlicher fiel die Reaktion des Golds gegenüber dem USD aus.


Exkurs:

Wir schauen regelmäßig auf die Seiten der US-Treasury (https://www.treasurydirect.gov/NP/debt/current) , um das Maß der Subventionierung der US-Konjunkturlage sachlich korrekt zu erfassen. Immerhin bedurfte es letztes Jahr einer Konjunkturspritze von 5,6% des BIP um die für die Zinserhöhungsbonanza so überzeugenden 1,6% Wachstum in den USA zu produzieren, was dem Finanzmarkt aber keine sachliche Diskontierung wert war.

Leider können wir Sie mit diesen Daten auf absehbare Zeit nicht mehr informieren, da durch das Erreichen des USSchuldenlimits bis mindestens Mai auf kreative Finanzierung in den USA umgeschaltet wird und ein Ausweis dieser kreativen Spielart der Staatsfinanzierung nicht erfolgt. Danke für die so überzeugende Transparenz!

Wir sind durchaus erstaunt, mit welcher Sportlichkeit der Markt über dieses ordnungspolitische Manko in den USA hinwegsieht.

Hätten wir in der Eurzone eine derartige Situation, wären die Reaktionen mit Sicherheit dramatisch. Uns fehlt übrigens auch die unbestechliche Schärfe der westlichen Ratingagenturen bezüglich der Qualitätsfragen des US-Wachstums als auch der aktuellen Finanzierungsumstände in den USA. Selten war Schweigen lauter!


Schlußendlich sind diese Asymmetrien die Grundlage für Fehlallokationen des Produktionsfaktors Kapital. Fehlallokationen des Produktionsfaktors Kapital sind immer die Grundlagen für kommende Krisen. "Food for thought!"

Die aufstrebenden Länder und die Eurozone tragen derzeit maßgeblich das globale Wachstum. Auch aus Japan erreichen uns heute früh positive Daten. Wir sind erfreut!

Der Handelsüberschuss stellte sich in Japan per Februar auf 813,4 Mrd. JPY nach zuvor -1.086 Mrd. JPY. Wachsende Exporte im Jahresvergleich um 11,3% und steigende Importe um 1,2% signalisieren eine verstärkte wirtschaftliche Aktivität.

Das US-Leistungsbilanzdefizit stellte sich per 4. Quartal 2016 auf 112,4 Mrd. USD nach zuvor -116,0 Mrd. USD. Die Prognose war bei -128 Mrd. USD angesiedelt.

Man kann versuchen, aus dieser besser als erwarteten Entwicklung Nektar zu ziehen. Man muss es aber hinsichtlich der strukturellen Qualität des Problems nicht, auch nicht im Hinblick auf die zuletzt zunehmenden USHandelsbilanzdefizite!

Open in new window
© Moody’s Analytics


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0350-1.0320 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"