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Der Euro - eine unsichere Währung

18.04.2017  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Anhand von ökonomischen Daten lässt sich diese Entwicklung nachzeichnen: Auf Basis der relativen Preisentwicklung in den USA und dem Euroraum sowie der relativen Aktienkursentwicklung in diesen beiden Währungsräumen beträgt der "gleichgewichtige" EURUSD-Wechselkurs derzeit etwa 1,04. Das ist (auch wenn ein recht hoher Schätzfehler besteht) recht nahe dran am aktuellen Kurs von 1,06. Wie aber geht es weiter mit dem Euro-Wechselkurs?

"Die Vermehrung der Geld- und Kreditmenge hat … auf kurze Sicht eine Besserung, sogar einen Aufschwung der Wirtschaft zur Folge; in weiterer Sicht aber steht der Zusammenbruch. Es ist also kurzsichtig, an den Segen der Geldvermehrung zu glauben." - Fritz Machlup, 1934, S. 140


"Stress" auf den internationalen Kreditmärkten hat abgenommen

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Quelle: Thomson Financial


Die US-Zentralbank bietet sogenannte "Liquidität-Swaps" an: Sie stellt bei Bedarf jeder anderen großen Zentralbank der Welt US-Dollar zur Verfügung, die diese dann an ihre heimischen Banken weiterverleihen können. Das hat dazu geführt, dass die Kreditausfallsorgen auf den internationalen Kreditmärkten, auf denen sich Banken verschulden, eingedämmt wurden:

Investoren rechnen damit, dass die Zentralbanken keine systemrelevante Bank zahlungsunfähig werden lassen. Das zeigt sich in der Entwicklung der sogenannten "Cross Currency Basis Swaps". Sie zeigen, vereinfachend gesprochen, den Finanzierungskostenzuschlag, den Kreditnehmer bei unterschiedlichen Finanzierungsformen zu bezahlen haben. Läuft der Cross Currency Basis Swap in den Negativbereich, so zeigt das "Stress" in den Kreditmärkten an. Seit November 2016 bilden sich die Cross Currency Basis Swap-Sätze für Euro, japanischem Yen und britischem Pfund gegenüber dem US-Dollar wieder deutlich zurück.

Diese Entwicklung signalisiert, dass die Marktakteure von einer Entspannung auf den Kreditmärkten (von schwindenden Kreditausfallrisiken) ausgehen. Das aber ist - wie bereits gesagt - alles andere als eine"natürliche Entwicklung". Mit ihrem massiven Eingreifen haben die Zentralbanken zwar die Kreditausfallsorgen aus den Märkten erfolgreich vertrieben. Das jedoch zu dem Preis, dass die Marktzinsen nicht mehr die wahren Kreditkosten anzeigen. Das wiederum sorgt für Kapitalfehllenkungen - die absehbar zu neuerlichen Krisen führen werden.


Schuldenmonetisierung

Der Wechselkurs ist eine Größe, in der sich die Erwartungen der Finanzmarktakteure über künftige Entwicklungen niederschlagen. Daher ist davon auszugehen, dass zum Beispiel die eingetrübten Wachstumsaussichten im Euroraum relativ zu den Vereinigten Staaten von Amerika bereits im Wechselkurs abgebildet sind.

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Quelle: Thomson Financial. 1) Die gepunkteten Linien zeigen zwei Szenarien. Orange gepunktet: EZB kauft monatlich für 60 Mrd. Euro Schuldpapiere, Fed-Bilanz bleibt konstant (Stand März 2017). Lila gepunktete Linie: EZB erhöht Anleihekäufe Anfang 2018 auf 80 Mrd. Euro, Fed-Bilanz bleibt konstant (Stand März 2017).


Eine weitere bedeutende Rolle bei der Wechselkursbestimmung sind die erwarteten Zentralbankpolitiken. Die US-Zentralbank (Fed) hat bereits im Oktober 2014 ihr Anleiheaufkaufprogramm beendet. Die EZB hingegen kauft weiterhin (seit März 2015) Euro-Schuldpapiere auf und bezahlt die Käufe mit neu geschaffenen Euro. Die Käufe sollen mindestens bis Dezember 2017 laufen.

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Quelle: Thomson Financial



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