Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Der Euro - eine unsichere Währung

18.04.2017  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 3 -
Die wichtige Frage, die sich an dieser Stelle stellt, lautet: Welche Erwartung haben die Finanzmärkte bezüglich des Umfanges der Anleihekäufe? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage lässt sich leider nicht geben: Die Erwartungen der Marktakteure lassen sich nicht direkt beobachten beziehungsweise aus dem Wechselkurs direkt ablesen. Allerdings scheinen drei Faktoren bedeutsam zu sein, die künftig den Euro-Außenwert weiter belasten könnten:

(1) Das Ausmaß der EZB-Anleiheankäufe wird unterschätzt. - Der Euro-Bankensektor hat eine "Liquiditätslücke" von etwa 4,8 Billionen Euro.(1) Sie kann geschlossen werden, indem die EZB entsprechende Schuldpapiere kauft und mit neu geschaffenen Euro bezahlt. Das (teilweise) Schließen der Liquiditätslücke dürfte eine Ausweitung der (Basis-)Geldmenge nach sich ziehen, die über die bislang erwartete hinausgeht - und damit für eine Entwertung des Euro nach innen und außen sorgt.

(2) Das Risiko, das der Euroraum auseinanderbricht, wird unterschätzt. - Der Euro unterliegt dem Risiko des Auseinanderbrechens. In vielen Euro-Teilnehmerländern macht sich Ernüchterung breit: Die Wohlfahrtseffekte, die man sich vom Euro erhofft hat, sind ausgeblieben, beziehungsweise das Gegenteil ist eingetreten. Der Wunsch nach einer einheitlichen Wirtschafts- und Finanzpolitik, zentral aus Brüssel gesteuert, ist längst verpufft - und damit ist die Geschäftsgrundlage des Euro ernsthaft in Frage gestellt. Künftige Austritte einzelner Länder sind wahrschein-lich(er) geworden.

(3) Die Gefahr des "Bail in" wird unterschätzt. - Die Finanzmärkte sind derzeit zuversichtlich, dass es zu keinen Schuldenschnitten auf breiter Front kommen wird. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Einstellungen von Zahlungen von Seiten der Staaten und Banken kommen kann (und wird), ist alles andere als null Prozent. Vielmehr ist zu vermuten, dass das Einstellen von Zahlungsverpflichtungen mit zu den Maßnahmen zählen wird, um das Euro-Schuldenproblem zu "lösen".

Während durch (1) dem Euro-Anleger Kaufkraftverluste seiner Ersparnisse entstehen, erleidet er durch (2) Zahlungsausfälle, die entstehen, wenn Länder aus dem Euro austreten und ihre ausstehenden Verbindlichkeiten (Bankeinlagen und Schuldpapiere) in eine neue heimische Währung umstellen. Durch (3) entstehen dem Euro-Anleger Verluste, selbst wenn die Einheitswährung erhalten bleibt.

Open in new window
Abbildung links: Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. 1) 10-Jahresrendite USA minus Deutschland
Abbildung rechts: Quelle: Thomson Financial. 2) USA in Mrd. US-Dollar, Euroraum in Mrd. Euro


Gold im Portfolio

Für Euro-Anleger stellt sich nach wie vor die dringende Frage, wie mit den oben genannten Risiken umzugehen ist. Eine Möglichkeit ist das Eintauschen von Bankeinlagen und kurzlaufenden Schuldpapieren - die keine Nominalverzinsung mehr haben beziehungsweise die nach Abzug der Inflation Verluste bringen - in Gold. Das gelbe Metall bietet angesichts der absehbaren politischen Entschuldungsmanövern einen Schutz: Die Kaufkraft des Goldes kann nicht durch eine willkürliche Geldmengenvermehrung herabgesetzt werden, und das Gold trägt auch kein Zahlungsausfallrisiko. So gesehen ist es der überlegene Konkurrent gegenüber den Euro-Ersparnissen, die in liquider Form mittel- bis langfristig gehalten werden.

Open in new window
Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnung. 1) 1 dividiert durch die Konsumentenpreise, Beginn Januar 1999


"Die beiden Edelmetalle Gold und Silber sind seit Jahrtausenden die wichtigsten Geldstoffe der Kulturländer. … [W]enn auch die neuere Entwicklung in der Papierwährung ein Geldsystem hervorgebracht hat, das von der metallischen Grundlage gänzlich losgelöst erscheint, so gilt doch dieses Geldsystem in der allgemeinen Anschauung als krankhafter Zustand des Geldwesens, dessen möglichst rasche Beseitigung stets von allen Staaten, die durch politische oder wirtschaftliche Krisen in die Papierwirtschaft geraten waren, angestrebt wurde." - Karl Helfferich, Das Geld, 1923, S. 80.


Zusammenfassung

  • Im Zuge der Euro-Krise 2008/2009 hat die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Euroraums stark nachgelassen, …

  • … und das scheint auch zu erklären, warum der Euro seit 2008 bis heute um etwa 50 Prozent gegenüber dem US-Dollar abgewertet hat.

  • Es zeigen sich zudem Entwicklungen, die für eine weitere Abschwächung des Euro nach außen und innen sorgen können.

  • Hierzu zählt vor allem die fortgesetzte Schuldenmonetisierung, um den Euro-Bankensektor zahlungsfähig zu halten.

  • Für Anleger aus dem Euroraum ist und bleibt das Gold - im Vergleich zum Euro - die verlässlichere Währung.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



(1) Siehe hier den Degussa Marktreport "Die 4.760.000.000.000 Euro Lücke", 11. September 2015.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"