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"Too good to be true?" - eine Portion Risikoaversion

09.05.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0925 (07.35 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0916 im US-Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.30. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123.80. EUR-CHF oszilliert bei 1.0911.

Frankreich wählte Macron. Damit ist ein virulenter und lauter "Mühlstein am Hals" bezüglich des Haltbarkeistdatums der EU, der Eurozone und des Euros entfernt, der die letzten Monate instrumentalisiert wurde, Kapitalströmen den Appetit an der Eurozone zu nehmen.

Die Reaktion auf die Wahl Macrons war in Teilen am Freitag vorweggenommen worden, als beispielsweise der deutsche Aktienindex im nachbörsöichen Handel das Niveau bei 12.840 kurzfristig touchierte. Auch der Euro konnte kurz im dünnen Handel nach der Wahl das Niveau bei 1,10 überwinden.

Aber Macron ist eben nicht Trump und die EZB ist nicht die Federal Reserve.

Gewinnmitnahmen bestimmten am Montag das Geschehen, frei nach dem Motto "too good to be true". Sofort wurde ein negativer Spin, ganz anders als bei Trump, medial entwickelt. Jetzt würde es ja erst schwierig für Macron. Bekommt Macron denn auch eine solide Basis bei den Wahlen der Nationalversammlung fragt man sich medial und an den Märkten?

Auch hier ist der Vergleich mit Trump interessant. Egal, wie chaotisch und verfahren die Situation im US-Kongress war, die Anfangshype pro USD und pro US-Finanzmarktprodukte hielt deutlich besser losgelöst von harten Fakten. Wir nehmen diese Divergenzen zur Kenntnis.

Es mag ganz gut sein, dass Euphorie nicht auf den Etiketten der europäischen Produkte am Finanzmarkt auf dem Preissticker steht. Es ist nicht unsere Art, das laute und unsachliche Marketing …

Das haben wir auch nicht nötig, denn in der Eurozone sprechen eben nicht nur Sentimentdaten, sondern vor allem harte Daten für den unerwartet starken Aufschwung, den selbst die EZB beginnt in zartesten Ansätzen zu diskontieren! So legten die deutschen Auftragseingänge der Industrie per März um 1% im Monatsvergleich zu (Prognose 1,0%). Der Vormonatswert wurde von +3,4% auf +3,5% revidiert.

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© Reuters


Der Sentix-Index für die Eurozone stieg per Berichtsmonat Mai von zuvor 23,9 auf 27,4 Punkte. Damit markierte dieser Index das höchste Niveau seit Juli 2007.

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© Reuters


Nachdem die Fed Gouverneurin Mester gestern einer raschen weiteren Zinserhöhung in den USA das Wort redete und sportlich davon sprach, dass es sich in den USA nur um eine vorübergehende Konjunkturdelle handelte, kam Gouverneur Bullard mit einer alternativen Sichtweise ins Spiel, die sachlich besticht.

Der Gouverneur der Federal Reserve St. Louis James Bullard äußerte sich enttäuscht über die Entwicklung der US-Wirtschaft, insbesondere das schwache Wachstum des Konsums sei Besorgnis erregend. Das spiegelt Realitätsnähe. Bullard sieht nur Raum für maximal eine weitere Zinserhöhung im Jahresverlauf und nicht in zeitlicher Nähe (Junitermin). Das entspricht exakt der Prognose unseres Jahresausblicks 2017, welch ein Zufall.

Federal Reserve Gouverneurin Mester blendet in ambitionierter Art und Weise aus, dass die Schwäche der US-Konjunktur seit fünf, wir wiederholen seit fünf Quartalen anhält (2016 1,6% US-Wachstum nach Prognose bei 2,5%+)! Es ist für Zentralbanker nicht Sinn stiftend, in dem Pool alternativer Fakten zu fischen, insbesondere dann, wenn man in der Konjunktureinschätzung seit fünf Quartalen neben der Spur läuft …

Für Fed-Gouverneure aus dem Camp von Frau Mester bietet nachfolgender Chart der NY Federal Reserve Erkenntnisgewinne: Der US-Konsum ist mit circa 70% des US-BIP korreliert.

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© Zerohedge


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0820-1.0850 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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