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Konsolidierung - wo ist der "Schwarze Schwan"?

10.05.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0888 (07.31 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0864 im US-Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123.90. EUR-CHF oszilliert bei 1.0964.

Die Reaktionen an den Finanzmärkten dürfen als Konsolidierung nach Überwinden des Risikos "Wahlen in Frankreich" interpretiert werden.

Der Aktienmarkt zeigt Resilienz, leichte Korrekturen stoßen auf gutes Kaufinteresse. Die Bewertung des Euros ist noch wackelig. Man traut dem höheren Kursniveau nocht nicht. Die Verhaltensmuster der Vergangenheit sind in den Köpfen verankert, im Zweifel Euros gegen USD zu verkaufen. Dieser Reflex ist jedoch unausgeprägter als zuvor. Gold und Silber sind recht regelmäßig ein "Sell" mit bemerkenswerten Marktumständen …

Die Diskussion an den Finanzmärkten dreht sich verstärkt um die Frage, wo nun der nächste "Schwarze Schwan" aufkommen wird? Dabei versucht man einmal mehr Fissuren im chinesischen Finanzgebilde zu erkennen. Fraglos ist in China nicht alles perfekt. Wir sind an dieser Stelle aber weiter entspannt (Seidenstraße & Co.), wenn auch nicht tiefenentspannt. Bezüglich der Eurozone bemüht man sich, das Krisenthema Italien zubeleben. Nein, das klappt nicht im geplanten Maße. Nordkorea ist bezüglich geopolitischer Risiken für einen "Schwarzen Schwan" schon zu populär.

Der Blick darf in Richtung USA gehen.

Die Nonchalance der entscheidender Marktteilnehmer als auch vieler Finanzmedien, die Anfang des Jahres noch so hochtrabende Konjunkturerwartungen für die USA nicht nur hegten, sondern auch lauthals pflegten, um dieser euphorischen Diskontierung der Zukunft auch die entsprechenden Asset-Allokationen folgen zu lassen, müsste sukzessive einer bitteren Ernüchterung weichen.

Die Betonung liegt auf "müsste". Die andauernde Verweigerung der Märkte gegenüber den US-Realitäten (Aristoteles) können durch die dadurch gegebene Fehlallokation des Produktionsfaktors Kapital mit hoher Wahrscheinlichkeit die Grundlage für einen zukünftigen "Schwazen Schwan" bilden.

Halt, so weit sind die bezüglich der USA permaoptimistischen Kollegen, die der Transatlantikachse verpflichtet sind, noch nicht (Analogie zum letzten Jahr). Für diese Kaste der Marktteilnehmer wurden gestern zwei verbale Gründe ohne jedweden Faktenhintergrund geliefert.

Wilbur Ross, seines Zeichens Wirtschaftsminister der USA, hat dem 3% US-Wachstumsziel per 2017 gestern abgeschworen, um aber das Pflänzchen Hoffnung dann Richtung 2018 ff. zu verschieben. Das kennen Sie von den seit drei Jahren sportlich angekündigten Zinserhöhungen - Divergenz zwischen Ankündigung und Vollzug = Marketing!

Auch der Gouverneur der Federal Reserve Rosengren bemüht sich, nach fünf enttäuschenden US-Konjunkturquartalen jetzt mit der Keule einer möglichen US-Konjunkturüberhitzung (reales Risiko Stagflation!) in den USA und die sich möglicherweise daraus ergebenden Zwänge zu sportlichen Zinserhöhungen in der Zukunft die Phalanx der Verteidiger der US-Interessen zu stützen.

Unser Urteil: Charmant, nett, unterhaltsam, das war es dann aber auch …

Mit anderen Worten darf für manche Regionen der Welt (Strukturreformen, Strukturmaßnahmen, Eurozone, "One Belt - One Raod Nationen) die den Erkenntnissen des Aristoteles verpflichtet und gefolgt sind, begründeter Optimismus überwiegen. Bei den Ländern, die sich vornehmlich mit Lösungen der heißen Nähte versorgt haben, sollte Skepsis dominieren.


Datenpotpourri aus den USA:

  • 1. Der NFIB Business Optimism Index (kleine Unternehmen) sank per april unwesentlich von 104,7 auf 104,5 Punkte.
  • 2. Im Monatsvergleich sank der Redbook Index in der Berichtswoche um 1,6% (Einzelhandel)
  • 3. Die Lagerbestände im US-Großhandel sanken per März um 0,1% (Prognose +0,2%).
  • 4. Der Absatz im Großhandel der USa nahm per März um 0,2% zu (Prognose 0,0%).

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0820-1.0850 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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