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EU-Konjunktur in Fahrt - jetzt Struktur im Fokus!!

16.05.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0997 (07.43 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0934 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 124.78. EUR-CHF oszilliert bei 1.0943.

Die Konjunkturdaten der EU und der Eurozone können überzeugen, auch wenn Griechenland derzeit nicht reüssiert. Die Eurozone wartet mit einem Wachstum im ersten Quartal von 2% in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung auf. Das ist sportlich und es ist hochqualitatives Wachstum, da es maßgeblich von wiederkehrenden Einkommen bestimmt ist.

Mit dem Wegfall politischer Risiken einerseits durch die Wahlergebnisse in den Niederlanden und Frankreich und andererseits durch die für viele Marktteilnehmer unerwartete Konjunkturstärke sollte Risikoaversion an den Kapitalmärkten abnehmen. Kapitalzuflüsse in die EU und Eurozone sollten als Folge zunehmen. Investitionsbereitschaft dürfte wachsen. Diese Hintergründe liefern ein Profil, das eine Fortschreibung des aktuellen Wachstumstempos grundsätzlich impliziert. Es kann sogar noch besser werden …

Mehr noch erfreut es, dass mit der Präsidentschaft Macrons jetzt Bewegung in die Strukturdebatte der EU/Eurozone kommt. Der erste Besuch Macrons war vielversprechend.

Mit Präsident Macrons Amtsantritt ergibt sich eine neue Dynamik in der EU. Umfassende Reformvorhaben sind grundsätzlich bei dem Antrittsbesuch Macrons in Berlin auf den Zielkatalog gesetzt worden, unter anderem ein Budget für die Eurozone oder das Thema der Reziprozität in Handelsbeziehungen zu Drittländern. Die Bereitschaft zu einer Veränderung der EU-Verträge wurde von beiden Seiten betont, sofern dafür Bedarf bestünde. Der bilaterale Ministerrat soll sich im Juli treffen.

Das Thema EU-1 (politische Integration = Eurozone)/EU-2 (wirtschaftliche Anbindung) gehört auf den Themenblock. Es gilt, die Fehler der Vergangenheit im Rahmen von Erweiterungsprozessen mit heißer Naht zu erkennen und zu bereinigen. Die Lehren aus den Fehlern sind zwingend zu ziehen.

Ergo: Die Struktur der EU ist zu ändern, um den zukünftigen Anforderungen der Bevölkerung Europas in einer sich global dynamisch entwickelenden Welt wirtschaftlich und politisch entsprechen zu können und diesen Anforderungen der Bürger Europas eine klare Stimme zu verleihen und nicht einen vieltönigen Chor, dem das Verständnis für Harmonie abhanden gekommen ist.

Fraglos handelt es sich dabei um einen umfassende Aufgabe, die nicht in digitaler Manier bewältigt werden. Er wird schwierig und es wird Zeit brauchen. Hinsichtlich des Weges zur politischen Integration ist mit dem Brexit auf jeden Fall ein erster Meilenstein erfolgreich von London gemeistert worden ...

Demographie ist wichtig für die Nachhaltigkeit der ökonomischen Entwicklung. Ja, wir können es doch noch in Deutschland. Die Geburtenrate legte laut Statistischem Bundesamt auf 1,50 Kinder je Frau zu und markierte damit den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Gleichwohl liegt sie weiter unter dem EU-Durchschnitt, der bei 1,58 Kindern pro Frau angesiedelt ist.

Insgesamt hellt sich das demographische Bild auf. In wie weit das mit einem Qualitätsverlust im TV-Sektor korreliert ist, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden …

Portugal setzte gestern positive Akzente. Unerwartet legte das BIP Portugals per 1. Quartal 2017 im Quartalsvergleich um 1% zu. Die Prognose war bei 0,7% angesiedelt.


Aus den USA erreichten uns divergierende Signale:

Positiv war die Entwicklung des NAHB-Housing Market Index, der per Berichtsmonat Mai unerwartet von 68 auf 70 Punkte zulegte. Der Immobiliensektor ist aktuell ein Teil des aktuell noch obwaltenden US-Wachstums. Daran lässt dieser Indexstand keine Zweifel.

In wie weit dieser Wachstumsstrend hinsichtlich des Preisgefüges am Immobilienmarkt und der Einkommensentwicklung in den USA belastbar ist, ist eine andere Frage.

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© Moody’s Analytics


Enttäuschend war dagegen der unerwartete Rückgang des NY Fed Manufacturing Index per Berichtsmonat Mai von zuvor 5,2 auf -1,0 Punkte. Die Prognose war bei +7,0 Zählern angesiedelt.

Dieser Index hat damit die hochemotionale, aber durch keine harten Fakten gestützte Euphorie der Befragten bezüglich der Konjunkturerwartungen im Raum New York in den USA voll korrigiert. Wann folgen die anderen Distrikte?

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© Moody’s Analytics


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0820-1.0850 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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