Politik sendet Entspannungs-Tendenzen
22.05.2017 | Folker Hellmeyer
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Nachdem in den vergangenen Tagen die mediale Berichterstattung um die US-Administration das Streßlevel wieder erhöht hatte, sendet das politische Establishment positive Tendenzen in den Markt.
Während sich die deutsche Wirtschaft von dem alten und neuen Präsidenten Rohani in Iran eine Öffnungsdividende erwartet, zeigt sich das Land mehrheitlich bereit, den eingeschlagenen Weg der Öffnung und des gegenseitigen Toleranz weiterzugehen. In dem schwierigen aktuellen Umfeld ist dies ein ermutigendes Signal von einem mächtigen Land der islamischen Welt.
In Europa macht sich die franzöische Regierung gemeinsam mit Deutschland auf, das Steuerdumping im Unternehmenssektor aufzuarbeiten. Die Achse Frankreich-Deutschland hat Gewicht und das Potenzial, eine Harmonisierung herbeizuführen, wenn es gelingt nicht nur Spanien und Italien mit in die Initiative einzubeziehen. Besonders Irland und die Niederlande wären wichtige Partner, damit es nicht bei einem Papiertiger bleibt, wie in den letzten Jahren. Gleichzeitig bescheren u.a. die Unternehmenssteuern dem deutschen Fiskus ein weiteren großen Zufluss, so dass sich die Steuereinnahmen im April um 5,8% auf knappe 49 Mrd. Euro in die Höhe schrauben.
Die Forderung der deutschen Position im EZB-Rat in Form von Herrn Weidmann kennen wir. Der Bundesbankvorstand macht keinen Hehl daraus und fordert die Ratskollegen zum Handeln auf, wenn die Preise weiter anziehen. Bisher nutzt die EZB die Kerntate der Verbraucherpreise in Ihrer Argumentation für die aktuell superlockere Geldpolitik, während auf dem Weg in das derzeitige Szenario das Augenmerk solitär auf den Verbraucherpreisen lag. Das ist für uns nicht nachvollziehbar und wenig plausibel. Herr Weidmann hat absolut Recht, wenn er davon spricht, dass eine Normalisierung der Geldpolitik nicht zum Schutze einzelner Staaten oder Finanzmarktteilnehmer verzögert werden darf.
Aber es drängt sich stark der Eindruck auf, dass man in Frankfurt das Mandat sehr strapaziert und eben nicht nur die Uraufgabe Preisstabilität verfolgt, sondern eben mit der Geldpolitik die wirtschaftliche Entwicklung ankurbelt und die Schuldentragfähigkeit der Staatsschulden gewährleistet. Der bisher schwache Euro ist in diesem Kontext sicher auch "willkommen" …
An der Preisfront war es zuletzt etwas ruhiger, aber die Produzentenpreise zeigen sich wieder im Aufwind. Statt erwarteter 3,2% legten die Preise um 3,4% zu und damit so stark wie seit Dezember 2011 nicht mehr.
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© Reuters (Januar 2015 - heute)
Auch aus Asien erreichen uns ermutigende Zeichen. Japans Exportwirtschaft kommt immer besser in Schwung und markiert den fünten positiven Monat in Folge. Mit 7,5% Zuwachs fiel das Plus zwar niedriger aus als erwartet wurde, aber die Tendenz stimmt.
Und auch aus China zeigt sich, dass die Infrastrukturinvestitionen in Transportnetze die Wachstumsrate im zweiten Quartal auf dem Level der ersten drei Monate um 6,8% etablieren kann. Diese staatlichen Maßnahmen in historischer Höhe stützen nicht nur das Inlands-Wachstum, sondern stützen global die Rohstoffpreise.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0820-1.0850 dreht den Bias zu Gunsten des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
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