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China läuft, UK und USA rumpeln - IFO mit Rekord

27.06.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1193 (07.37 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1172 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 125.15. EUR-CHF oszilliert bei 1.0879.

Wir freuen uns zunächst über die Einlassungen, die uns aus China erreichen. Nachdem bereits im ersten Quartal der Wachstumsclip bei unerwartet starken 6,9% im Jahresvergleich lag, hören wir zuversichtliche Töne aus China, die als Understatement gewertet werden müssen, wenn man der Linie der Regierung folgt, dass die Dynamik der Konjunktur im 2. Quartal zugenommen haben soll. Das ausgegebene Wachstumsziel bei 6,5% wird laut Regierung erreicht.

Der konjunkturelle Einfluss des Projekts "One Belt - One Road" ist nicht von der Hand zu weisen. Die politische und mediale Wahrnehmung dieses Themas findet jetzt in Ansätzen statt, leider ist das drei Jahre zu spät! Das konjunkturelle Umfeld der westlichen Länder, die über ihre Zentren London und New York den Taktstock der Welt-Finanzmärkte schwingen und dabei lautstark auftraten und auftreten, sieht zusehends malade aus.

Das Vereinigte Königreich kommt absehbar konjunkturell unter Druck.

Die Stimmung der britischen Verbraucher hat sich laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov auf Werte, die direkt nach dem Brexit-Votum vorlagen, abgekühlt. Vor diesem Hintergrund ist eine deutliche Konjunktureintrübung wahrscheinlich. Nur starke britische Exporte könnten eine Rezession verhindern helfen. Das erforderte aber stärkere Schwäche des Pfundes.

Die USA werden von ihren strukturellen Schwächen, maßgeblich Kredit und nicht wiederkehrende Einkommen als entscheidender Wachstumsmotor, eingeholt.

Der Automobilhersteller General Motors hat die Absatzprognose für das laufende Jahr für den heimischen US-Gesamtmarkt von 17,5 auf circa 17 Mio. Kraftfahrzeuge gesenkt. Der Markt kühle sich laut GM Finanzvorstand Stevens definitiv ab.

Der US-Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter sank per Berichtsmonat Mai unerwartet stark um 1,1% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei -0,6%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von -0,7% auf -0,9% revidiert.

Nachfolgender Chart verdeutlicht, die malade Situation dieser Datenreihe. Das Niveau (nicht preisbereinigt) mäandert in einer Seitwärtsbewegung vergleichbar den Niveaus von 2008 oder 2012 - 2014. Sieht so Wachstum aus?

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Der Chicago Fed National Activity Index, der ein Sammelindex aus 85 einzelnen US-Wirtschaftsindikatoren darstellt, sank per Berichtsmonat Mai brachial von zuvor 0,57 auf -0,26 Punkte. Hintergrund liefern Indikatoren, die mit dem Sektor Produktion (hochwertige Beschäftigung) im Zusammenhang stehen. Auch vom Beschäftigungssektor ging ein geringfügiger negativer Beitrag aus.

Das Fazit lautet: Die Expansion der US-Wirtschaft war per Mai unterproportional.

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© Moody’s Economy.com


Aus Deutschland wurde Feierlaune geliefert. Laut der Deutschen Bundesbank hat sich der kräftige Wachstumskurs in Deutschland im 2. Quartal fortgesetzt. Eine lebhafte Industriekonjunktur als auch eine Bauindustrie und ein Dienstleistungswirtschaft im Aufwind kennzeichneten die Situation.

Belegt wurde diese positive Einschätzung durch die Veröffentlichung des deutschen IFO-Index, der per Juni mit 115,1 Punkten ein neues Allzeithoch markierte. Die Prognose war bei 114,4 Zählern nach 114,6 Punkten angesiedelt. Der Erwartungsindex stieg von 106,5 auf 106,8 Zähler (Prognose 106,4).

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© Reuters


Der Geschäftslageindex verbesserte sich von 123,2 auf 124,1 Punkte (Prognose 123,3). Das IFO Institut sprach zu Recht davon, dass das Wachstum der Eurozone positive Akzente für die deutsche Konjunktur setzt.

Was für ein Unterschied zu den USA und dem UK in Quantität und Qualität der Expansion. Welche Zentralbank sollte wohl über eine Neuausrichtung der Zins- und Geldpolitik philosophieren? Wie sind die Marktreaktionen auf diese von (unerwarteter - Anpassung der Prognosen) Diskrepanz geprägten Konstellation? Ja, freie Märkte bringen Spaß …

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0970-1.1000 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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