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IWF kann Nacherzählung, wie viele andere auch

06.07.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1336 (08.01 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1313 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.20. EUR-CHF oszilliert bei 1.0943.

Wir freuen uns, dass der IWF, wie auch viele andere Marktteilnehmer und Auguren zumindest die ökonomische Realität anerkennen, wenn es schon mit den Prognosen nicht klappte. So heisst es gestern bei dem IWF:

Der weltwirtschaftliche Aufschwung setzt sich bei fortgesetzten Anfälligkeiten und Ungleichgewichten fort. Unser Kommentar: Das ist richtig, getragen von Kontinentaleuropa und "One Belt-One Road".

Die Wachstumsaussichten der USA seien schwächer als im April erwartet. Unser Kommentar: Längst überfällige Erkenntnis - wo ist die Strukturanalyse des IWF - Wachstumstreiber?

Die kurzfristigen Wachstumsaussichten der Eurozone seien eher besser als im April. Unser Kommentar: Wir fragen uns, warum bei der Lage in der Eurozone der Begriff "kurzfristig" auftaucht. Hinsichtlich der strukturellen Grundlage (wiederkehrende Einkommen) ist diese Form der Verbalakrobatik ein wenig ambitioniert.

Das Protokoll der Federal Reserve, das gestern veröffentlicht wurde, passt in das Bild asymmetrischer Analyse: Man will viel, Zinserhöhungen und Reduzierung der Bilanz der Federal Reserve. Man traut sich aber angeblich noch nicht wegen der angeblich niedrigen Inflation. Das unterproportionale Konjunktur- und mehr noch das kritische Strukturbild wird nach den Blaupausen von Greenspan und Bernanke ausgeblendet.

Wie hiess es doch so laut und vollmundig von Seiten der Chefetage der Federal Reserve, vom Mainstream häufig als Thema aufgenommen: "The crisis is contained!" Weitere Beispiele könnten wir anfügen, wir wollen Sie aber nicht zu sehr strapazieren.

Die unerwartet schwache Konjunkturlage der USA, die jetzt per "Salamianpassung" analog zum letzten Jahr möglichst klein geschrieben wird, ist neben dem für die Weltwirtschaft weniger wichtigen UK das Zentrum der Konjunkturschwäche. Mehr gibt es hier nicht zu sagen, außer: Wir wünschen der Federal Reserve viel Erfolg bei den kommenden Zinserhöhungen und der anstehenden Bilanzanpassung.


Werfen wir einen Blick auf die Eurozone bezüglich Daten und Nachrichten der letzten 24 Stunden:

Wir beginnen mit der einizigen Enttäuschung, den deutschen Auftragseingängen. Per Berichtsmonat Mai verfehlte der Anstieg der Auftragseingänge mit einer Zunahme um 1,0% im Monatsvergleich die bei 2% angesiedelte Prognose. Mehr noch wurde der Vormonatswert von -2,1% auf -2,2% revidiert. Anzumerken bleibt, dass das Auftragsniveau damit auf dem Niveau des ersten Quartals oszilliert.

Wir freuen uns über Nachrichten aus Frankreich: Laut Aussagen der französischen Notenbank wird die französische Wirtschaft im laufenden Jahr um 1,6% expandieren. Die BIP-Prognose des Internationalen Währungsfonds liegt laut letzter Anpassung per April gemäß des World Economic Outlook bei 1,4%.

Wir freuen uns über die Entwicklung des Aspiranten für den Verbleib in der EU Schottland: Im ersten Quartal des laufenden Jahres lag die Expansion der Wirtschaftsleistung in Schottland bei 0,8% im Quartalsvergleich. Das UK brachte es insgesamt nur auf 0,2%.

Wir freuen uns über die positive Überraschung, die die Veröffentlichung des Markit-Dienstleistungsindex als auch Composite Index (Produktion und Dienstleistung kombiniert) gegenüber der Erstschätzung mit sich brachte.

Im Juni legte der Composite Index gegenüber der Erstschätzung unerwartet von zuvor 55,7 auf 56,3 Punkte zu (Prognose 55,7). Der Dienstleistungsindex verzeichnete gegenüber der Erstschätzung einen nicht prognostizierten Anstieg von 54,7 auf 55,4 Zähler.

Wir freuen uns, dass die Einzelhandelsumsätze der Eurozone im Berichtsmonat Mai unerwartet stark im Monatsvergleich um 0,4% stiegen. Die Prognose lag bei 0,3%. Im Jahresvergleich stellte sich die Zunahme auf 2,6% (Prognose 2,3%). Das Vormonatsergebnis wurde von 2,5% auf 2,6% angepasst.

So weit, so gut!


Der Blick in Richtung USA lieferte gute Gefühle und enttäuschende Fakten:

Der NY Business Conditions Index (Sentimentindex) schoss in stellarer Manier per Berichtsmonat Juni von maladen 46,7 auf komfortable 55,5 Punkte hoch. Mit anderen Worten impliziert dieses Lastwechsel eine Performance von Kontraktion zu solidem bis sportlichem Wachstum. Wir nehmen diese märchenhafte Konstellation zur Kenntnis.

Die US-Auftragseingänge der Industrie versalzten das gute Sentiment. Es kam unerwartet zu einem Rückgang auf Monatsbasis um 0,8%. Die Prognose lag bei -0,5%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von -0,2% auf -0,3% revidiert.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1100-1.1130 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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