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Goldrausch der Kryptowährungen

10.07.2017  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Der Preis des Bitcoin gemessen in Fiat-Geld (wie US-Dollar und Euro) ist seit seiner Einführung fulminant gestiegen. Im Dezember 2011 hat er etwa 3,75 USDollar gekostet, jetzt sind es etwa 2.500 US-Dollar (ein Plus von sage und schreibe 66.567 Prozent!). Das bedeutet natürlich nichts anderes, als dass der US-Dollar (und auch allen anderen Fiat-Währungen sowie auch die Goldwährung) entsprechend drastisch gegenüber dem Bitcoin abgewertet hat und die Güter-Kaufkraft des Bitcoin entsprechend angestiegen ist.

Einen Nachteil hat der Bitcoin derzeit noch: Bei der Zahlungsverkehrsabwicklung hinkt der Bitcoin der Leistung der Zahlungsverkehrssysteme, mit denen Fiat-Geld-Transaktionen ausgeführt werden, noch weit hinterher. Derzeit können maximal 7 Transaktionen pro Minute abgewickelt werden; in der Realität liegt die Zahl eher bei 3 bis 4 Transaktionen. Schätzungsweise führen Kreditkartenfirmen etwa 1.667 Fiat-Geld-Transaktionen pro Minute durch.

Dieser "Engpass" ist natürlich längst bekannt, und die "Bitcoin-Industrie" arbeitet bereits an Verbesserungen. Eine Erhöhung der Zahlungsvolumina pro Zeiteinheit ist unverzichtbar, damit ein funktions- und konkurrenzfähiger Kapitalmarkt mit in Bitcoin denominierten Transaktionen überhaupt entstehen kann.

[Um einige Zahlen zur Illustration zu geben: Derzeit liegt das Transaktionsvolumen für den S&P 500 Aktienmarktindex bei knapp 1 Billion pro Tag. Auf den Devisenmärkten betrug der Umsatz im April 2016 5,1 Billionen US-Dollar pro Tag, das Umsatzvolumen auf den Zins-Derivatmärkten 2,7 Billionen US-Dollar.]


Über die Schwankungen des Bitcoinpreises

Der Preis des Bitcoin bildet sich durch das Angebot und die Nachfrage nach Bitcoin. Der fulminante Preisanstieg der Kryptoeinheit in den letzten Jahren erklärt sich zunächst einmal daraus, dass das Angebot zwar gestiegen ist, die Nachfrage jedoch deutlich stärker. Die Schwankungen des Bitcoin-Preises dürften vor allem auf die Schwankungen der Bitcoin-Nachfrage zurückzuführen sein. Es gibt gute Gründe zu vermuten, dass die Bitcoin-Nachfrage (noch) nicht stabil ist.

Derzeit wird Bitcoin aus dem Transaktions-, vor allem aber aus einem Spekulationsmotiv nachgefragt: aus der Hoffnung also, der Preis werde künftig weiter steigen. Kommt es zu Änderungen im spekulativen Nachfragemotiv, schlägt sich das in Preisschwankungen des Bitcoin gegenüber anderen Währungen durch. Die Schwankungsanfälligkeit des Bitcoin ist jedoch kein Charakteristikum der Kryptoeinheit, sondern wäre vielmehr als ein vorrübergehendes Phänomen einzustufen, das dann verschwindet, wenn sich der Bitcoin zu einer allseits genutzten Transaktionswährung entwickelt.

Dann würde sich die Nachfrage nach Bitcoin - ganz so, wie es heute schon bei den Fiat-Währungen der Fall ist - in Abhängigkeit von zum Beispiel Einkommen und Zinsen "einpendeln". Die Faustformel lautet: Je weiter sich der Bitcoin als Tauschmittel etabliert, desto weniger schwankungsreich werden die in Bitcoin ausgedrückten Güterpreise ausfallen.



Angebot und Nachfrage nach Bitcoin . eine einfache Illustration

Open in new windowDie nebenstehende Grafik zeigt (vereinfacht) das Angebot und die Nachfrage nach Bitcoin. Im Ausgleich von Angebot und Nachfrage ergibt sich der Bitcoin-Preis (gerechnet in zum Beispiel US-Dollar). Das Bitcoin-Angebot steigt, wenn der Preis des Bitcoin steigt: Zum einen produzieren die Bitcoin-Produzenten („Miner“) mehr Bitcoin, je höher der Preis des Bitcoin ist (und umgekehrt), und zum anderen sind immer mehr Bitcoin-Besitzer bereit, ihre Bitcoins bei steigendem Preis im Markt anzubieten. Wenn das Bitcoin-Angebot sein Maximum erreicht hat, verläuft das Bitcoin-Angebot vertikal.

Die Bitcoin-Nachfrage wird durch eine negative Linie symbolisiert: Je höher (niedriger) der Bitcoin-Preis, desto geringer (höher) ist die Bitcoin-Nachfrage. Wollen beispielsweise die Marktakteure als Teil ihrer liquiden Mittel immer mehr Bitcoin halten, verschiebt sich die Bitcoin-Nachfrage nach rechts: Zu jedem Bitcoin-Preis werden nunmehr mehr Bitcoins nachgefragt.

Man nehme an, die maximale Ausbringung der Bitcoin-Menge ist erreicht, und die Angebotsfunktion verläuft vertikal. Sollte in diesem (preisunelastischen Angebots-) Bereich die Bitcoin-Nachfrage weiter zunehmen, fällt der Preisanstieg besonders stark aus - denn hier kommt es ja nicht mehr zu einer preisdämpfenden Angebotsausweitung. Bislang wurden etwas mehr als 16,4 Millionen Bitcoin produziert. Bislang trifft also die steigende Nachfrage noch auf ein (leicht) steigendes Angebot. Steigt die Bitcoin-Nachfrage weiter an, wenn das Bitcoin-Angebot sein Maximum erreicht hat, fallen die Preissteigerungen entsprechend stärker aus. Spiegelbildlich wertet sich das Fiat-Geld, in dem der Bitcoin-Preis ausgedrückt wird, ab gegenüber dem Bitcoin.


Blockchain-Revolution

Der Blockchain werden von vielen Seiten revolutionäre Folgewirkungen zugesprochen. Beispielsweise lassen sich Transaktionen, die bislang einen "Mittelsmann" bedürfen, vereinfachen. Grundbucheintragungen, Eheschließungen und auch Wertpapiertransaktionen lassen sich mittels Blockchain abwickeln. Die Transaktionen werden billiger, schneller und weniger manipulationsanfällig. Vor allem im Bereich des Geldwesens ergeben sich ganz neue Freiheits- und Entwicklungsspielräume.

Bislang haben die Staaten keine Konkurrenz im Geldwesen erlaubt, beziehungsweise sie haben die Konkurrenz gegenüber ihrem Fiat-Geld ausgeschlossen. Etwa durch Besteuerung und Regulierung. Beispielsweise ist in Deutschland der Verkauf des Bitcoins steuerrechtlich ein Veräußerungsgeschäft. Wenn Sie den Bitcoin für 100 Euro erworben haben und für 2.000 verkaufen, beträgt der zu versteuernde Gewinn 1.900 Euro (d. h. 2000 minus 100 Euro). Ein zu versteuernder Veräußerungsgewinn fällt natürlich auch an, wenn mit Bitcoin etwas gekauft wird (wie beispielsweise eine Pizza).

Die steuerliche Behandlung des Bitcoins bedeutet einen Nachteil gegenüber dem staatlichen Fiat-Geld, bei dem keine Steuern auf Veräußerungsgewinne anfallen und bei dem auch keine entsprechend aufwendige Nachweispflicht entsteht. Die Blockchain könnten nun aber die Stolpersteine, die der Staat dem Wettbewerb um besseres Geld in den Weg legt, unwirksam machen. Tauschen Fiat-Geldbesitzer ihr Fiat-Geld beispielsweise gegen Bitcoin, sind die Transaktionen, die mit Bitcoin ausgeführt können, dem Staat und seiner Besteuerung entzogen.


Beispiel: Goldgedeckter Bitcoin

Mit der Blockchain lässt sich bei entsprechender Nachfrage auch eine goldgedeckte Digitalwährung schaffen: ein sogenannter "gefärbter" Bitcoin (in der Fachsprache: "Colored Bitcoin"). Er repräsentiert das Eigentum einer bestimmten physischen Goldmenge (beispielsweise steht derzeit 1 Bitcoin für etwa 2 Feinunzen Gold) beziehungsweise stellt zu Zahlungszwecken digitalisiertes Gold dar.

Wie das in der Praxis aussehen könnte, dazu nachstehend eine kleine Illustration. Ein Goldhandelshaus hält Gold und Bitcoin im Wert von jeweils 2.400 Euro. Nun möchte Herr Schmidt Gold kaufen. Er möchte es jedoch nicht physisch halten, sondern per "gefärbten Bitcoin" ("Colored Bitcoin") verfügbar gemacht haben.


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