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Was bedeutet der neue Kurs der Geldpolitik für Gold und die Märkte?

18.07.2017  |  Axel Merk
- Seite 4 -
Meiner Auffassung nach hat der damalige Chef der US-Notenbank Ben Bernanke das Ende der Anleihekäufe nicht deswegen angekündigt, weil die US-Wirtschaft in so großartiger Verfassung war, sondern weil seine Amtszeit zu Ende ging und er noch ein paar Dinge erledigen wollte. In den Vereinigten Staaten haben wir den Beginn mehrerer zum Scheitern verurteilter Reformversuche erlebt, ganz besonders auch die hohen Erwartungen, die nach der Wahl von Donald Trump eingepreist wurden und sich nunmehr im Sande verlaufen haben.

Die Veränderungen in der Eurozone sind im Gegensatz dazu real und nachhaltig. Der neue französische Präsident Macron wurde beispielsweise auf Grundlage seiner tiefgreifenden Reformversprechen gewählt und darüber hinaus auch mit der nötigen Mehrheit ausgestattet, um sie umzusetzen. Ich will damit nicht sagen, dass der Wandel in der Eurozone perfekt sein wird - das ist er nie. Aber ich bin zumindest der Ansicht, dass Fortschritte gemacht werden und die realen Zinsen noch Spielraum nach oben haben, insbesondere auch im Verhältnis zu den US-Zinsen.

Die aktuellen Tendenzen könnten auch andere Zentralbanken rund um den Globus ermutigen, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Das größte Potential besteht in dieser Hinsicht vielleicht in Schweden. Die dortige Geldpolitik ist unserer Meinung nach schon seit Jahren zu locker.

Der schwache US-Dollar mag daher rühren, dass dem Trump-Trade die Luft ausgeht. Doch indem sie anderen Zentralbanken ebenfalls eine Straffung der Geldpolitik ermöglicht hat, hat die Federal Reserve vielleicht eine noch viel bedeutendere Entwicklung ins Rollen gebracht. Doch setzten lieber noch nicht darauf, dass auch Japan sich ein Beispiel daran nehmen wird.


Implikationen für die Aktienmärkte

Die Aktienkurse weisen eine historische Korrelation zu dem Junk-Bonds auf - nicht, weil sie selbst Ramsch sind, sondern weil es sich bei beiden um sogenannte Risikoassets handelt. Während die Volatilität an den Aktienmärkten mit Hilfe von QE verringert wurde, sollte sie unserer Einschätzung nach im Zuge von QT wieder zunehmen. Wir haben erst kürzlich diskutiert, ob es diesmal wirklich anders ist und die Volatilität niedrig bleiben wird. Aber kurz gesagt: Verlassen Sie sich nicht darauf.

Plötzliche Eruptionen im Technologiesektor sind meiner Meinung nach frühe Warnsignale. Die "Buy-the-dip-Mentalität", die bislang dazu führte, dass jeder Kursrücksetzer gekauft wurde, könnte sich langsam abnutzen. Auch die Käufe am Ende eines jeden Handelstages, die bereits zur Routine geworden waren, haben sich in letzter Zeit zum Teil eher in Verkäufe verwandelt. Heißt das, dass an den Aktienmärkten gar keine lohnenden Investments mehr zu finden sind? Wahrscheinlich nicht. Aber beschweren Sie sich nicht bei mir, wenn sie angesichts dieser Marktumgebung mit Aktienanlagen einen Verlust machen.


Implikationen für Gold

Sollte der Goldpreis sinken, wenn die Zinsen steigen? Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Investoren in der Eurozone angesichts des steigenden Eurokurses in Bezug auf Gold künftig etwas weniger enthusiastisch sind. Doch die höheren Risikoprämien könnten sich als positiver Faktor für das gelbe Metall erweisen. Da Gold keinen Cashflow aufweist, kann dieser im Zuge der höheren Risikozuschläge auch nicht stärker abgezinst werden. Die Aktienkurse könnten in Anbetracht steigender Risikoprämien jedoch unter Druck geraten. Das bedeutet letztlich nichts anderes, als dass Gold ein wertvolles Mittel zur Diversifizierung des Portfolios sein kann, falls es an den Börsen abwärts geht.


Abschließende Gedanken zur Bilanz der Fed

Die Befürworter einer geringeren Bilanzsumme der US-Notenbank haben die Entscheidung der Fed für einen Abbau ihrer Aktiva begrüßt. Das macht es für die Notenbanker schwieriger, ihren Kurs wieder zu ändern, insbesondere da sie selbst gesagt haben, die Zinspolitik sei vom Bilanzabbau unabhängig. Bei allem gebührenden Respekt, aber ich glaube wirklich nicht mehr an den Weihnachtsmann. Wir dürfen nicht vergessen, dass Janet Yellen wahrscheinlich schon Anfang nächsten Jahres als Vorsitzende abgelöst wird.

Damit sind wieder jede Menge Optionen auf dem Tisch, was die Ausrichtung der künftigen Geldpolitik anbelangt. Zudem spricht die die Tatsache, dass die Fed keine genaueren Angaben zur letztlich angestrebten Bilanzsumme macht, in meinen Augen dafür, dass es vielleicht gar nicht so lange dauern wird, bis sie ihren Kurs wieder umkehrt. Zumindest würde mich das nicht überraschen. Die Notenbanker würden das natürlich nicht mit einem Einbruch der Aktienkurse begründen, sondern damit, dass sich die Gesamtlage im Finanzsystem verschlechtert hat (in der Sprache der Zentralbanken bedeutet das aber wahrscheinlich nichts anderes).


© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com



Dieser Artikel wurde am 12.07.2017 auf www.merkinvestments.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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