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Abwarten und Tee trinken ...

21.07.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1635 (07.53 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1479 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.94. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.22. EUR-CHF oszilliert bei 1.1065.

Der berühmte Leitsatz aus dem Titel ("Abwarten und Tee trinken") muss einmal mehr bemüht werden, wenn es darum geht, wann voraussichtlich eineverwertbarer Aussagegehalt der EZB-Granden über den möglichen Ausstieg aus der aktuellen Geldpolitik zu erwarten sein wird.

Auf der gestern stattfindenden Ratssitzung und Pressekonferenz erteilte Mario Draghi allen einen Dämpfer, die sich belastbare Hinweise über ein Tapering gemacht haben. Es blieb aber bei den üblichen Formulierungen, die der Notenbank alle Optionen offen halten sollen. Lediglich der Hinweis, dass man im Herbst (September Sitzung) über die weitere Terminierung der Wertpapierkäufe bzw. möglicher Zinserhöhungen sprechen möchte, kann als Hinweis aufgefasst werden. Nicht wirklich viel und das macht sich in diesem Zusammenhang auch an der Marktreaktion bemerkbar.

Die Zinsen werden voraussichtlich noch später steigen als bisher angenommen. Wir sind bisher vom zweiten Quartal 2018 als mögliches Datum für eine erste Zinserhöhung ausgegangen, sehen jetzt aber eher das vierte Quartal als wahrscheinlich an. Und auch dann ist die Vorgehensweise als extrem vorsichtig einzustufen, was bedeutet dass man so maßvoll wie möglich und vorsichtig den Wandel vollziehen wird.

Da auch die guten wirtschaftlichen Daten der EZB keinen Impuls liefern, haben wir in der Vergangenheit die Frage nach der 2%-Regel gestellt. Draghi verbot sich in seinem Kommuniqué allerdings eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit dieser akademischen Inflationsgröße "schon eine Diskussion darüber, das Inflationsziel anzutasten, würde destabilisierend wirken" so Draghi….nun denn…die Argumentation über die (zu) niedrige Teuerung wird der EZB noch lange die Möglichkeit geben, die Geldschleusen offen zu halten, völlig unabhängig davon, dass niedrige Energiepreise, die maßgeblichen Einfluss auf die Inflation haben, nicht durch die EZB gesteuert werden können und kaufkraftfördernd wirken.

Während Anleihekurse nach der Sitzung anzogen, tendierten Aktien etwas leichter. Dennoch gehen wir davon aus, dass mittel- und langfristig die Vorzeichen für europäische Aktienwerte gut stehen und maximal kurzfrisitg eine Konsolidierung stattfindet. Der Euro Wechselkurs, der in den vergagenen Tagen deutlich angezogen hat und gegenüber dem US-Dollar bereits die 1,16-Marke testete, wurde nur dahin gehend kommentiert, dass die EZB ein Auge auf den Kurs hat. In der Vergangenheit wurde der Euro um 1,18 und 1,20 regelmäßig wieder eingefangen, obwohl es offiziell natürlich kein FX-Kursmanagement gibt….

In den USA zeigen die Daten weitere Expansion - fraglich ist jedoch, ob der Immobilienmarkt in der Lage ist, die BIP-Entwicklung derart zu stützen, dass das dritte Quartal einen substanziellen Wachstumsclip ausweist. Berechunngen der Fed of Atlanta zeigen, dass der annualisierte Wachstumspfad aktuell bei 2,5% liegt und in den vergangenen Wochen deutlich herabgesetzt wurde.

Nach vier Monaten, in denen die Frühindikatoren schwächer tendierten, zog der Sammelindex nach Lesart des Conference Boards im Juni mit 0,6% deutlich an. Die Erwartungen lagen mit 0,4% ein gutes Stück tiefer. Unter anderem sind die guten Daten vom Häusermarkt verantwortlich für die Entwicklung.

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© Moody´s economy.com


Erneut volatil zeigte sich der Phily Fed Index, der von 27,6 Punkte auf 19,5 Zähler nachgab und stärker fiel als mit 24 Zählern angenommen. Trotz des Rückgangs bleibt das Niveau deutlich im expansiven Bereich, bereits zum zwölften Mal in Folge. Im Februar verzeichnete der Index einen 30-Jahres-Höchststand.

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© Moody´s economy.com


Die Austrittsverhandlungen des UK werden unterschiedlich beurteilt. Es gibt aber substanziell unterschiedliche Ansichten, was angesichts der kurzfristigen Zeitvorgaben die ambitionieren Ziele in Frage stellen lässt.

Nach einem deutichen Einbruch im Vormonat haben sich die britischen Einzelhandelsumsätze wieder erholt und markieren im Jahresvergleich mit einer Wachtumsrate von 2,9%. Aber auch diese Erholung ist mit Vorischt zu genießen, denn dieser Wachstumsclip liegt deutlich unter den durchschnittlichen 4% des letzten Jahres.

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© Moody´s economy.com


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1300-1.1330 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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