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Handeln hat Konsequenzen ...

31.07.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1735 (07.34 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1684 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.52. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.67. EUR-CHF oszilliert bei 1.1365.

Das Motto des heutigen Reports lautet "Handeln hat Konsequenzen".

Das gilt für die Reformpolitik der Eurozone. Nach den die Konjunkturlagen belastenden Umsetzungen der Reformen in den vergangenen Jahren, die schußendlich zu einer besseren Allokation der Produktionsfaktoren führten, wird jetzt quantitativ und qualitativ die Ernte eingefahren. Die quantitativen Daten und Nachrichten der Eurozone sprechen für sich:

Per Berichtsmonat Juni legten die deutschen Einzelhandelsumsätze im Monatsvergleich um 1,1% zu. Die Prognose lag bei nur 0,2%. Im Jahresvergleich stellte sich der Anstieg auf 1,5% nach zuvor 4,9%. Saisonbereinigt legte in Deutschland die Zahl der Erwerbstätigen per Juni im Monatsvergleich um 45.000 auf einen neuen Rekordwert von 44.163.000 zu. Im Jahresvergleich nahm die Anzahl um 652.000. zu.

Irlands Regierung hat die Wachstumsprognose für das laufende Jahr sportlich von bisher 3,5% auf 4,5% angehoben. Neben der anziehenden Binnenwirtschaft sind die Exporterfolge nach Europa für diese Anpassung verantwortlich.

Die qualitativen Daten sprechen noch viel mehr für die Eurozone. Das gilt insbesondere für die öffentlichen und privaten Verschuldungsdaten.

Unverändert verweigert sich der "Mainstream der Analyse im Finanz- und Mediensektor" einer ernsthaften Anlayse der Wachstumstreiber auf globaler Ebene. Damit begeht man bezüglich der Vereinigten Staaten und in Ansätzen bezüglich des UK den identischen Fehler, der die Grundlagen der Krise 2007/2009 erst ermöglichte.

Wir warnten damals, wir warnen heute bezüglich der Situation in den USA.

Es müssen in diesem Zusammenhang weitere Frage erörtert werden, weil die aktuelle von Destabilisierung geprägte Geopolitik auf die potentielle Konjunkturentwicklung der Weltwirtschaft als auch die Finanzmärkte massive Wirkungen entfalten kann.

Hängt die strukturelle Schwäche der USA mit einer aggressiveren US-Gangart in der Geopolitik zusammen?

Brauchen die USA internationale Konflikte, um die politische Machtachse zu ihren Gunsten zu bewegen, um dritte Länder, die als Herausforderung auf der finanz-ökonimischen Machtachse wahrgenommen werden, zu destabilisieren?

In wie weit passt ein derartiger Politikstil, der sich jetzt auch wirtschaftlich gegen die Verbündeten von "gestern" (EU, Eurozone) richtet, zu den westlichen Werten?

Diesbezüglich ist auch zu fragen, in wie weit man in den USA in der Eurozone perspektivisch eine hegemoniale Herausforderung (Hidden Champions) erkennen will?

Wird Polen als neuer Störfaktor für eine Integration der EU/Eurozone durch die USA aufgebaut, nach dem das UK, das Integration seit 1973 verhindern half, perspektivisch ausfällt?

Diese Fragenkomplexe bedürfen Antworten, denn Handeln, auch Nichtagieren (Tolerierung) ist eine Form des Handelns, zeitigt Konsequenzen.

Wir haben in den Reports vom 27. Juli und 28. Juli auf die dünne Basis der Verschärfung der US-Sanktionen gegen Russland verwiesen. Wir liefern an dieser Stelle spezifisch nach, um das extrem dünne Eis dieser US-Politik zu belegen. Die Quelle wird hier geschützt, die Seriösität ist nicht anzweifelbar.

"Eine Gruppe von Ex-US-Nachrichtendienstlern hat angeblich forensische Beweise, dass die Computer des DNC gar nicht gehackt worden sind, da

1) die Übertragungsrate der fast 2 GB Daten in 86 Sekunden nicht über das Internet hätte passieren können (es war also jemand direkt am DNC-Computer), und da

2) das Datenpaket nachträglich in der Zeitzone der US-Ostküste verändertn worden ist, möglicherweise um "Beweise" für einen russischen Hacker einzufügen (technisch seien nachträgliche Urheberzuweisungen und Verschleierungen möglich)

Das Memo richtet sich an US-Präsident Trump und schlägt weitere Untersuchungen vor.“ Eine 5-minütige Video-Zusammenfassung hat mein Kollege Jason Ross vorgenommen (dort ist auch ein Link zum Memo): 'Russian Hacking' Exposed as Inside Job https://larouchepac.com/20170725/russian-hacking-exposed-inside-job

Das Handeln der US-Regierung hat jetzt auch Konsequenzen aus Moskau gezeitigt: Nachdem die US-Regierung neue Sanktionen aufgrund fragwürdiger Vorwürfe gegen Russland verfügte und damit die fragile Situation eskaliert, hat Moskau reagiert. Die Zahl der US-Botschaftsmitarbeiter wird auf die Anzahl, die Moskau nach den Ausweisungen in den USA hält, um 755 Personen auf 455 Mitarbeiter reduziert. Moskau hält sich weitere Maßnahmen offen und zeigt sich äußerst skeptisch ob der weiteren Beziehungen zu den USA.

Fazit: Geopolitik spielt ein zunehmendes Risiko für den Weltfrieden, die Weltwirtschaft und für die Finanzmärkte. Die entscheidende Frage ist diesbezüglich, wer eskaliert? Wo steht Europa? Sie entscheiden …

Nachfolgende Daten wurden in den letzten 24 Handelsstunden veröffentlicht: Die Eurozone reüssiert. Unerwartet legte der Economic Sentiment Index per Juli erneut zu. Es kam zu einem Anstieg um 0,1 auf 111,2 Punkte (Prognose 110,5). Damit markierte der Index den höchsten Wert seit circa 10 Jahren.

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© Moody’s Analytics


Laut vorläufigen Berechnungen stieg das BIP in den USA per 2. Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 2,6%. Das entsprach den Erwartungen. Das Vorquartal wurde von 1,4% auf 1,2% revidiert. Auch weiter Vorquartale wurden nach unten angepasst. Das entsprach nicht den Erwartungen, aber leider vielfältigen Erfahrungen mit US-Daten. Konsum war der Wachstumstreiber. Der Rückgang der Sparquote auf jetzt nur noch 3,8% bei gleichzeitig zunehmender Konsumverschuldung belegt das sich verstärkende US-Stressszenario.

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© Moody’s Analytics


Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Universität Michigan sank im Monatsvergleich von zuovr 95,1 auf 93,4 Punkte (Prognose 93,1) und markierte den tiefsten Stand seit Oktober letzten Jahres.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1420-1.1450 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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