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Pfundverfall, Hexenjagd und Datenpotpourri!

04.08.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1882 (07.57 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1830 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.07. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.78. EUR-CHF oszilliert bei 1.1505.

Der US-Sonderermittler Robert Müller in der so genannten Russland Affäre hat in dem Verfahren eine Grand Jury eingesetzt, die die Vorwürfe einer russischen Einmischung in die Präsidentenwahl untersuchen soll. Eine Grand Jury wurde bisher nur ins Leben gerufen, wenn es belastbare Grundlagen gab. Wir sind gespannt, ob jetzt auch VIPS befragt wird und deren wissenschaftlichen Ergebnisse professionell einbezogen werden.

Zu Beginn lassen wir Paul Craig Roberts mit einem "Header" zu Wort kommen. Der Link ist beigefügt. Zu seiner Person: Paul Craig Roberts ist ein US-amerikanischer Ökonom und Publizist. Er war stellvertretender Finanzminister während der Regierung Reagan und ist als Mitbegründer des wirtschaftspolitischen Programms der Regierung Reagans bekannt.

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http://www.zerohedge.com/news/2017-08-03/pcr-witch-hunt-donald-trump-surpasses-salem

Das britische Pfund hat gegenüber dem Euro die Schwelle von 0,90 deutlich durchbrochen. Die Zinsphantasien des Marktes wurden enttäuscht. Der Leitzins bleibt bei 0,25%. Das Verhältnis der Tauben zu den Falken im Monetary Policy Committee veränderte sich von 5:3 auf 6:2 zu Gunsten der Beibehaltung des aktuellen Satzes.

Wer sich mit der britischen Qualitätspresse auseinandersetzt, erkennt, dass die Folgen eines potentiellen Brexit für Wirtschaft und Gesellschaft bisher vollständig unterschätzt wurden. Realitätssinn kehrt erst sukzessive ein.

Zweckoptimismus, wie zuletzt vom britischen Statistikamt NIESR, hilft auch nicht weiter. Fakt ist, dass mit dieser wachsenden Erkenntnis der Folgen des Brexit die Hände der Bank of England gebundener sein werden, als man es jetzt unterstellt. Der Verbalakrobatik des MPC der Bank of England, die eine schnelle Zinswende nach wie vor nicht ausschließt, ist besser nicht Folge zu leisten.

Das wäre erst angemessen wenn der Exit aus dem Brexit ein belastbares Thema würde. Das dauert voraussichtlich aber noch circa 12 Monate (für David M.).

Der Datenpotpourri der Eurozone war weitgehend erfrischend:

Das gilt zunächst für den deutschen Auftragseingang der Industrie. Per Berichtsmonat Juni legten die Auftragseingänge für die deutsche Industrie im Monatsvergleich um 1,0% zu. Die Prognose lag bei 0,5%. Der Vormonatswert wurde von 1,0% auf 1,1% nach oben revidiert. Dagegen konnten die Einkaufsmanagerindices von Markit laut finaler Berechnung nur partiell die Vorgaben der vorläufigen Werte erfüllen. So stellte sich der Dienstleistungsindex per Juli analog zum vorläufigen Wert auf 55,4 Punkte. Dagegen lag der Composite Index (Industrie und Dienstleistung) mit 55,7 Punkten um 0,1 Zähler unterhalb des vorläufigen Werts.

Die Niveaus der Indices signalisieren weiter solides und hohes Wachstum in diesen Sektoren der Volkswirtschaft.

Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone setzten per Berichtsmonat Juni mit einem Anstieg im Monatsvergleich um 0,5% positive Akzente. Die Prognose lag bei 0,1%. Im Jahresvergleich stellte sich der Anstieg auf 3,1% (Prognose 2,6%) nach zuvor 2,4%.

Wir verweisen darauf, dass es maßgeblich wiederkehrende Einkommen sind, die diese Tendenz alimentieren. Was für eine Divergenz zu den USA und dem UK …

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Chart: Einzelhandelsumsätze im Jahresvergleich
© Reuters


Aus den USA wurde ein gemischtes Bild geliefert: Der Auftragseingang der Industrie konnte auf ersten Blick einen leicht positiven Akzent mit einer Zunahme im Monatsvergleich um 3,0% (Prognose 2,9%) liefern (Vormonat -0,3%).

Einmal mehr wurde die Abhängigkeit von der US-Flugzeugindustrie überdeutlich. Ohne den Transportsektor (Kernrate) lag das Ergebnis bei -0,2% nach zuvor -0,1%.

Bei den Einkaufsmanagerindices des Dienstleistungssektors gab es ein Angebot von Markit, das besser als erwartet ausfiel, und ein Angebot vom ISM, das ein deutlich schwächer als erwartetes Ergebnis mit sich brachte.

Der Markit-Index legte per Juli von 54,2 auf 54,6 Punkte zu. Der ISM-Dienstleistungsindex sank per Juli von 57,4 auf 53,9 Zähler (Prognose 57,0) und markierte den niedrigsten Stand seit August 2016.

Positiv sind zwei Dinge anzumerken. Der Abstand der Indices hat sich eingeengt. Beide Indices bleiben deutlich oberhalb der Marke von 50 Punkten und signalisieren damit Expansion.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1700-1.1730 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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