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Das Goldpreismanagement in Zeiten der Finanzrepression (Teil 2/3)

31.08.2017  |  Lars Schall
- Seite 2 -
Konsequenz des Crashs war die Executive Order 12631, die Ronald Reagan, der seinerzeit amtierende Präsident der Vereinigten Staaten, am 18. März 1988 in Kraft treten ließ. Unter der Überschrift Executive Order 12631 - Working Group on Financial Markets hieß es:

"Kraft der mir als Präsident von der Verfassung und der Gesetzgebung der Vereinigten Staaten von Amerika verliehenen Befugnis und zur Einrichtung einer Arbeitsgruppe über Finanzmärkte wird hiermit Folgendes angeordnet:

Abschnitt 1. Bildung. (a) Hiermit wird eine Arbeitsgruppe über Finanzmärkte (Working Group) eingerichtet. Der Arbeitsgruppe gehören an

(1) der Secretary of the Treasury (Minister für Finanzen) oder dessen Beauftragter,

(2) der Vorsitzende des Board of Governors des Federal Reserve Systems (Gouverneursrat der US-Notenbank) oder dessen Beauftragter,

(3) der Vorsitzende der Securities and Exchange Commission (Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde) oder dessen Beauftragter und

(4) der Vorsitzende der Commodity Futures Trading Commission (Aufsichtsbehörde für die Future- und Optionsmärkte) oder dessen Beauftragter.

(b) Den Vorsitz der Arbeitsgruppe führt der Secretary of the Treasury oder sein Beauftragter.

Abschnitt 2. Zweck und Aufgaben. (a) In Anerkennung der Ziele zur Verbesserung der Integrität, Effizienz, Ordnungsmäßigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Finanzmärkte unserer Nation und zum Erhalt des Vertrauens der Anleger obliegt der Arbeitsgruppe die Identifizierung und Erörterung (1) der zentralen, von den zahlreichen Studien zu den Ereignissen an den Finanzmärkten um den 19. Oktober 1987 aufgeworfenen Fragen sowie all jener Empfehlungen, die das Potenzial besitzen, die vorgenannten Ziele zu erreichen, und (2) der Maßnahmen, einschließlich staatlicher Interventionen nach bestehenden Gesetzen und Vorschriften (wie etwa Richtlinienkoordinierung und Notfallplanung), die sich zur Umsetzung dieser Empfehlungen eignen.

(b) Die Arbeitsgruppe konsultiert gegebenenfalls Vertreter der verschiedenen Börsen, Clearinghäuser, Selbstverwaltungsorgane sowie bedeutende Marktteilnehmer, um möglichst zu Lösungen im Rahmen des privaten Sektors zu gelangen.

(c) Die Arbeitsgruppe berichtet dem Präsidenten zunächst innerhalb von 60 Tagen (und danach in regelmäßigen Abständen) über ihre Fortschritte und äußert gegebenenfalls ihre Ansicht zu jeglichen potenziell empfohlenen Gesetzesänderungen.

Abschnitt 3. Verwaltung. (a) Die Leiter der Exekutivabteilungen, -behörden und unabhängigen Einrichtungen stellen der Arbeitsgruppe im gesetzlich zulässigen Umfang jeweils die Informationen zur Verfügung, die diese zur Durchführung der vorliegenden Anordnung verlangen.

(b) Die Mitglieder der Arbeitsgruppe üben ihre Funktion ohne zusätzliche Vergütung für ihre Tätigkeit in der Arbeitsgruppe aus.

(c) Im gesetzlich zulässigen Umfang und vorbehaltlich der Verfügbarkeit von Mitteln gewährt das Department of the Treasury (Finanzministerium) der Arbeitsgruppe die für die Erfüllung ihrer Aufgaben notwendige administrative und sonstige Unterstützung."
Ronald Reagan, Weißes Haus, 18. März 1988. (11)

Aus der zitierten Executive Order 12631 geht hervor, dass die Hauptaufgabe des Plunge Protection Teams (PPT) darin bestehen sollte (und wohl nach wie vor darin besteht), die Finanzmärkte zu stabilisieren und das Vertrauen von Investoren zu stärken. Dies allerdings nicht auf eine Art und Weise, die für jedermann ersichtlich ist, sondern durch "verdeckte Einflussnahme", die hinter den Kulissen stattfindet. Dies entspricht nicht den Gepflogenheiten "freier Märkte", denn "freiheitliche Systeme bestechen durch 'Checks and Balances'. Hier sitzen die, die 'checken' sollen, mit denen, die 'gecheckt' werden sollen, zusammen und machen gemeinsame Sache, die zu eindeutigen Informationsvorsprüngen gegenüber den übrigen Marktteilnehmern führt. So sieht nicht die Grundlage eines freien Marktes aus, sondern die Basis, die der Manipulation Tür und Tor öffnet." (12)

Das Arbeitsschema des PPT läuft auf dreierlei hinaus:

1. Der Gruppe stehen enorm große Geldbeträge zur Verfügung, mit denen es enorm große Käufe von Aktienindex-Futures tätigen kann, um so die Kurse nach oben zu treiben, wenn diese unter Druck geraten;

2. die Käufe laufen vor allem über die großen Investmentbankenhäuser bzw. Mitgliederbanken der Federal Reserve Bank of New York;

3. von dem positiven Sog werden weitere Marktteilnehmer, die nicht wissen, was gespielt wird, zu Investitionen angeregt.

Folker Hellmeyer, einer der prominentesten Banker in Deutschland, bestätigte das Schema mir gegenüber, als ich ihn danach befragte: "Sie haben ins Schwarze getroffen. Üppige Liquidität mit Treasury und Fed am Tisch ist der Schlüssel. Derivate wirken mit höherer Durchschlagskraft und sind deshalb das ausgewählte Medium, und es ist die 'Bankenaristokratie', die das Spiel betreiben darf und sich dann für die 'hart erarbeiteten' Erfolge entsprechende Bonifikationen zugesteht." (13)

Im Februar 1997 hatte Brett Fromson für die Washington Post erstmals über diese Gruppe berichtet. Im Hinblick auf den Börsencrash von 1987 merkte Fromson an: "Die Fed hielt die Märkte am Leben, indem sie das Bankensystem mit Reserven überflutete und öffentlich verlautbarte, dass sie, falls nötig, bereit sei, Darlehen an wichtige Finanzinstitutionen zu vergeben." (14)

Tatsächlich wird berichtet, dass sich der Fed-Vorsitzende Greenspan am Tag des Börsenkrachs "mit JP Morgan zusammen setzte und JP Morgan als eine Leitung für offenes Scheckbuch-Geld von der Fed verwendete, um in den Aktien-Futures-Markt über Chicago zu gehen. Und am nächsten Tag des offenen Handels kauften sie auf den Terminmärkten, als gäbe es kein Morgen, für minimale Mengen an Geld im Vergleich zu den Kosten, um die tatsächlichen Aktien zu kaufen. Und dadurch, dass die Futures hochgetrieben wurden, begannen die zugrunde liegenden Aktienkurse an der New York Stock Exchange hochzugehen, und dann begann natürlich die Gerüchteküche: JP Morgan kauft, die Big Boys kaufen, das Schlimmste ist vorbei, dies ist eine Überreaktion, Bla-bla-bla-blabla." (15)

Im Oktober 2000 richtete der Goldaktivist David Guyatt mit Hinweis auf Informationen des Vorsitzenden des Gold Anti-Trust Action Committee (GATA) in den USA, Bill Murphy, den Blick auf das Plunge Protection Team: "Die Handschrift des Plunge Protection Teams (PPT) wird zum ersten Mal erkennbar. Das ganze Spiel mit den Leerverkäufen von Gold in den letzten Jahren ist eine Methode, um 'wichtige Aktien zu stützen' und 'zukünftige Operationen zu finanzieren'.

Im einfachsten Fall funktioniert das folgendermaßen: Man leihe sich [zu geringfügigem Zinssatz] jemandes (…) Gold und verkaufe es auf dem Markt. Das ergibt eine ansehnliche Menge fast zinsfreier Dollars. Wo auch immer der Aktienmarkt unruhig erscheint oder wichtige Aktien unter Druck geraten, reintauchen und kaufen, kaufen, kaufen … Um Erfolg zu haben, reicht es aber nicht aus, den Aktienmarkt zu manipulieren. Es ist zusätzlich erforderlich, den Goldpreis zu manipulieren und den Preis des Goldes unter jenem Preis zu halten, zu dem PPT das geliehene Gold verkauft hat." (16)


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