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Das Goldpreismanagement in Zeiten der Finanzrepression (Teil 2/3)

31.08.2017  |  Lars Schall
- Seite 4 -
Drei Tage später erhielt ich zwar eine Antwort von Kara Alaimo, die ein wenig Information enthielt; mir wurde allerdings untersagt, aus ihrem Antwortschreiben zitieren zu dürfen. Gleichwohl darf ich aus dem Antwortschreiben zitieren, das ich ihr daraufhin zurückschickte:

"Sehr geehrte Frau Alaimo, vielen Dank für die schnelle Antwort, auch wenn sie ausweichend zu sein scheint. Darf ich um eine Klarstellung in Bezug auf alle drei Punkte bitten?

1.) Natürlich ist die Aussage einer Beamtin des Schatzamtes, die nicht identifiziert werden kann und sagt, dass ihr Goldtransaktionen 'nicht bewusst' sind, keine Antwort. Von daher, wer kann, dabei offiziell für das Schatzamt sprechend, mit Bestimmtheit sagen, ob das Schatzamt in irgendeiner Weise im Goldmarkt engagiert ist?

2.) Die zweite Antwort spricht für den ESF, aber nicht für das gesamte Schatzamt selbst. Was ist mit dem gesamten Ministerium?

3.) Das Gleiche in Bezug auf die dritte Antwort. Es spricht für den ESF, aber nicht für das ganze Ministerium."

Ein paar Sekunden später erhielt ich eine automatische Abwesenheitsnotiz von Frau Alaimo: "Out of office. I am working from Russia (EDT + 8 hours). I’ll respond as soon as possible, but if you require immediate assistance please call the Treasury press office." Seitdem habe ich keine Nachricht mehr von Frau Alaimo bekommen. Und das US-Schatzamt hat auf meine Fragen bis heute gar nicht erst reagiert. (31)

Am gleichen Tag, als ich dem US-Schatzamt und dem ESF schrieb, ging gleichermaßen eine Presseanfrage von mir bei Michelle Smith, einer Pressesprecherin des Board of Governors des U.S. Federal Reserve System in Washington DC, ein. Darin enthalten waren diese vier Fragen:

1.) Was sind die Gold-Swap-Vereinbarungen der Fed mit ausländischen Banken, die von Fed-Gouverneur Kevin M. Warsh in seiner Antwort auf GATAs Klage auf Informationsfreiheit im September 2009 eingeräumt wurden? (32)

2.) Wer sind die anderen Parteien bei diesen Gold-Swap-Vereinbarungen?

3.) Wurden solche Arrangements jemals umgesetzt? Wenn ja, wann, wie und warum?

4.) Was sind die anderen gold-bezogenen Dokumente, deren Offenlegung die Fed im Zuge von GATAs Informationsfreiheitsklage gegen die Fed im Februar 2011 erfolgreich verhinderte? Wird die Fed sie nun zugänglich machen? Wenn nicht, warum? (33)

Meine Anfrage wurde von Frau Smith an einen ihrer Kollegen, Joe Pavel, weitergereicht, der mir einige Tage darauf zurückschrieb: "Leider sind wir nicht in der Lage, den Informationen, die Sie bereits haben, etwas hinzuzufügen. Die meisten Ihrer Fragen sollten durch die Dokumente beantwortet sein, die mit dem Gerichtsfall, auf den Sie verweisen, verbunden sind (Gold Anti-Trust Action Committee, Inc. v. Board of Governors of the Federal Reserve System). Diese sind bei den Bundesgerichten öffentlich. Insbesondere könnte Ihnen die eidesstattliche Erklärung von Timothy Fogarty der Federal Reserve Bank of New York hilfreich sein. Ich habe dieses Dokument einfachheitshalber für Sie angehängt." (34)

Hierauf schrieb ich wieder zurück: "Ich will nicht unangenehm Ihnen gegenüber sein, aber ich fürchte, dass dies keineswegs eine Antwort ist. Die Gold-Swap-Dokumente, die in Warshs Brief zitiert werden, sind bei den Bundesgerichten nicht verfügbar. Das Gericht im GATA-Fall erlaubte der Fed, diese Dokumente zurückzuhalten. Darf ich Sie darum bitten, offiziell zu Protokoll zu geben, dass die Fed weder mir noch der Öffentlichkeit die Gold-Swap-Dokumente, die in Warshs Brief zitiert werden, zugänglich machen wird, ebenso wenig wie die Dokumente, bei denen es das Gericht unterließ, ihre Veröffentlichung gegenüber GATA durch die Fed zu veranlassen?“

Ich habe darauf keine weitere Antwort mehr erhalten. (35)


Die bilanztechnische Vermehrung von Gold

Reichweitenstarke Nachrichtenorganisationen scheuen davor zurück, überhaupt derlei Fragen zum Thema Goldpreismanipulation zu stellen. Obwohl man eventuell annehmen könnte, dass dieser Gegenstand ein journalistischer Glücksfall für sie darstellen sollte, herrscht diesbezüglich auf den Seiten der Financial Times, des Wall Street Journal, der New York Times, Reuters, Bloomberg News, der Associated Press und anderen gähnende Leere. Statt selber an Regierungsbehörden und Banken kritische Fragen zu richten, was das Mindeste wäre, werden die Verdachtsmomente der Goldmarktmanipulation vom Schreibtisch aus allenfalls bequem als "die verrückten Gold-Verschwörungstheorien" abgetan. (36)

Diese "verrückten Gold-Verschwörungstheorien" gehen unter anderem davon aus, dass die westlichen Zentralbanken nicht annähernd so viel Gold zur Hand haben, wie sie behaupten. Manche Markt-Beobachter hegen den Verdacht, es sei westliches Zentralbankengold in einem bedeutendem Umfang heimlich verkauft oder verliehen worden, um den Goldpreis seit über zwei Jahrzehnten zurückzuhalten. Eine Erklärung wurde mir von dem kanadischen Finanzanalysten und Goldfondsmanager Marshall Auerback im Jahre 2011 gegeben, als ich ihn fragte: "Glauben Sie, dass die Zentralbanken / der IWF das Gold in ihren Tresoren liegen haben, von dem sie sagen, dass sie es haben?"

Marshall Auerback: In einem strikten buchhalterischen Sinne könnten sie es, aber das könnte womöglich irrelevant sein. Lassen Sie es mich erklären. Ich vermute, dass die Zentralbanken in den vergangenen Jahren nicht viel Gold seit der Gründung des Washington Accord verkauft haben, aber ich denke, sie haben immer noch erhebliche Mengen in den Goldmarkt verliehen. Von einem FLOW-Standpunkt aus ist es unerheblich, ob das Gold verkauft oder verliehen wurde, da es als Angebot auf dem Markt erscheint. Die Kernfrage ist also, kann das verliehene Gold durch die Zentralbanken wieder zurückgewonnen werden?

Die Arbeit von GATA und anderen Leuten wie Bob Landis und Reg Howe legt nahe, dass sie es nicht können. In der Tat gibt es eine "Gefängnis der Shorts"-Situation, wobei das Gold, das ausgeliehen und, sagen wir, eingeschmolzen wurde, um in der Mitgift einer indischen Braut festzusitzen, nicht zurück in den Markt kommen wird. Letztendlich glaube ich also, dass die Zentralbanken dies in einem buchhalterischen Sinn durch eine Neueinteilung des geleasten Golds als verkauft bestätigen, so dass von einem STOCK-Standpunkt das GATA-Argument bestätigen werden wird, dass weit weniger Gold durch die Zentralbanken gehalten wird, als allgemein angenommen.
(37)

In Hinblick auf Gold- und Währungsmarktinterventionen, offene und besonders heimliche, aber auch ihren Zweck und wahrscheinlichen Mechanismen, fragte ich Auerback des Weiteren, was seine Ansichten zu den Befunden des Gold Anti-Trust Action Committee seit dessen Gründung seien.

Marshall Auerback: Jeder, der die Edelmetall-Märkte in den letzten 15 Jahren beobachtet hat, kann nicht umhin, von dem Niveau der Intervention, das auftritt, erstaunt zu sein. Natürlich, als Chris Powell, Bill Murphy und ihre Kollegen von GATA begannen, diese Behauptungen aufzustellen, glaubten ihnen nur wenige von uns, die den Goldmarkt sehr genau verfolgten, aber ich denke, die Qualität ihrer Analyse und ihre Entschlossenheit, die Fakten herauszubringen, hat das jetzt sehr zu einer Mainstream-Ansicht gemacht.


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