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Aktien und Gold

28.10.2017  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Für den Investor verbleibt das Risiko, dass die Zentralbankräte ungewollt Fehler machen, mit ihrer Zinspolitik den Boom "versehentlich" zum Platzen bringen und einen Bust auslösen. Aber auch in solch einem Szenario wäre es wahrscheinlich, dass die Zentralbanken rasch umsteuern und zu einer Geldpolitik zurückkehren würden, die die Zinsen wieder auf oder unter die Nulllinie drückt und strauchelnde Schuldner durch das Anwerfen der elektronischen Notenpresse finanziert. Der politische Rückhalt wäre ihnen sicher: In Zeiten der Not werden niedrige Zinsen und Geldmengenvermehrung als die Politik des kleinsten Übels angesehen.

Unter diesen Bedingungen dürfte der Zinshebungsdrang der Zentralbanken früher oder später wieder erlahmen - und sich die Aufwärtsbewegung der Konjunkturen und vor allem die Inflationierung der Vermögensgüterpreise fortsetzen. Die Manipulationsmöglichkeiten, die das ungedeckte Papiergeldsystem bietet, sind schließlich noch nicht ausgeschöpft. Einiges spricht für ein "Schrecken ohne Ende" und nicht für ein baldiges "Ende mit Schrecken". Für den umsichtigen Investor stellt sich nun die Frage: Wie geht man mit einem solchen Szenario um?

Was macht man, wenn man sein Kapital nicht nur erhalten, sondern im Zeitablauf mehren will? Den Kopf in den Sand stecken ist keine zielführende Strategie, und auch nicht unkritisch den gängigen Empfehlungen der Banken- und Finanzindustrie Glauben zu schenken. Im Folgenden werden vier grundsätzliche Empfehlungen herausgestellt, die der umsichtige Investor berücksichtigen sollte - und die er entweder in Eigenarbeit oder in Zusammenarbeit mit einem passenden Investor umsetzen kann.

(1) Vergessen Sie nicht: Gold ist das bessere Geld. - Die "Währung Gold" kann nicht - anders als Giro-, Terminund Sparguthaben - durch die Geldpolitik entwertet werden. Sie trägt zudem kein Zahlungsausfallrisiko. Und selbst in Extremsituationen (Hochinflation, Wirtschaftszusammenbruch) ist es sehr wahrscheinlich, dass Gold seine Kaufkraft bewahrt - während das ungedeckte Geld im Tausch nicht mehr akzeptiert wird. So gesehen ist Gold eine "Versicherung" für das Portfolio, die sich durch hohe Liquidität auszeichnet.

(2) Investieren in Aktien lohnt sich. - Das Investieren in Aktien, in Produktivkapital, ist langfristig gesehen eine der besten, wenn nicht die beste Anlageform, die Privatanlegern zugänglich ist. Viel spricht dafür, dass das auch künftig so sein wird. Allerdings sollte der umsichtige Anleger - angesichts der Probleme in der internationalen Kredit- und Geldarchitektur - beim Investieren in Aktien sehr wählerisch sein. In einem "Regime von Boom-und-Bust" werden nicht alle Unternehmen erfolgreich sein. Daher gilt es in Unternehmen zu investieren, die auch unter widrigen Bedingungen ihr Geschäft erfolgreich betreiben können.

Das können Unternehmen, die etwas produzieren, was die Konkurrenz nicht so ohne weiteres nachahmen kann - weil sie beispielsweise Kostenvorteile oder technologische Vorsprünge haben. Diese "großartigen Unternehmen" sind in der Lage, Kostensteigerungen auf der Produktionsseite auf die Absatzpreise überzuwälzen. Für den Investor bedeutet das einen effektiven Inflationsschutz, den nicht alle Unternehmen bieten. Und mit Geldwertschwund, mit Inflation, sollte der umsichtige Investor weiterhin rechnen - sie ist die leidige, unweigerliche Folge des ungedeckten Geldsystems.

(3) Befolge das "Preis versus Wert"-Prinzip. - Nicht jedes großartige Unternehmen ist auch eine großartige Investition. Es kommt vielmehr darauf an, nicht zu teuer zu kaufen. Das "Preis versus Wert"-Prinzip hilft dabei. Der Preis ist das, was man an der Börse für die Aktie zahlt. Der Wert der Aktie ist die abgezinste Summe aller künftig zu erwartenden Gewinne eines Unternehmens. Es zahlt sich für den Anleger aus, wenn der Preis, den man zahlt, deutlich unter dem Wert der Aktie liegt. Eine ausreichend hohe "Sicherheitsmarge" arbeitet sprichwörtlich für den umsichtigen Investor.

Zum einen vermindert sie sein Risiko, dass er den Wert des Unternehmens zu positiv einschätzt. Beträgt der Wert der Aktie beispielsweise 100 Euro, und steht der Marktpreis - beispielsweise aufgrund eines Panikverkaufs an der Börse - bei 60 Euro, kann der Wert der Aktie um 40 Prozent fallen, ohne dass der Investor sein Kapital verliert. Zum anderen erhöht die Sicherheitsmarge die Investitionsrendite: Wer etwas für 60 Euro kauft, was 100 Euro wert ist, erzielt nur durch den Einkauf 66,7 Prozent - und die kommen zur Wertsteigerung hinzu, die ein großartiges Unternehmen über die Zeit erzielt.

(4) Denke und handele langfristig. - Unverzichtbar für den umsichtigen Investor ist Geduld und langer Atem. Wann der Boom in einen Bust umschlägt, lässt sich nicht mit Gewissheit voraussagen. Es gibt dafür keine verlässliche Prognoseformel. Der umsichtige Investor sollte daher auch kein "Markt-Timing" betreiben nach dem Motto: Ich verkaufe jetzt, weil ich das Gefühl habe, der Markt wird bald einbrechen, und ich steige dann wieder ein, wenn die Lage sich gebessert hat.

Auf diese Weise erfolgreich zu sein, ist den wenigsten von uns vergönnt. Die meisten verkaufen zu früh, kaufen zu spät, verursachen hohe Kosten, und die Investitionsrendite leidet. Was man braucht, ist die mentale Fähigkeit, durch die Börsenzyklen hindurch an seinen großartigen Unternehmen festzuhalten.

Der umsichtige Investor ist gut beraten, die Augen nicht vor den Problemen des weltweiten ungedeckten Papiergeldsystems zu verschließen - und angesichts dieser Probleme sollte er bei seinen Investitionsentscheidungen diszipliniert erprobten Handlungsprinzipien folgen. Sie helfen ihm Kurs zu halten in einem Umfeld, in dem die Kapriolen und Exzesse der Zentralbankpolitiken drohen, immer wilder zu werden.

Das Befolgen von erprobten Handlungsprinzipien verringert die Irrtumsanfälligkeit beim Investieren. Immanuel Kant soll dazu das letzte Wort haben: "Irrtümer entspringen nicht allein daher, weil man gewisse Dinge nicht weiß, sondern weil man sich zu urteilen unternimmt, ob man gleich noch nicht alles weiß, was dazu erfordert wird."


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


Dieser Beitrag wurde am 25. Oktober 2017 in ähnlicher Form in der WirtschaftsWoche Online veröffentlicht.



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