Im Fegefeuer der Absurditäten
24.11.2017 | John Mauldin
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Ein im Jahr 2016 auf der Webseite Quartz veröffentlichter Artikel mit der Unterüberschrift "Die Welt ist wahnsinnig geworden" macht deutlich, wie grotesk das alles ist:
"Wenn Sie zufällig irgendeine Staatsanleihe kaufen, dann besteht eine Chance von einem Drittel, dass Sie einen Verlust machen, falls Sie die Anleihe halten, bis sie fällig wird. Das heißt, dass rund ein Drittel aller Staatsanleihen der Industrienationen nach Angaben von Citi jetzt negativ verzinst werden. Gemessen am Marktwert handelt es sich um Anleihen in Höhe von insgesamt 7 Billionen $.
[Das war im letzten Sommer. Mittlerweile sind es 9 Billionen $, d. h. es ist noch schlimmer geworden. - JM] Die Investoren bezahlen also im Grunde genommen den Kreditnehmer dafür, dass sie ihm Geld leihen dürfen. Sie geben ihm 100 $ und bekommen ein paar Jahre später 99 $ zurück. In der Eurozone ist sogar mehr als die Hälfte aller ausstehenden Anleihen auf diese Weise bewertet."
Nichtsdestotrotz hatten die Ökonomen, die sich all das ausgedacht haben, ihre Gründe. Sie glaubten, die niedrigeren Zinsen und die Finanzspritzen würden Arbeitsplätze schaffen, die Investitionen ankurbeln und letztlich Inflation hervorrufen. Dann sollten die Impulse zurückgefahren werden, bevor die Inflation außer Kontrolle geriet. Ihre Messlatte für diese komplizierte Angelegenheit ist die Arbeitslosenquote. In einer Wirtschaft mit "Vollbeschäftigung" wartet die Inflation angeblich schon hinter der nächsten Ecke. Dargestellt in einer Grafik (von Gary Shilling) sieht diese theoretische Beziehung etwa so aus:
Tatsächlich haben wir aktuell eine sehr niedrige Arbeitslosenquote, die allerdings von hartnäckig geringen Inflationsraten begleitet wird. Warum ist das so? Genau weiß das niemand. Es kursieren verschiedene Theorien, aber bisher hat sich noch keine davon als nützlich für die Wiederherstellung der Phillipskurve erwiesen. Hier ist noch ein Chart von Gary Shilling, der die Realität abbildet:
Das Resultat ist eine seltsame Wirtschaft, in der die Menschen, die arbeiten wollen, größtenteils einen Job haben, aber dennoch zutiefst unzufrieden, gestresst, überschuldet und oft wütend sind. Sehen Sie sich den folgenden Chart des realen mittleren Haushaltseinkommens an, den mir mein Freund Murat Koprulu geschickt hat: