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Die blockierte Zinswende

19.02.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 4 -
Versicherung

Was bedeuten diese Überlegungen für den Goldpreis? Für den Goldpreis ist ein Umfeld niedriger Realzinsen tendenziell positiv: Die Kosten der Goldhaltung (in Form entgangener Zinserträge) sind gering, und die Goldnachfrage zu Wertaufbewahrungszwecken nimmt zu.

Aber auch in dem Fall, in dem es zu steigenden (Real-)Zinsen käme, ist Gold weiterhin attraktiv aus Anlegersicht. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass eine echte Zinswende zu Problemen in der internationalen Wirtschafts- und Finanzarchitektur führt, ist groß - wie die voranstehenden Überlegungen in diesem Aufsatz angedeutet haben.

Vor dem Hintergrund beider Zins szenarien ist so gesehen früher oder später mit einer Belebung der Goldnachfrage zu rechnen: aufgrund von Wertaufbewahrungs- und Versicherungszwecken.

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Quelle: Thomson Financial


Dass der Goldpreis beim jüngsten Zinsauftrieb nicht "unter die Räder" gekommen ist, erklärt sich durch die recht stabile Gold-ETF-Nachfrage. Gold-ETFs werden nicht nur von privaten, sondern vor allem auch von (in der Regel recht zinssensiblen) institutionellen Investoren (Fondsgesellschaften, Hedge Funds, Pensionskassen etc.) gehalten (Abb. 6 a). Die in Vergangenheit recht enge und positive Verbindung zwischen den Goldbeständen der ETFs und dem Goldpreis (in USD gerechnet) gibt zudem den Erwartungen für einen weiteren Preisanstieg des Goldes Raum (Abb. 6 a und b).

Abschließend soll die Aufmerksamkeit noch einmal auf die Versicherungsfunktion des Goldes gelenkt werden. Die Kaufkraft des gelben Metalls kann - anders als die des ungedeckten Papiergeldes - durch eine Zinssenkungs- und Geldvermehrungspolitik der Zentralbanken nicht dauerhaft herabgesetzt werden.

Im Gegenteil: Die Erfahrung zeigt, dass Gold - anders als Bankeinlagen - über lange Zeiträume seine Kaufkraft bewahrt (zuweilen auch vergrößert) hat. Zudem trägt Gold kein Zahlungsausfall- beziehungsweise Kreditausfallrisiko wie Bankguthaben in Form von Sicht-, Termin- und Sparguthaben. Gold verliert selbst im Zuge von Bankpleiten und Schuldenstreichungen seinen (Tausch-)Wert nicht.

Damit deckt Gold einen Risikoaspekt ab, der im Zuge einer echten Zinswende - sollte sie denn tatsächlich kommen - relevant wird: Nicht nur die Konjunktur gerät ins Trudeln, sondern auch das Banken- und Finanzsystem. Insgesamt gesehen spricht jedoch einiges dafür, dass keine echte Zinswende ins Haus steht.

Ziehen die Kapitalmarktzinsen zu stark an, werden vermutlich die Zentralbanken in Aktion treten und die echte Zinswende blockieren - beispielsweise indem sie erneut als Käufer für Anleihen im Markt auftreten. Das spricht dafür, dass letztlich die inflationäre Geldpolitik, die in den letzten Jahren vor allem die Preise für Aktien und Häuser in die Höhe befördert hat, weitergeführt wird.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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