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Welthandel am Scheideweg

19.03.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Das bessere Szenario wäre ein Erstarken des internationalen Standortwettbewerbs. Die US-Politik sorgt mittels Steuersenkungen und Importzöllen dafür, dass Unternehmen in aller Welt einen Anreiz haben, ihre Produktion in die USA zu verlagern. Das erzeugt Druck auf die anderen Länder, die Bedingungen des Wirtschaftens innerhalb ihrer eigenen Grenzen zu verbessern: Steuern zu senken und administrative Hürden, die dem Wirtschaften entgegenstehen, abzubauen. Denn ansonsten droht ihnen eine Abwanderung der produktiven Kräfte und damit wirtschaftlicher Niedergang.

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Quelle: Statistisches Bundesamt


Für die Länder in der Europäischen Union (EU) führt eine Verschärfung des internationalen Standortwettbewerbs allerdings zu einem besonderen Problem: Denn die EU-Kommission ist es, die (seit Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages am 1. Dezember 2009) für die Handelspolitik der Gemeinschaft zuständig ist: Sie verhandelt, der Rat, das Europäische Parlament und auch die Mitgliedstaaten beschließen. Die neue US-Administration ist jedoch bekanntlich kein Befürworter oder gar Förderer supranationaler Architekturen. Was, wenn sie nicht mit der EU-Kommission, sondern mit den einzelnen EU-Ländern zu verhandeln wünscht?

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen


US-Präsident Trump hat unmissverständlich deutlich gemacht, dass die bisherigen Eckpfeiler der internationalen Handelsordnung - wie die World Trade Organization (WTO) und multilaterale Handelsabkommen wie das North American Free Trade Agreement (NAFTA), das vorgesehene Trans-Pacific Partnership (TPP) sowie das Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP) - dem Wohlstand Amerikas nicht dienen, sondern schaden. Was also, wenn die USA beispielsweise nicht mit der EU, sondern nur einzeln mit Ländern verhandeln wollen? Spannungen in der Gemeinschaft sind absehbar. Es könnte die EU aufgrund wachsender Interessenunterschiede zwischen den Teilnehmerländer sogar sprengen.


Box 2: Zum US-Dollar-Außenwert

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen


Seit den 1970er Jahren haben die USA ein chronisches Leistungsbilanzdefizit (Abb. 3). Das heißt, sie importieren mehr Güter, als sie exportieren. Anleger aus aller Welt finanzieren das Defizit, indem sie US-Dollar akzeptieren. Das damit verbundene Angebot von US-Dollar auf den Devisenmärkten dürfte einen maßgeblichen Beitrag geleistet haben, warum der Außenwert des Greenbacks in den letzten Jahrzehnten im Trend gefallen ist. Das Bild könnte sich in den kommenden Jahren ändern.


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