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Welthandel am Scheideweg

19.03.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 4 -
Denn belebt sich die Güterproduktion in den USA zu Lasten von Importen (beispielsweise weil Auslandsunternehmen, angelockt durch Steuervorteile, verstärkt in den USA investieren und produzieren), schrumpft das US-Leistungsbilanzdefizit. Das US-Dollar-Angebot nimmt tendenziell ab, und das spräche für einen Aufwertungsdruck auf den Außenwert des US-Dollar. Auf die Rückbildung des US-Defizits seit etwa 2006 hat der US-Dollar bereits mit einer Aufwertung reagiert (die sich allerdings am äußeren Rand nicht fortgesetzt hat).


Die Folgen für den Boom

Dass die US-Handelspolitik notwendigerweise in ein problematisches Szenario führt, ist keine ausgemachte Sache. Die protektionistischen Sticheleien der USA könnten letztlich eine positive Wirkung entfalten: Sie sorgen für einen erhöhten Standortwettbewerb, steigern den Anpassungs- und Reformdruck auf die Volkswirtschaften, um konkurrenzfähiger zu werden - beispielsweise durch ein Absenken der Steuern und den Abbau von Regularien. Weltweit wäre dann mit mehr Wachstum und Beschäftigung zu rechnen. Mit anderen Worten: Der "Boom" ginge weiter, er stünde nicht unmittelbar vor dem Platzen.

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. (1) Schulden der nicht-finanziellen Sektoren (d. h. ohne Banken- und Finanzsektoren)


Nach wie vor befinden sich die Volkswirtschaften weltweit in einer Aufschwungphase, die die Zentralbanken durch ihre Politik des Niedrigzinses und vor allem auch ihre Kredit- und Geldmengenvermehrung angestossen haben, und die sie bislang in Gang halten. Solange die Volkswirtschaften wachsen, werden die negativen Folgen des Booms - vor allem die Kapitalfehlallokation auf breiter Front - quasi unter den Teppich gekehrt, sind nicht unmittelbar sichtbar. Im Gegenteil: Die Niedrigzinsen und die Geldmengenausweitung blähen die Vermögenspreise auf - beispielsweise die Aktien- und Häuserpreise - und gaukeln damit steigenden Wohlstand vor (Abb. 4 a).

Zudem sind in einem Wachstumsumfeld die Kreditgeber bereit, neue Kredite zu vergeben. Weltweit steigt daher auch die Verschuldung weiter an (Abb. 4 b). Mittlerweile liegen die Schuldenstände über dem Niveau, das vor dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise zu beobachten war. Doch ein Boom dauert nun einmal nicht ewig. Er kippt früher oder später in einen Bust um. Der von den Amerikanern angestossene Veränderungsdruck auf die bestehende internationalen Arbeitsteilung und den Welthandel haben - wenn die Länder nicht miteinander kooperieren - sicherlich das Potential, einen Bust herbeizuführen.

Die USA sind der dominante Spieler, wenn es um die Neuformierung der internationalen Arbeitsteilung geht. Sorgt ihre Handelspolitik für verstärkten Standortbewettbewerb, unterstützt das letztlich die Wachstumskräfte weltweit. Es würde auch bedeuten, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der aktuelle Boom zunächst weitergehen kann. Gibt es jedoch kein kooperatives Zusammenspiel der Länder, leidet die internationale Arbeitsteilung und damit Wachstum und Beschäftigung.

Das würde dem Boom den Boden entziehen. Wie problematisch eine neuerliche Finanz- und Wirtschaftskrise wäre, braucht an dieser Stelle nicht betont zu werden. Die Wahrscheinlichkeit eines positiven Szenarios überwiegt, aber das Risiko eines negativen Szenarios ist nicht zu übersehen.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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