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Risiken der US-Dollar-Aufwertung - Folgen für den Goldpreis

14.05.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Das kann sich rasch ändern, wenn es zu weiteren Zinserhöhungen der US-Zentralbank kommt und der US-Dollar gegenüber den Schuldnerländern aufwertet. Verschärfungen in den Kreditmarktkonditionen haben sich in der Vergangenheit schon häufig als problematisch für den Konjunkturgang und die Lage auf den Finanzmärkten erwiesen. Doch wie erklärt sich die immer noch recht entspannte Lage auf den Kreditmärkten, insbesondere auch angesichts einer nun doch bereits weit vorangeschrittenen Phase im Konjunkturzyklus?

Die Antwort findet sich vermutlich bei den Zentralbanken. Die Finanzmarktakteure gehen davon aus, dass die Zentralbanken eine neuerliche Wirtschafts- und Finanzmarktkrise nicht zulassen, dass sie sie mit geldpolitischen Mitteln "bekämpfen" werden. Das würde bedeuten, dass bei nachlassender Konjunktur oder ungewollt stark steigenden Kreditkosten die Zentralbanken gegensteuern: dass beispielsweise die Fed die Zinsen senkt beziehungsweise US-Dollar suchenden Kreditnehmern beispringt und die benötigte Kredit- und Geldmenge bereitstellt.

Die Finanzmarktakteure scheinen mit dem Fortbestand des "Sicherheitsnetzes" zu rechnen. Das könnte auch erklären, warum auf den Kreditmärkten eine anhaltende Sorglosigkeit zu beobachten ist - trotz weiter ansteigender Verschuldung, insbesondere auch der Fremdwährungsverschuldung. Ein nicht von der Hand zu weisendes Szenario wäre demnach eine erneute Liquiditätsausweitung als Antwort auf mögliche Probleme in den Kreditmärkten.

Abb. 5 zeigt den Goldpreis (USD/oz) in Abhängigkeit des US-Dollar-Außenwertes. Man erkennt den bekannten Zusammenhang: In den letzten Jahrzehnten ging ein aufwertender US-Dollar einher mit einem geringeren Goldpreis (und umgekehrt). Die rot eingekreisten Punkte markieren einen besonders interessanten Befund: Seit etwa Beginn 2014 scheint sich die Goldpreis-US-Dollar-Beziehung strukturell verändert zu haben (in der Grafik hat sie sich nach rechts verschoben).

Das heißt, dass in den letzten gut vier Jahren ein aufwertender US-Dollar mit einem tendenziell unveränderten Goldpreis einhergegangen ist. Dahinter könnte sich verbergen, dass der US-Dollar zwar nach wie vor der bevorzugte "sichere Hafen" in der Welt der ungedeckten Papierwährungen ist, dass aber Investoren im Gold eine attraktive "Rückversicherung" gegen Probleme im US-Dollar erblicken.

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Quelle: Thomson Financial; Berechnung Degussa. (1) Handelsgewichteter Wechselkurs (nominal) des US-Dollar gegenüber den US-Handelspartnerwährungen. Steigt (fällt) der Wechselkurs, wertet der US-Dollar auf (ab). Zeit: Februar 1973 bis April 2018


Vor diesem Hintergrund des Gesagten lassen sich zwei Schlussfolgerungen ziehen: (1) Die stark gewachsene US-Dollar-Fremdverschuldung vieler Länder könnte bei steigenden US-Zinsen und einem aufwertenden US-Dollar den internationalen Kreditmärkten Probleme bescheren. (2)

Käme es hier zu Verspannungen, erscheint es wahrscheinlich, dass die Zentralbanken auf die Politik der niedrigeren Zinsen und der Geldmengenausweitung umschwenken. Angesichts eines solchen Szenarios erscheint das Halten von Gold als "Vorsichtskasse" und Versicherung sinnvoll.

Die Kaufkraft des Goldes kann durch Geldmengenvermehrung nicht beeinträchtig werden, und zudem trägt das gelbe Metall - anders als Bankeinlagen und kurzlaufende Schuldpapiere - kein Zahlungsausfall- beziehungsweise Kontrahentenrisiko. Wer Gold nicht zu teuer kauft (und es gibt gute Gründe für die Einschätzung, dass Gold derzeit nicht zu teuer ist1), der hat zudem die Chance, dass der Goldpreis in der Krisenphase steigt, und er dann teures Gold gegen zum Beispiel billige Aktien von guten Unternehmen eintauschen kann.

Gold stellt so gesehen nicht nur eine Portfolioversicherung dar, sondern die Goldhaltung kann auch dazu beitragen, die Investitionsrendite zu erhöhen. Das könnte übrigens auch erklären, warum die Gold-ETF-Nachfrage - die vor allem auch von institutionellen Investoren angetrieben wird - seit geraumer Zeit steigt trotz höherer.

1 Siehe hierzu den Degussa Marktreport vom 27. April 2017, insb. S. 10.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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