Sorglosigkeit auf den Finanzmärkten
25.06.2018 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Quelle: Thomson Financial
(1) Nominalzins abzüglich Jahresanstieg der Konsumgüterpreise in Prozent
(1) Nominalzins abzüglich Jahresanstieg der Konsumgüterpreise in Prozent
Gold als Portfolioversicherung
Das Sicherheitsnetz, das die Zentralbanken aufgespannt haben, hat bislang nicht zu einem auffälligen Ansteigen der Inflationserwartungen geführt. So gesehen haben die Investoren nach wie vor großes Vertrauen in die Bereitschaft und Fähigkeit der Zentralbanken, das Wirtschafts- und Finanzsystem in Gang zu halten und dabei zugleich auch den Geldwert zu bewahren. Die Finanzmärkte glauben, dass den Zentralbanken - die ja die eigentliche Ursache für Konjunktur- und Finanzmarktkrisen sind - das Unmögliche, die Quadratur des Kreises, gelingt.
Das Ansteigen der realen langfristigen US-Zinsen - sie betragen derzeit etwa 0,8 Prozentpunkte (nach minus 0,9 Prozentpunkten im Dezember 2012) - hat sich als Belastung für den Goldpreis erwiesen. Das aber kann nicht überraschen: Ein steigender (positiver) Realzins verringert die Nachfrage nach Geld und Gold, aber auch nach Aktien und Häusern. Ein steigender Realzins übt preissenkende Effekte auf Aktien, Häuser und Gold (gegenüber den offiziellen Währungen) aus.
Quelle: Thomson Financial
(1) Ermittelt aus Inflationsswaps (für Konsumentenpreisinflation in fünf Jahren für die dann kommenden fünf Jahre)
(2) Ermittelt aus inflationsindexierter US-Staatsanleihe
(1) Ermittelt aus Inflationsswaps (für Konsumentenpreisinflation in fünf Jahren für die dann kommenden fünf Jahre)
(2) Ermittelt aus inflationsindexierter US-Staatsanleihe
Die entscheidende Frage ist nun: Werden die Zinsen weiter steigen, wird man wieder dauerhaft positive reale Renditen mit festverzinslichen Papieren verdienen können? Die Wahrscheinlichkeit dafür sollte der Anleger nicht zu hoch ansetzen. Denn steigende Realzinsen hält das weltweite Schuldgeldsystem wahrscheinlich gar nicht mehr aus, sie würden vermutlich das System in die nächste Krise führen (deren Eintrittswahrscheinlichkeit an den Finanzmärkten momentan als relativ gering eingestuft wird).
Für Anleger, die ein "Euro-Klumpenrisiko" vermeiden wollen, sind US-Dollar oder Schweizer Franken, vor allem aber die "Währung Gold" Alternativen. Letztlich gibt es aber nur eine wirklich verlässliche Währung: das Gold. Dass der Goldpreis derzeit nicht höher steht, hat vor allem einen Grund: Es herrscht Sorglosigkeit auf den Finanzmärkten. Den umsichtigen Anleger sollte das nicht irritieren, es sollte ihn vielmehr ermutigen, Gold zu kaufen, um sein Portfolio zu versichern.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH