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Asylstreit geklärt - Trump unter Druck

03.07.2018  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1633 (07:33 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1591 im US-Geschäftmarkiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.12. EUR-CHF oszilliert bei 1.1573.

In der Nacht gab es zwischen der CDU und CSU eine Einigung im Asylstreit. Der Kompromiss bedarf noch der Zustimmung in der Großen Koalition. Damit ist ein Problemfeld, das die Märkte belastete, die Zustimmung in der Koalition vorausgesetzt, zumindest temporär eliminiert.

Präsident Trump gerät mit seiner Handelspolitik zunehmend unter Druck: Belastbare Berichte über seine Drohungen gegenüber der WTO, dass die USA aus der Welthandelsorganisation austreten werden, kursierten die letzten Tage. Handelsminister Ross sah sich gestern genötigt, diese Berichte zu dementieren. Auch Trump meldete sich zu Wort. "Die WTO hat die USA sehr schlecht behandelt und ich hoffe, sie ändert dies."

Unsere Einlassung: Es gibt ein Regelwerk, dem die USA zustimmten. Auf Basis dieses Regelwerks werden alle 165 Mitglieder gleich behandelt. Es stimmt, dass die USA keine Vorzugsbehandlung erfuhren. Moniert Trump genau das? Fakt ist, dass die USA die WTO schlecht behandeln (Thema u.a. Schiedsgerichtsbesetzung)! Zum Thema eines angedrohten Austritts aus der WTO, sagte Trump, dass derzeit noch nichts geplant sei.

Unsere Einlassung: Nun, der Druck (siehe weiterer Kommentar) aus den USA auf Trump nimmt zu, diese Eskapade nicht zu weit zu treiben, ergo mildere Töne. Trump monierte, dass die USA im Welthandel benachteiligt werden und die WTO nichts dagegen unternommen habe.

Unsere Einlassung: Wir bemühen uns um eine Portion Mitleid, können aber keine Fakten erkennen, die dieses Selbstmitleid untermauern helfen könnten.

Große Teile der US-Wirtschaft wehren sich gegen die Handelspolitik Trumps. Die US-Handelskammer kommt im Rahmen einer Studie zu der Erkenntnis, dass ein eskalierender Konflikt die amerikanischen Verbraucher treffen würde. Die relevante Studie basiert auf Daten aus dem US-Handelsministerium sowie auf Zahlen von Regierungsstellen in China, Mexiko, Kanada und der EU.

O-Ton seitens des Präsidenten der US-Handelskammer: "Die Regierung droht die wirtschaftlichen Fortschritte zu untergraben, für die sie so hart gearbeitet hat. Ziel der USA müsste eigentlich ein freier und fairer Handel sein, aber so nicht."

Die harsche Kritik an Trump ist bemerkenswert, da die bedeutende US Handelskammer grundsätzlich republikanische Präsidenten unterstützt. Auch das Gespräch Trump/Rutte impliziert potentielles Entspannungspotential. US-Präsident Trump sagte bei seinem Treffen mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Rutte, dass es schon sehr bald zu Handelsgesprächen mit der EU kommen werde. Die EU sei daran interessiert, etwas auszuarbeiten.


Fazit zum Thema Trump-Zölle und Handelspraktiken:

Die normative Kraft des Faktischen, die von der US-Handelskammer und zuvor von GM thematisiert wurde, entfaltet zumindest in Ansätzen Wirkung. Das Risiko bleibt, dass nicht Pragmatismus im Rahmen der gegebenen Realitäten, sondern ideologisches Handeln im Rahmen der neokonservativen Ideologie (Geopolitik vor Ökonomie) das Handeln der US-Regierung bestimmt. Die Verbalakrobatik, die uns aus Washington erreicht, darf jedoch verstärkte Hoffnungen auf Pragmatismus nähren.

Insgesamt lieferten die letzten 24 Handelsstunden eine leicht rückläufige Tendenz bei der zuvor angezogenen Risikoaversion.

Der Datenpotpourri der Eurozone, der uns in den letzten 24 Handelsstunden erreichte, war grundsätzlich positiv.

Zwar fiel der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex per Juni gemäß finaler Berechnung mit 54,9 um 0,1 Punkten tiefer als erwartet aus, aber das ändert nichts an dem mehr als auskömmlichen Wachstumsbild im Sektor des verarbeitenden Gewerbes der Eurozone.

Die Arbeitslosenquote der Eurozone setzte per Mai einen positiven Akzent. Die Quote stellte sich auf 8,4% (Prognose 8,5%) nach zuvor 8,5%. Damit sank die Quote auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2008 (Allzeittief 7,10%per 12/2007).

Aus Spanien setzten die Kraftfahrzeugdaten positive Impulse. Per Juni legte der Kfz-Absatz im Monatsvergleich um 5,1% und im Jahresvergleich um 8,0% nach zuvor 7,2% zu.

Aus den USA kamen gute Stimmungsdaten und ein weniger guter Realwert. Die US-Bauausgaben nahmen per Mai um 0,4% im Monatsvergleich zu. Die Prognose lag bei +0,5%. Mehr noch wurde der starke Vormonatswert von +1,8% auf +0,9% im Rahmen der Revision halbiert. Ergo wurde auf Sicht der Berichtsmonate April/Mai die Konsensusprognose deutlich um 1% verfehlt.

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Sektor des verarbeitenden Gewerbes legte per Juni gemäß finaler Berechnung von zuvor 54,6 auf 55,4 Punkte zu.

Auch das von ISM berechnete Pendant setzte mit einem nicht erwarteten Anstieg per Juni von 58,7 auf 60,2 Punkte (Prognose 58,4) ein positives Ausrufungszeichen bezüglich der Stimmung.

Die Divergenz Stimmung zu realen Daten ist auffällig. Auch im 1. Quartal 2018 lieferte die US-Realität am Ende ein wenig kongruentes Bild mit den Stimmungsindikatoren bezüglich einer historischen Betrachtungsperspektive.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert, sofern das Unterstützungsniveau bei 1.1490 - 1.1520 nicht unterschritten wird.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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