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Unerfüllbare Versprechen

06.07.2018  |  John Mauldin
- Seite 4 -
Das sieht nicht nur Bain so. McKinsey von Boston Consulting und andere Think Tanks prognostizieren ähnliche Arbeitsplatzverluste, die das CBO nicht in Betracht zieht. Allerdings wird das dazu führen, dass weniger Menschen Sozialbeiträge und Steuern zahlen werden. Folglich werden die Staatseinnahmen deutlich sinken, es werden noch größere Defizite zu verzeichnen sein und mehr arbeitslose Menschen werden auf Sozialhilfe angewiesen sein.

Anmerkung: Die meisten Stellenverluste wird es in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre geben, sobald die neue Technologien stärker zum Tragen kommen. Neue Technologien bringen immer auch neue Arbeitsplätze mit sich. Aber leider nicht an den Stellen, an denen die alten Arbeitsplätze verloren gingen oder in den Branchen, für die die Menschen ausgebildet sind. Um eine Aussage von Jerry Lee Lewis zu umschreiben: Es wird eine Menge Umschulungen geben müssen.

Machen Sie sich also bei allen Schätzungen über zukünftige Defizite und Schulden bewusst, dass diese Zahlen in Wirklichkeit noch schlechter ausfallen werden. Es wird weniger Menschen geben, die arbeiten und Steuern zahlen und mehr Menschen, die länger leben und Sozialleistungen erhalten. Verabschieden Sie sich von Ihren bisherigen Annahmen.


Die Bedrohungen nehmen kein Ende

Der Staatshaushalt sieht also schrecklich aus. Noch schlechter, wenn man die ungedeckten Verbindlichkeiten hinzunimmt. Was könnte noch schiefgehen? Eine Menge. Ich werde nur vier weitere Möglichkeiten nennen.

Erstens: Zumindest ein Teil der Rentenschulden auf einzelstaatlicher und lokaler Ebene, die ich vor zwei Wochen beschrieben habe, könnten ein Problem der Bundesregierung werden. Genügend US-Bundesstaaten befinden sich in Schwierigkeiten, um mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Art Bail-out vom Kongress zu erhalten. Vielleicht nicht von diesem Kongress. Aber wenn es ein demokratischer Kongress ist? Das wäre eine komplett andere Situation. Das würde die Staatsausgaben um Billionen von Dollar erhöhen.

Zweitens: Das CBO und so gut wie jeder andere auch, nimmt an, dass die Welt größeren Kriegen aus dem Weg gehen wird. Neben Tod, der Zerstörung und der Ressourcenumverteilung sind Kriege vor allem teuer. Unsere relativ geringe (in historischer Hinsicht) Einmischung im Irak und in Afghanistan brachte Billionen neuer Schulden mit sich. Werden wir die nächsten zwei Jahrzehnte ohne derartige Aktionen überstehen, egal ob groß oder klein? Ich hoffe es inständig, würde jedoch offensichtlich nichts darauf verwetten.

Drittens: Die Technologien zur Lebensverlängerung, deren Erfindung ich bald erwarte, werden die Ausgaben für die Rentenversicherung erhöhen, da die Menschen länger leben werden. Dadurch könnten ebenfalls die Einkommenssteuereinnahmen gesteigert werden, wenn die Leute auch länger arbeiten, aber es ist nicht klar, in welche Richtung die Waage schwenken wird. Das wird wahrscheinlich zu einem Nettorückgang in der Bilanz führen, zumindest anfänglich. Und spätestens ab Mitte der 2030er Jahre, wenn die wahre Verjüngungstechnologie allgemein erhältlich ist, können Sie sich ohnehin von Ihren versicherungsmathematischen Annahmen verabschieden.

Viertens: All dies geht davon aus, dass diejenigen, die Kapital verleihen können, weiterhin interessiert daran sind, Geld an die US-Regierung zu verleihen. Das wird womöglich nicht länger der Fall sein, sobald die finanzielle Situation der Regierung zunehmend unsicher wird. Ja, das haben wir schon einmal gehört und es erwies sich als grundlos. Die Dinge verändern sich. Die Tatsache, dass die Menschen falschen Alarm geschlagen haben, bedeutet nicht, dass es dort draußen keine Gefahren gibt.


Die Venusfliegenfalle der westlichen Zivilisation: Ansprüche

Mein Freund, Dr. Woody Brock, einer der besten Volkswirtschaftler und sozialen Kommentatoren, die ich kenne, schrieb in der letzten Woche ein großartiges Essay über das Anspruchsproblem. Ich werde mit einigen Zeilen seines Briefs schließen:

"Der Tod des erweiterten Familienkreises innerhalb der G-7-Nationen während des Zeitraums von 1850 bis 1950 wird als eine der bedeutsamsten Entwicklungen der letzten Jahrhunderte in die Geschichte eingehen. Denn es war diese Entwicklung, die den Aufstieg des modernen Wohlfahrtsstaats mit seinen lähmenden Renten- und medizinischen Versprechen an alle Bürger ermöglichte. Wie begann die heutige Anspruchskrise, warum eskaliert sie immer mehr und was können wir dagegen tun?

Die Steuerreform von Präsident Trump wurde zurecht dafür kritisiert, dass sie das US-Haushaltsdefizit erhöht. Für viele schien das skrupellos zu einem Zeitpunk, an dem die US-Staatsschulden bereits 100% des BIPs entsprachen. Jedoch haben diese Kritiker wie jeder andere auch Stillschweigen über das deutlich größere Schuldenwachstum bewahrt, das von stetig zunehmenden Sozialausgaben ausgelöst werden wird. Diese Aussicht wurde bereits vor einem Jahrzehnt durch das parteiübergreifende Simpson-Bowles-Komitee als die mit Abstand größte Bedrohung für die Zukunft der USA identifiziert.

Die Prognosen des CBO zeigen, dass die Sozialleistungen innerhalb von 18 Jahren alle Steuereinnahmen der USA verschlingen werden - ohne etwaige Mittel für die Zinszahlungen der Schulden und für das Militär übrigzulassen. In Deutschland, wo man stolz die jährlichen Ausgaben bezahlt, ohne Schulden zu machen, schätzt die Deutsche Bank, dass man bis zum Jahr 2045 eine Einkommenssteuer von 80% (gesamt, nicht als Spitzensteuersatz) zur Finanzierung des Umlageverfahrens benötigen wird. Die gesamte Arbeiterschaft des Landes befände sich im Dienste der Senioren. Andere Nationen stehen noch schlimmeren Aussichten gegenüber."



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